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Wenn Künstliche Intelligenz (KI) die Analyse von Gehirnscans übernimmt, lassen sich frühe Anzeichen von Demenz erkennen und späterer Alzheimer bis zu zwei Jahre im Voraus vorhersagen, so Forscher der McGill University. Sie haben einen Algorithmus entwickelt und trainiert. Beim Praxistest erzielte das System eine Erfolgsquote von 84 Prozent. Eine erste Testversion des Prognose-Tools ist bereits verfügbar.

"Diese Technologie befindet sich zwar noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Unsere Tests zeigen aber, dass KI-Analysen von Gehirnscans bessere Ergebnisse liefern könnten als ihre rein menschlichen Pendants", zitiert "Livescience" den Co-Studienleiter Pedro Rosa-Neto. Eine 100-prozentige Sicherheit bei der Prognose könne dennoch auch die KI-Technik nicht liefern. "Kein System, das sich nur auf die Auswertung von Gehirnscans verlässt, kann das leisten. Rund zehn Prozent der Personen, die eine Diagnose mit 'wahrscheinlicher Alzheimer-Erkrankung' erhalten, leiden an anderen kognitiven Störungen", weiss Rosa-Neto.

"Neue Technologien bieten in Bezug auf die Vorhersage einer Alzheimer-Erkrankung viele Möglichkeiten", erklärt Alzheimer-Expertin Antonia Croy. "Ich persönlich würde dieses Prognose-Tool dennoch nicht verwenden, weil auch bei einer Trefferquote von 84 Prozent die Frage nach den übrigen Prozent offen bleibt. Das schafft eine zusätzliche Unsicherheit", meint die Expertin. Bei solchen technischen Ansätzen werde eben oft auf die psychologische Seite vergessen. "Ein persönliches Gespräch mit den Menschen kann eine Software niemals ersetzen", ist Croy überzeugt.

Mit dem entwickelten KI-Tool wollen Rosa-Neto und sein Team aber nicht nur die Prognosequalität von Alzheimer verbessern, sondern auch Ärzten dabei helfen, die idealen Testpersonen für ihre klinischen Studien zu finden. "Zur Entwicklung von Medikamenten, die das Einsetzen dieser Krankheit verlangsamen können, sind klinische Tests erforderlich, die zwischen 18 und 24 Monate dauern. Wenn Leute, die für diese Tests ausgewählt werden, in dieser Zeit aber niemals Alzheimer entwickeln, kann man auch nicht feststellen, ob ein Medikament gewirkt hat oder nicht", erläutert der Forscher die Problematik abschließend.
http://mcgill.ca
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