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BKW, Migros, IBM und Swissgrid wollen sich gemeinsam in dem Smartgrid-Pilotprojekt "Flexlast" engagieren, das vom Bundesamt für Energie unterstützt wird. Dabei sollen die Kühlhäuser des Migros-Verteilbetriebs Neuendorf (SO) flexibel gesteuert werden, so dass sie zur Stabilisierung des Schweizer Stromnetzes beitragen können.

Der Startschuss zu diesem Projtek soll im Oktober fallen, und es soll bis Ende 2013 laufen. „Wir möchten nicht nur die Technologie vorstellen, die hinter diesem Projekt steht, sondern auch veranschaulichen, wie industrielle Energieverbraucher ihre Prozesse umstrukturieren können, um eine optimale Einbindung in Stromversorgungssysteme zu gewährleisten – das ist eine finanzielle Win-Win-Situation“, erläutert Wolf-Christian Rumsch, Project Manager, BKW. Wenn das Projekt erfolgreich verlaufe, könnten sich dadurch für die nationale Netzgesellschaft Swissgrid Möglichkeiten ergeben, zusätzliche Marktteilnehmer für Regelleistung zu gewinnen, heisst es in einer Medienaussendung dazu. Dies wirke sich positiv auf die Beschaffungskosten von Systemdienstleistungen aus, wovon wiederum die Stromkonsumenten profitieren könnten.

Wie in einem 200 000 Quadratmeter grossen Kühlschrank – in etwa die Grösse von 30 Fussballfeldern – werden in den drei von Migros eingesetzten Kühllagern rund um die Uhr leicht verderbliche Waren bei -28 Grad Celsius gelagert. Um diese Temperatur für Gemüse, Fleisch, Fisch sowie Eis- und Backwaren aufrechterhalten zu können, werden Kälteanlagen mit einer Leistung von insgesamt drei Megawatt benötigt. Erschwerend kommt hinzu, dass beim Öffnen der Lagertüren für das Beladen der LKWs, die täglich tausende von Paletten mit Lebensmitteln an die 990 Filialen liefern, kalte Luft entweicht.

Im Rahmen des Pilotprojektes entwickeln IBM-Wissenschaftler Software und Algorithmen, die Daten über Temperatur- und Stromverbrauch der Migros Kühlhäuser sowie Stromnetzdaten von BKW und Swissgrid nutzen, um damit den Ausgleich zwischen Energieerzeugung und -verbrauch zu optimieren. Bei Sonnenschein oder kräftigem Wind laufen die Klimaanlagen in den Kühllagern auf Hochtouren, während sie runtergefahren oder vollständig abgeschaltet werden, wenn keine erneuerbaren Energien verfügbar sind.

„Wir haben uns gefragt, wie wir den Prozess intelligenter steuern können“, erklärt Roland Stadler, Fachbereichsleiter Energieeinkauf von Migros. „Wir wissen, wann unsere Lastwagen eintreffen und wieder losfahren, und wir kennen die Einsatzpläne unserer Mitarbeiter. Durch das Zusammenführen dieser Daten mit den Informationen über die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien können wir die erforderliche Temperatur der Kühllager sicherstellen und gleichzeitig einen Beitrag zur zukünftigen Stabilität des Stromversorgungsnetzes leisten.

Das Pilotprojekt soll zum energiepolitischen Ziel der Schweiz beitragen, bis 2030 den Anteil erneuerbarer Energien, vor allem aus Photovoltaik, um 5400 Gigawattstunden (GWh) zu erhöhen – das entspricht 10 Prozent des gegenwärtigen Stromverbrauchs des Landes. Laut neuesten Statistiken stammen etwa 55,6 Prozent der gesamten Stromproduktion der Schweiz aus erneuerbaren Quellen, wobei Wasserkraftlösungen mit 96 Prozent bei weitem den grössten Anteil ausmachen.

„In der jüngsten Vergangenheit hat IBM aufgezeigt, dass Elektrofahrzeuge, elektronische Geräte und auch Gebäude als Puffer für die schwankende Versorgung durch erneuerbare Energien eingesetzt werden können und das Stromnetz auf diese Weise stabiler wird“, führt Dieter Gantenbein, Smart Grid, IBM Research - Zürich, aus. „Mit Flexlast können wir jetzt auch Grossverbraucher wie Kühlhäuser in den Mix einbinden. Das erweitert die technischen Möglichkeiten zum Ausgleich von Schwankungen bei Angebot und Nachfrage im Energienetz.“