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Der Sourcing-Markt in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (Emea) hat im letzten Quartal des Jahres 2017 einen deutlichen Aufschwung verzeichnet. Die Werte sowohl der traditionellen, als auch der As-a-Service-Vertragsabschlüsse wuchsen im Vergleich zum vorherigen Quartal im zweistelligen Prozentbereich. Dies geht aus dem aktuellen Emea ISG Index hervor, der vom IT-Marktforschungs- und Beratungshaus Information Services Group (ISG) herausgegeben wird.

Der Emea ISG Index erfasst Outsourcing-Abschlüsse der Privatwirtschaft mit einem jährlichen Vertragsvolumen (Annual Contract Value, ACV) von mindestens vier Millionen Euro. Er zeigt, dass der Markt in Emea im vierten Quartal um 27 Prozent gegenüber dem dritten Quartal zugelegt hat. Allerdings hatte das dritte Quartal – nach einem starken Jahresstart – erhebliche Rückgänge verzeichnet. Im Vergleich mit dem letzten Quartal des Vorjahres verharrte das vierte Quartal 2017 in Emea somit auf dem gleichen Niveau, nämlich bei einem Gesamt-ACV von drei Milliarden Euro. Im selben Vergleichszeitraum ging das traditionelle Sourcing um 11 Prozent auf 1,9 Milliarden zurück, während As-a-Service-Sourcing in Emea ein Rekordergebnis von 1,1 Milliarden Euro verzeichnete, ein Plus von 27 Prozent.

Mit Blick auf das gesamte Jahr 2017 erwirtschaftete Emea ein ACV von 12,2 Milliarden Euro und stieg damit gegenüber 2016 um drei Prozent an. Das ACV des traditionellen Sourcings ging um acht Prozent auf 8,3 Milliarden Euro zurück. As-a-Service-Sourcing hingegen legte um 41 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro zu, da die Nachfrage nach cloudbasierten Services in der gesamten Region entsprechend anzog.

Der Aufstieg des As-a-Service-Sourcings geht vor allem auf die Nachfrage nach Infrastructure-as-a-Service (IaaS) zurück. Während das ACV für Software-as-a-Service (SaaS) im Jahresvergleich bei 900 Millionen Euro verharrte, legte das ACV für IaaS im gleichen Zeitraum um 58 Prozent auf 3 Milliarden Euro zu. Im Gegensatz dazu schrumpfte das ACV des traditionellen Sourcings nun schon im vierten Jahr in Folge, obwohl sich die Zahl der Vertragsabschlüsse leicht erhöhte. Während die Werte des IT-Outsourcings (ITO) mit 6,5 Milliarden Euro stabil blieben, ging das ACV des Business Process Outsourcing (BPO) auf 1,8 Milliarden Euro zurück. Dies ist der niedrigste Wert des gesamten vergangenen Jahrzehnts.

Auch weltweit verzeichnete der Gesamtmarkt ein starkes viertes Quartal, sodass er auf das gesamte Jahr gesehen einen ACV-Rekordwert von 34,6 Milliarden Euro verzeichnete. Die weltweiten Trends entsprechen jenen in Emea, wo neue Technologien an Fahrt aufnehmen. As-a-Service erreichte weltweit gesehen neue Rekordwerte, die im vierten Quartal in Amerika und Asien-Pazifik sogar das ACV des traditionellen Sourcings übertrafen, da Unternehmen zunehmend in cloudbasierte Technologien investieren, um ihre digitale Transformation voranzutreiben.

Ergebnisse nach Ländern - grosse Vertragsabschlüsse in der Schweiz rückläufig

Mit Blick auf das traditionelle Sourcing in den einzelnen Emea-Ländern ergab sich 2017 ein uneinheitliches Bild. Trotz der Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Brexit nahmen die traditionellen Sourcing-Aktivitäten und das ACV im Vereinigten Königreich (UK) 2017 zu. Diese Entwicklung ist Teil eines allgemeinen Trends, der hin zu einer grösseren Anzahl kleinerer Verträge führt, da Unternehmen ihr Sourcing agiler gestalten wollen. 206 abgeschlossene Neuverträge mit einem ACV von 3,2 Milliarden Euro bedeuten im Jahresvergleich ein Plus von jeweils 18 Prozent. Das Vergleichsjahr 2016 war in Grossbritannien allerdings das schwächste dieses Jahrzehnts.

Trotz einer etwas schwachen Performance im vierten Quartal 2017 vermeldet Frankreich beim traditionellen Sourcing ein ACV-Wachstum von 8 Prozent über das ganze Jahr gesehen. Die Zahl der Vertragsabschlüsse blieb trotz eines leichten Rückgangs gegenüber dem Vorjahr mit 62 hoch. Das ACV in Südeuropa hingegen fiel um mehr als 70 Prozent auf den niedrigsten Wert der vergangenen fünf Jahre.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) ging vor allem die Zahl grosser Vertragsabschlüsse zurück, sodass 2017 das ACV des traditionellen Sourcings um 16 Prozent nachgab. Auch die Zahl aller Vertragsabschlüsse lag mit 165 um 13 Prozent unter dem Wert des Vorjahres.

Da Skandinavien 2017 keine grossen Vertragsabschlüsse beim traditionellen Sourcing verzeichnete, ging das ACV dort im Jahresvergleich um 18 Prozent zurück. Ungeachtet dessen blieb die Gesamtzahl der Vertragsabschlüsse konstant.

Ergebnisse nach Branchen

Alle Branchen in Emea verzeichneten beim As-a-Service-ACV 2017 eine Zunahme, während die Zahlen beim traditionellen Sourcing unterschiedlich ausfallen. 2017 dominierten Finanzdienstleister den Sourcing-Markt in Emea. Das gesamte ACV der Branche kletterte auf 3,4 Milliarden Euro, was im Vergleich mit 2016 einem Plus von 21 Prozent entspricht. Das As-a-Service-ACV umfasste bei den Finanzdienstleistern 700 Millionen Euro – ein Plus von 40 Prozent im Jahresvergleich.

Eine ebenso starke Performance bei den As-a-Service-Abschlüssen verzeichnete der Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen (Business Services). Gegenüber dem Vorjahr kletterte das ACV um 40 Prozent auf 700 Millionen Euro.

Das Gesamt-ACV in der Fertigungsindustrie hingegen gab 2017 um 21 Prozent nach. Grund dafür war vor allem ein starker Einbruch beim traditionellen Sourcing, welchen auch das Plus von 50 Prozent im As-a-Service-Geschäft nicht wettmachen konnte. Aktuelle Entwicklungen weisen darauf hin, dass die Fertigungsindustrie signifikant in die Optimierung ihrer Lieferketten investiert. Insbesondere konzentriert sich die Branche auf den Einsatz vernetzter Geräte in Verbindung mit Edge Computing, Internet of Things (IoT) und Data Analytics.

Ausblick

"Trotz des schwachen dritten Quartals hat sich der Markt in Emea im letzten Quartal 2017 erholt und zeigte eine über das Jahr gesehen stabile Performance", sagt Friedrich Löer, Partner bei ISG Information Services Group. "Ermutigend ist vor allem die nun zunehmende Verbreitung von cloudbasierten Services, nachdem die Nachfrage in den vorangegangenen Jahren in Emea eher verhalten war. Europäische Unternehmen nutzen nun das Potenzial dieser neuen Technologien, um ihre digitale Transformation voranzutreiben und gleichzeitig ihre Kosten zu senken sowie ihre Agilität zu verbessern. Die makroökonomische Unsicherheit in Europa macht den Ausblick derzeit recht schwierig. Doch kann als sicher gelten, dass sich der Trend in Richtung As-a-Service innerhalb der nächsten zwölf Monate weiter beschleunigt. Wir erwarten für den As-a-Service-Markt ein anhaltendes Wachstum von mindestens 20 Prozent.“



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