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Der nächste Software-Contest in Bern unterliegt dem Motto "Service-Prozesse" digitalisieren. Die fünf Business-Software-Spezialisten Abacus, Asseco, Myfactory, PSI und Stepahead treten dabei in einen Direktvergleich vor Live-Publikum. Im Interview mit ICTkommunikation erläutert Contest-Moderator Marcel Siegenthaler, warum man sich dieses Jahr den Software-Contest geben soll und was das organisierende Unternehmen Schmid + Siegenthaler Consulting neben Software-Contest und Topsoft sonst noch alles im Köcher haben.

Interview: Karlheinz Pichler

ICTkommunikation: Am 17. April geht nunmehr bereits der 7. Software Contest über die Bühne. Gibt es Änderungen gegenüber den früheren Ausgaben? Was unternehmen Sie, um dieses Format "frisch“ zu halten?

Marcel Siegenthaler: Wir orientieren uns an aktuellen Digitalisierungsthemen, mit welchen KMU konfrontiert werden. Der direkte Live-Vergleich der Systeme ist nach wie vor die Basis für den Software Contest. Dieses Jahr stehen die Ausprägungen und Stärken der einzelnen Lösungen stärker im Fokus. Dies zeigt sich unter anderem in den individuellen Anwendungsbeispielen und unterschiedlichen Aufgaben, welche die Anbieter zu bewältigen haben. Ein Novum ist die Live-Einbindung von Sensordaten. Dies unterstreicht die Bedeutung des IoT (Internet of Things). So werden wir mit einer einfachen Maschine einen Schaden simulieren und damit den Serviceprozess anstossen. Ob dies reibungslos gelingt, wird sich dann zeigen…

ICTkommunikation: Dieses Jahr lautet das Thema "digitalisierte Serviceprozesse“. Ist dieser Bereich nicht zu spezifisch gewählt? Welche Zielgruppen wollen Sie damit ansprechen?

Marcel Siegenthaler: Die Nachfrage nach Service-Dienstleistungen nimmt in praktisch allen Branchen zu. Gerade in der Schweiz gibt es sehr viele Firmen, welche sich um die Wartung und Reparaturen von technischen Geräten und Anlagen kümmern. Das Spektrum erstreckt sich über zahlreiche Anwendungsbereiche: Neben Produktionsmaschinen sind es besonders auch Anlagen in Gebäuden wie beispielsweise Heizung, Klima, Lüftung, Wasserversorgung, aber auch die IT selbst mit Servern, Backupsystemen, Stromversorgung, etc.

Während dem die Serviceleistungen selbst in der Regel von hoher Qualität sind, hat es sehr oft noch viel Potenzial in den Abläufen rund herum. Vom Auslösen der Serviceanforderungen bis zur Rechnungsstellung lässt sich vieles automatisieren. Hier kann die Prozessdigitalisierung mit überschaubarem Aufwand auch kleineren Firmen helfen, im Wettbewerb zu bleiben und zu bestehen. Nicht zu vergessen ist auch die Kundenbindung, die mit geeignetem IT-Einsatz erheblich verbessert werden kann.

ICTkommunikation:
Was alles subsumieren Sie konkret unter "digitale Serviceprozesse“?

Marcel Siegenthaler: Das Thema "Servicemanagement“ ist sehr vielfältig. Die Komplexität und Abhängigkeit der damit verbundenen Leistungen nimmt laufend zu. Gleichzeitig müssen Serviceprozesse schnell und effizient ablaufen. Moderne IT-Systeme sind dabei der Schlüssel zum Erfolg. Sie ermöglichen die Vernetzung und Automatisierung von Arbeitsschritten. Das beginnt bereits bei der Verwaltung von Serviceverträgen und der Bereitstellung von geeigneten Fachspezialisten und Ressourcen. Auslöser des operativen Serviceprozesses kann ein Telefonanruf sein, zunehmend auch ein Anstoss vom Serviceobjekt selbst auf Grund von Sensordaten. Know-how, Logistikprozesse sowie Kunden- und Gerätedaten müssen punktgenau zur Verfügung stehen. Die Einsatzplanung unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen ist ein dritter Aspekt der Digitalisierung. Und als Krönung kommt die eigentliche Leistungserbringung mit Rapportierung, Fakturierung, Dokumentation sowie Integration ins Zeitmanagement und in die Buchhaltung hinzu. Kurz: Bei der Digitalisierung geht es um sämtliche Aspekte. Entsprechend hoch ist das Optimierungspotenzial.

ICTkommunikation:
Sind sämtliche zum Contest antretenden Hersteller für diese Themen prädestiniert?

Marcel Siegenthaler: Ja, ganz sicher! Es getraut sich kein Anbieter auf die Bühne, wenn er nicht überzeugt ist, dem "Röntgenblick“ des Publikums standzuhalten. Nebst dem direkten Live-Vergleich simulieren wir mit dem Auftritt auf der Contest-Bühne auch eine gewisse Stress-Situation für die Anbieter, wie sie dies auch in realen Kundenpräsentationen und Workshops kennen. Nebst ausgezeichneten Produktkenntnissen sind Spontaneität, ein gewisses Improvisationstalent und vor allem Sozialkompetenz gefordert. Dass sich dabei jeder Hersteller im besten Licht zeigen will, liegt auf der Hand. Grundsätzlich sind alle fünf "Contestanten“ mit ihren Systemen in der Lage, solche Situationen zu meistern. Wer schlussendlich die Gunst des Publikums erobert, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab.

ICTkommunikation: Wie weit sind die Schweizer Anwenderunternehmen bereits mit dem sogenannten "Predictive Maintenance“?

Marcel Siegenthaler: Die Technologie ist grundsätzlich vorhanden. Von den Maschinen und Sensoren über die Netzwerke bis hin zu den datenverarbeitenden Systemen gibt es ausreichend Beispiele, dass Vernetzung und Automatisierung sehr weit fortgeschritten sind. Sicherheitsbedenken und Daten- bzw. Übertragungsstandards bremsen den Fortschritt allerdings noch etwas. Die grösste Hürde sind allerdings die fehlenden Business Cases. Oder etwas härter ausgedrückt: In vielen Dienstleistungsunternehmen kommen die Serviceaufträge vorderhand "einfach so“. Der Prozess beginnt, wenn das Telefon klingelt. Diese Komfortsituation ist zwar schön, aber kann durchaus gefährlich werden, wie das Parallelbeispiel beim stationären Handel und dem online Business zeigt.
Es sind verschiedene Beispiele bekannt, wo Sensordaten ungenutzt im Nirvana verschwinden, weil niemand etwas damit anfangen kann. In diesem Sinn wollen wir mit dem Contest auch ein wenig Aufklärungsarbeit leisten.

ICTkommunikation: Wie wichtig ist Künstliche Intelligenz im Bereich "Predictive Maintenance“?

Marcel Siegenthaler: KI wird in diesem Bereich für die Analyse der anfallenden Sensordaten gebraucht. Bevor man nun aber mit grossem Aufwand KI-Systeme entwickelt, kann man sich auch mal regelbasiert an das Thema herantasten. Vorschub dazu leistet die Entwicklung am Arbeitsmarkt und der Demografie: Viel Know-how ist als Erfahrung in Köpfen von Mitarbeitenden gespeichert, welche als "letzte Babyboomer“ schon bald nicht mehr im Arbeitsprozess aktiv sind. Dieses implizit vorhandene Wissen explizit und damit breiter nutzbar zu machen, ist ein Gebot der Zeit. Ist es schlimm, wenn die Anlage etwas rüttelt, die Lager ein bisschen warm sind und gleichzeitig die Stromaufnahme kontinuierlich steigt? Solche Fälle kann man auch ohne KI abfangen, vielleicht bereits vor Ort kostengünstig mit Edge-Computing. KI lässt sich heute bereits einsetzen, aber um das System anzulernen, braucht es eine sehr grosse Zahl von Fällen, die man solange als gut oder schlecht beurteilt, bis das System das selber kann. Die Systeme stehen bereit, an den Fällen mangelt es noch eher.

ICTkommunikation: Warum soll ein IT-Verantwortlicher den Software Contest eigentlich konkret besuchen?

Marcel Siegenthaler: Was ERP-Systeme im Kern können, kennt man: Finanzwesen, Stücklisten, Adressen… die spannende Entwicklung läuft aber an der Peripherie der Systeme ab. Diese Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und im eigenen Betrieb einzusetzen, kann zu Wettbewerbsvorteilen verhelfen. In jedem Contest fokussieren wir genau da drauf, darum ist das auch interessant für Besucher, die jetzt nicht gerade auf Shoppingtour für ein ERP sind. Direkt umsetzbare neuste Entwicklungen, die zudem auch in einem KMU-Budget Platz haben, thematisieren wir in der Verknüpfung von IoT mit allen anderen ERP-Daten. Das was man an diesem Contest-Tag sieht, gibt Anstösse für Verbesserungen im eigenen Unternehmen, auch mit dem bestehenden IT-System.

"DIE SPANNENDE
ENTWICKLUNG IM ERP-BEREICH
LÄUFT AN DER PERIPHERIE DER
SYSTEME AB!"
Marchel Siegenthaler

ICTkommunikation: Ist der Praxisbezug des Software Contests auch tatsächlich gegeben? Läuft das Ganze nicht etwas modellhaft ab? Wie garantieren Sie den Besuchern den Bezug auf reale geschäftlichen Begebenheiten?

Marcel Siegenthaler: Der Contest zeigt konkrete Kundenbeispiele, darunter sind typische KMU wie die Haustechnikfirma A. Baltensperger AG oder die PSB Feuerungstechnik AG, aber auch grössere Unternehmen wie die NGR Recyclingmaschinen GmbH oder den Maschinenbauer MOSCA GmbH. Das Drehbuch, welchem sich die Herausforderer stellen müssen, basiert zudem auf realen Serviceprozessen und den Erfahrungen unserer Beratungstätigkeit. Der Contest zeigt moderne Software auf dem Boden der Realität. Oder anders formuliert: Hier geht es um handfeste Lösungen.

ICTkommunikation: Noch immer sind im Schweizer Markt über 200 verschiedene ERP-Anbieter präsent. Ist da der Ausschnitt, den der Contest bietet, nicht sehr beschränkt? Oder geht es auch hier um das Modellhafte, um die modellhafte Veranschaulichung, wie eine Evaluation in der Praxis vonstatten gehen könnte?

Marcel Siegenthaler: Der Contest will nicht Marktübersicht sein, dafür haben wir unsere moderne online Datenbank auf www.topsoft.ch und die Fachmesse im August. Als letzte Stufe in einem Auswahlverfahren empfehlen wir eine Vorführung nach Drehbuch, allerdings nicht gerade mit Konkurrenten Seite an Seite, wie wir das hier durchziehen. Dieser organisatorische Teil der Veranstaltung kann vielleicht ein Stück weit als Modell dienen, allerdings legen wir hier ganz bewusst nicht direkt vergleichbare Datensätze zu Grunde. Auf diese Weise lassen sich die individuellen Ausprägungen der Systeme besser herausschälen, die Vorführungen sind authentisch und durch die von den Anbietern individuell aufgebauten Praxisdaten äusserst konkret.
Sowohl vom vorzuführenden Inhalt als auch von der Anzahl Contestanten her muss man sich auf jeden Fall auf einen Ausschnitt konzentrieren, das ist richtig, leider reichen weder Platz noch Zeit, um 200 ERP-Anbieter auf die Bühne zu holen. Nun ist es aber auch nicht so, dass alle Anbieter Schlange stehen, um beim Contest dabei zu sein. Der damit verbundene Aufwand, zu wenig geeignete Presales-Spezialisten oder auch die Tatsache, sich auf einer Bühne behaupten zu müssen, halten viele Anbieter ab. Umgekehrt zeigt sich jeweils, dass diejenigen, welche dann auf der Bühne stehen, ihr Metier beherrschen und über genügend Ressourcen verfügen.

DER CONTEST ZEIGT
MODERNE SOFTWARE AUF DEM
BODEN DER REALITÄT!
Marcel Siegenthaler

ICTkommunikation: Empfiehlt sich ein Besuch des Software Contests auch für weniger fachlich Orientierte wie etwa Geschäftsführer oder Finanzchefs?

Marcel Siegenthaler: Ja unbedingt. Das Silodenken in engen Fachdisziplinen limitiert Entwicklungen in Unternehmen. Durchgängige Prozesse vom Sensorsignal bis zur bezahlten Rechnung betreffen alle Abteilungen und da profitiert ein Unternehmen unglaublich von gemeinsam genutzten Datenbeständen und einem gemeinsamen Verständnis der wichtigen Themen. "I4.0 machen“ kann man erst dann delegieren, wenn man selbst davon etwas versteht und überzeugt dahinter stehen kann. Der Contest ist eine Form von geballter Wissensvermittlung.

ICTkommunikation: Haben Sie als Veranstalter neben dem Software-Contest und der Topsoft Fachmesse in diesem Jahr noch andere Schwerpunkte im Köcher?

Marcel Siegenthaler: Nebst den angesprochenen Live-Events bieten wir rund ums Jahr eine umfassende Informations- und Wissensplattform. Dazu gehören verschiedene Print-, Online, Video- und Social-Media-Kanäle. Themen wie Evaluation, Praxistipps, Fallstudien, Fachartikel und Marktübersichten stehen dabei ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Anwender. Unmittelbar nach dem Contest werden wir zudem eine eigene Themenwelt "Infrastructure & Security“ lancieren. Weitere solcher Communities werden in Kürze folgen. Damit wollen wir vermehrt vertikale Anwendungsbereiche und spezielle Zielgruppen ansprechen.

Software Contest 2018
Wo: Bernexpo, Bern
Wann: 17. April, 8.30-16.30 Uhr
Infos: www.software-contest.ch

Mit ICTkommunikation kostenlos an den Software Contest in Bern
Die fünf bekannten Software Anbieter Abacus, Asseco, myfactory, PSI und Step Ahead maatchen sich also am 17. April an der Bernexpo live auf der Bühne. Sie erfahren so aus erster Hand, wozu moderne Business Software fähig ist und wie sich Service-Prozesse digitalisieren und somit effektiver gestalten lassen. Als Eventpartner des Software Contest verfügen wir über ein Kontingent an kostenlosen Tickets. Nutzen Sie die Gelegenheit zu so einem kostenlosen Ticket im Wert von 380.- Schweizer Franken. Einfach ein Mail an den Veranstalter c.schmid@topsoft.ch schreiben mit dem Text: "Als Gast von ICTkommunikation möchte ich kostenlos an den Contest." - und schon sind Sie mit dabei. Alle Informationen zum Contest finden Sie unter www.software-contest.ch.

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Dr. Marcel Siegenthaler, Senior Consultant & Partner, Schmid + Siegenthaler Consulting GMBH, moderiert als Experte für Business Software den diesjährigen Contest (Bild: zVg)