Das Investitionsvolumen des Wissenschaftsfonds FWF von zuletzt 237 Millionen Euro im Jahr 2019 macht die Grundlagenforschung zu einer der Säulen für Österreichs Innovationskraft. Im letzten Jahr konnten über 700 neue Projekte beim Wissenschaftsfonds reüssieren. Insgesamt arbeiten aktuell in 2.400 FWF-Projekten rund 4.200 Forschende, darunter knapp 2.000 Doktorandinnen und Doktoranden sowie 1.400 Postdocs.

Die aktuellen Leistungszahlen verdeutlichen laut dem FWF per Aussendung die stimulierende Kraft der heimischen Spitzenforschung für Wirtschaft und Gesellschaft. In schwierigen Zeiten zeige sich, worauf es ankommt: Eine lebendige Forschungslandschaft bringt Wissen und Werkzeuge hervor, die das Leben vieler Menschen verbessern und die Konjunktur beleben. Grundlagenforschung sorgt für kommende Herausforderungen vor.

"Planbarkeit, Vertrauen in den Standort und ein hohes Qualitätsniveau machen es Forschenden möglich, Wissen von Weltformat hervorzubringen und für künftige gesellschaftliche Herausforderungen vorzusorgen", so FWF-Präsident Klement Tockner, der den Wert der Grundlagenforschung besonders in Krisenzeiten betont. "Forschende mussten bei der Corona-Pandemie nicht bei null beginnen, die Grundlagenforschung hat vorgebaut. Die Geschwindigkeit der Covid-19-Forschung wäre noch vor 20 Jahren undenkbar gewesen. Investitionen in die Wissenschaft sind Investitionen in eine bessere Zukunft."

Diese Einschätzung bestätigt auch Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (parteilos), der den Stellenwert der Grundlagenforschung im Allgemeinen und die qualitätsorientierte Förderungsvergabe des Wissenschaftsfonds FWF im Speziellen hervorhebt: "Die Krise zeigt, wie wichtig es ist, dass sich die Menschen auf die Grundlagenforschung verlassen können. Forschende tragen mit ihren Erkenntnissen dazu bei, Wege aus der Krise zu finden und künftige Bedrohungen abzuwenden. Der FWF ist mit seiner themenoffenen und ausschließlich an Qualität orientierten Herangehensweise der Schlüssel für zukunftsweisende Spitzenforschung, die auch die Wirtschaft stimuliert. Österreich wird auch künftig mit voller Kraft in seine Forscherinnen und Forscher investieren."

237,4 Millionen Euro in Grundlagenforschung investiert

Insgesamt lag die von Forschenden beantragte Summe im letzten Jahr bei 908 Millionen Euro. Davon konnten nach dem internationalen Peer-Review-Verfahren Forschungsprojekte im Umfang von 237 Millionen bewilligt werden. Den größten Anteil nehmen Forschende aus Naturwissenschaften und Technik (95,5 Millionen Euro) ein, gefolgt von Kolleginnen und Kollegen aus Biologie und Medizin (86,6 Millionen Euro) und den Geistes- und Sozialwissenschaften (55,4 Millionen Euro). Investition in die Zukunft: Zwei Drittel aller Forschenden jünger als 35 Jahre. Bei einer Gesamtbetrachtung der Altersverteilung aller laufenden, FWF-geförderten Projekte zeigt sich das große Zukunftspotenzial der heimischen Spitzenforschung: Zwei Drittel, knapp 3.000 Forscherinnen und Forscher, die sich im Qualitätswettbewerb durchsetzen konnten, sind jünger als 35 Jahre. "Diese aufstrebende Generation zeigt das Potenzial Österreichs. Allesamt wissenschaftliche Zukunftshoffnungen, die in aller Welt begehrt sind und um die wir uns besonders bemühen", so Tockner.

Universität Wien an der Spitze

FWF-geförderte Spitzenforschung findet österreichweit statt und erstreckt sich von großen universitären und außeruniversitären Standorten bis hin zu kleineren Forschungsstätten. Spitzenreiter ist die Universität Wien mit 53 Millionen Euro an eingeworbenen FWF-Investitionen, gefolgt von der Universität Innsbruck, der Medizinischen Universität Wien, der Technischen Universität Wien sowie der Universität Graz. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften konnte 2019 so viele FWF-Grants wie noch nie einwerben. Kleinere Institutionen wie das St. Anna Kinderspital oder die Ars Electronica beweisen, dass sich Wissenschaftler überall dort im Wettbewerb durchsetzen können, wo exzellente Spitzenforschung betrieben wird.

Internationale Kooperationen: Israel und Südtirol an Bord geholt

Ein besonderes Augenmerk liegt in der Spitzenforschung auf der Internationalität. Rund drei Viertel aller 2019 geförderten Projekte arbeiten mit internationalen Partnern. Darüber hinaus investierte der FWF 30 Millionen Euro im Bereich der internationalen Kooperationsprogramme - mit dem positiven Effekt, aus den Kooperationsländern zusätzliche Förderungsmittel im Umfang von zusätzlich 30 Millionen Euro an Investitionen zu generieren. Die häufigsten Kooperationsländer 2019 waren Deutschland, die USA und Großbritannien. Mit Israel und Südtirol konnten 2019 zwei weitere Länder als Kooperationspartner gewonnen werden.

Wissenschaftliche Exzellenz ist gefragt

Internationale Qualitätsmaßstäbe bestimmen auch die Förderungsvergabe, einziges Entscheidungskriterium für eine Förderung durch den FWF ist wissenschaftliche Exzellenz. Im Jahr 2019 wurden zur Beurteilung dieser rund 4.500 internationale Gutachten aus 64 Ländern eingeholt, zum Großteil von Forschenden aus den USA, Deutschland und Großbritannien.

Die Corona-Pandemie hat erneut gezeigt: Eine themenoffene Grundlagenforschung sorgt für zukünftige Herausforderungen vor, egal wie, wann und wo sie auftreten werden. Darüber hinaus stärken die Innovationen aus Wissenschaft und Forschung die Konjunktur. "Wichtig ist, dass bei den anstehenden Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft das Ziel eines höheren Wachstums durch mehr Innovation verfolgt wird. Dabei dürfen Wissenschaft und Forschung, insbesondere auch die Grundlagenforschung nicht vergessen werden. Ihnen kommt in den nächsten Jahren enorme Bedeutung für den Standort Österreich zu", erklärt Martin Kocher, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), anlässlich der Präsentation der FWF-Förderstatistik.

Aktuell schöpft Österreich sein wissenschaftliches Potenzial nur zum Teil aus, 2019 mussten exzellente Forschungsprojekte im Umfang von 60 Millionen Euro ausschließlich mangels Budgets abgelehnt werden. Für 2020 zeichnet sich aufgrund der Corona-Krise ein Rekord an Forschungsanträgen ab. Der internationale Wettbewerb um Ideen, Talente und Kooperationen wird nach der Krise noch intensiver geführt werden, schätzt das FWF die Lage ein.

Neue Akzente in der Forschungsförderung 2019/2020

Rund 400 Forscherinnen und Forscher österreichischer Forschungseinrichtungen reichten bei der ersten Auflage des 1000-Ideen-Programms Anträge ein. Mit dem Programm bringt der FWF besonders risikofreudige und innovative Forschungsideen an den Start. Die ersten Projekte starten im Juni 2020. Mit dem zweiten neuen Programm #ConnectingMinds ermutigt der FWF Forschende dazu, wissenschaftsferne Akteurinnen und Akteure einzubinden. Gefördert werden Teams, die gezielt wissenschaftliches und gesellschaftliches Wissen verbinden. Die ersten Projekte starten im Herbst 2020. Als erste Förderungsagentur in Europa gründete der FWF eine gemeinnützige Bundesstiftung als Brücke zu privaten Partnern. Ziel ist es, den Kulturwandel hin zu mehr Philanthropie in der Spitzenforschung zu unterstützen: www.alphaplusstiftung.at

2019 startete eine neue Förderungsinitiative für Kooperationsprojekte in Zentraleuropa: Im Rahmen von „CEUS – Central European Science Partnership“ können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Österreich, Polen, Slowenien und Tschechien bilaterale und erstmals auch trilaterale Forschungsprojekte beantragen.

Als Antwort auf die Corona-Pandemie initiierte der FWF eine Sars-CoV-2 Akutförderung – ein Fast-Track-Verfahren für Forschungsanträge, die sich mit der Prävention, Früherkennung, Eindämmung sowie der Erforschung von Sars-CoV-2 beschäftigen und besonders auf internationale Kooperation setzen. Angesprochen sind Projekte, die ihr Forschungsinteresse auf technische, ökologische, ökonomische, politische, rechtliche, medizinische, kulturelle, psychologische oder ethische Implikationen von Sars-CoV-2 richten. Erste Projekte werden ab Mai 2020 starten.

www.fwf.ac.at

In der Spitzenforschung wird die internationale Zusammenarbeit groß geschrieben - in 75 Prozent aller geförderten Projekte arbeiten Forschende international zusammen (Bild FWF)
237,4 Millionen Euro wurden in Grundlagenforschung investiert (Bild FWF)
FWF-Grants öffnen der nächsten Generation neue Wege - zwei Drittel aller geförderten Spitzenforscher sind jünger als 35 Jahre (Bild FWF)