Zerbrechliche Natur: Umweltthemen oft im Social Web diskutiert (Foto: pixabay.com, AndreasAux)

Nutzergenerierte Daten aus dem Social Web sind für Sozialwissenschaftler fruchtbarer Boden, um die Einstellungen der Nutzer zu Umwelt und Nachhaltigkeit zu erforschen. Die sogenannte "Social Media Date Science" sieht sich laut einer Studie der School for Environment and Sustainability der University of Michigan jedoch mit einigen Problemen konfrontiert. Die vorrangige Sorge ist der eingeschränkte Zugang zu Daten als Folge restriktiver Nutzungsbedingungen, der Stilllegung von Plattformen, der Datenmanipulation sowie von Zensur und Vorschriften.

Die in "One Earth" veröffentlichte Studie gilt als die erste, die den Umfang der Environmental Social Media Research und ihr Potenzial zur Transformation der Nachhaltigkeitswissenschaft untersucht. Die 17 Forscher haben 415 Studien analysiert, die zwischen 2011 und 2021 veröffentlicht wurden. Alle diese Untersuchungen beschäftigten sich mit dem Content von sozialen Medien in Bezug auf die Umwelt.

Laut Derek Van Berkel, einem der drei leitenden Wissenschaftler, stammen die Vorstellungen über den Klimawandel und die Umwelt zunehmend aus sozialen Medien. Online-Communities wie Reddit oder ganz einfach die Nachrichtenartikel, die von Freunden auf Facebook geteilt werden, seien zu digitalen Landschaften geworden, in denen viele Ideen geprägt und gebildet werden. Das Verstehen darüber, wie diese Ideen geformt werden, hilft Wissenschaftskommunikatoren dabei, ökologische Botschaften zu verfeinern und fordert sie dazu auf, Lücken zu füllen, wo Infos fehlen oder falsch interpretiert werden.

Trotz der möglichen öffentlichen Vorteile der Social Media Data Science, argumentieren die Studienautoren, dass die derzeitigen Geschäftsmodelle der Plattformen einen Teufelskreis geschaffen haben, bei dem die Daten der User als ein Privatvermögen angesehen werden, das für den entsprechenden Profit gekauft oder wieder verkauft werden kann. Das wiederum habe dazu geführt, dass dieses Thema zur Angelegenheit von öffentlichem Belang geworden ist und mittlerweile ein Misstrauen gegenüber Social-Media-Riesen besteht. Beides habe dazu geführt, dass heute eine grössere Nachfrage nach mehr Kontrolle vorhanden ist.

Die Studie plädiert dafür, diesen Teufelskreis durch einen "positiven Kreislauf" zu ersetzen. Dafür ist laut Johannes Langemeyer vom Institute of Environmental Science and Technology an der Autonomous University of Barcelona die Zusammenarbeit zwischen Unternehmern, Forschern und Öffentlichkeit nötig. Nachhaltigkeitsforscher können durch den Einsatz hoher ethischer Standards etwa mehr Vertrauen und Kooperation erreichen, heisst es. Die Forscher kommen zudem Schluss, dass die Bewertung von Daten aus den sozialen Medien die Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO aus dem Jahr 2015 unterstützen kann.



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