Der neue Campus von Siemens Building Technologies in Zug (Bild: zVg)

Siemens Building Technologies, die Gebäudetechnik-Sparte von Siemens, hat an ihrem internationalen Hauptsitz im innerschweizerischen Zug einen neuen Campus eröffnet. Auf einer Bürofläche von rund 32.000 Quadratmetern finden hier rund 1.000 Mitarbeiter Platz. Aktuell sind 650 Personen beschäftigt. Insgesamt wurden in den neuen Campus rund 250 Millionen Schweizer Franken investiert und alle Techniken der Smart Building Philosophie von Siemens verbaut. Der Campus soll als Blueprint für alle Siemens Gebäude weltweit dienen.

Die Mitarbeitenden können per App den Verbrauch von Strom, Wärme, Klimaanlage und Wasser regulieren und so optimale Lichtverhältnisse und perfekte Raumverhältnisse in ihrem Bereich schaffen. Dazu gibt es im Bürogebäude mehr als 6.500, im Produktionsgebäude 5.500 Sensoren. Die Raumkonditionierung erledigen hybride Kühl- und Heizpaneele an den Decken, die auch für regulierbare LED-Beleuchtung sorgen. Der Sonnenschutz erfolgt via Aussenjalousien vollautomatisch. Integrierte Sicherheitslösungen, Brandschutz, Zutrittskontrolle etc. runden die Ausstattung mit smarten Technologien ab.

Im Aufbau befindet sich eine Augemted-Reality Lösung, die sämtliche installierte Technik auf einem Tablet anzeigt. So kann man ein- oder ausblenden was man will und sich z.B. auf eine schadhafte Wärmeleitung konzentrieren und die fehlerhafte Stelle finden, ohne Deckenplatten abheben zu müssen.

Gestartet wurde das Projekt bereits im Jahre 2011, die Bauphase für das Bürogebäude und die Fertigung dauerte von Mai 2016 bis Juli 2018, ein bereits bestehendes drittes Gebäude wird 2021 modernisiert und umgebaut. Es soll dann alle 450 Mitarbeitenden der Forschungs- und Entwicklungsabteilung beheimaten.

Der Campus von Siemens Zug ist eines der ersten Neubauprojekte, bei denen BIM (Building Information Modeling) für Planung, Durchführung und Implementierung der gesamten Gebäudetechnik zum Einsatz kam. BIM schafft einen digitalen Zwilling des physischen Gebäudes und begleitet es während seiner gesamten Lebensdauer. Also von der Planung, über Bau und Betrieb bis hin zum Abriss und Recycling. Denn in BIM ist hinterlegt, wo welche Materialen verbaut wurden und worauf beim Abriss und Wiederverwertung zu achten ist (wertvolle Metalle, risikobehaftete Stoffe etc.). Siemens hat z.B. sämtliche Fenster in Holz ausführen lassen, nur die Verkleidung ist aus Aluminium. Das spart Rohstoffe und Kosten und lässt sich zu 100 Prozent wiederverwerten.

Die Fertigung elektronischer Bauteile findet in einem Gebäude von 125x50 Metern auf zwei Etagen statt und läuft im Drei-Schichtbetrieb. So verlassen pro Jahr rund 2.4 Millionen Brandmelder (alle 6 Sekunden einer) und hunderttausende Schaltelemente der Gebäudetechnik (Sensoren zur Steuerung von Licht, Wärme etc..) die beinahe vollautomatisierten Produktionsstrassen. Wärme und Kälte wird aus dem nahen Zuger See bezogen. Dazu wird Seewasser in Unterirdischen Leitungen zu leistungsstarken Wärmepumpen im Gebäude geleitet. Auf dem Dach gibt es eine Photovoltaik-Anlage und der Campus soll nach Angaben von Siemens CO2-neutral sein.

Zur Nachhaltigkeit und Energie auf dem Campus:
- Seewasser als Heizquelle durch den Einsatz effizienter Wärmepumpen
- Zugersee-Wasser zur direkten Kühlung
- Keine fossilen Brennstoffe erforderlich
- HLK-Anlagen mit Wärme- und Kälterückgewinnungssystemen
- Integriertes Gebäudeautomationssystem mit Energieoptimierung (auf Basis von Desigo CC)
- Photovoltaikanlage auf dem Dach des Produktionsgebäudes (Inbetriebnahme) geplant für Frühjahr 2019)
- Dachbegrünung
- Regenwassernutzung im Bürogebäude (ca. 1.500 m3 pro Jahr)
- Nachhaltiges Entsorgungskonzept für den gesamten Campus
- LEED Platin-Zertifizierung für das Bürogebäude
- LEED Gold Zertifizierung für das Produktionsgebäude
- Zahlreiche Fahrradständer im ganzen Gebäude, sowie Ladestationen für E-Bikes.

Produktionshalle am neuen Siemens-Campus (Bild: zVg)
Produktionshalle am neuen Siemens-Campus (Bild: zVg)
Eine Augmented Reality Lösung zeigt alle installierte Technik auf dem Tablet an (Foto: Herbert Koczera)
Eine Augmented Reality Lösung zeigt alle installierte Technik auf dem Tablet an (Foto: Herbert Koczera)