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In der Schweiz schreitet der Ausbau von Datacenter-Infrastrukturen weiter voran. Zudem erhält die Entwicklung des Cloud-Services-Marktes durch Ankündigungen wie diejenigen von Microsoft oder Google immensen Auftrieb. Andreas Siegrist, Cloud-Experte der GIA Informatik, kommentiert die Situation.

Vor wenigen Tagen kündigte der Internetriese Google an, in einem Jahr eigene Rechenzentrumsdienste aus der Schweiz bereitzustellen und eine Cloud-Platform-Region aufzubauen. Und nur wenig davor, im März, gab Microsoft bekannt, die eigene Cloud-Infrastruktur in Europa zu erweitern und ab 2019 Cloud-Services aus eigenen Schweizer Datacentern anzubieten. Der Datenstandort Schweiz erhält dadurch eine enorme Aufwertung. Auch erhöht dies den Schub in Richtung Cloud in der Schweiz zusätzlich. Ich hoffe, nun einen richtigen Boost zu erleben.

Weniger Performanceengpässe

Microsoft und Google sind zwar amerikanische Firmen, aber der Datenstandort Schweiz ist punkto Sicherheit besser, als wenn die Daten wie bisher in anderen Regionen in Europa oder global abgelegt werden. Dadurch entstehen weniger Performanceengpässe und sind die Latenzzeiten kürzer.

DER DATENSTANDORT SCHWEIZ ERHÄLT DURCH
DIE ANKÜNDIGUNGEN VON GOOGLE UND MICROSOFT
EINEN NEUEN SCHUB IN RICHTUNG CLOUD!
(Andreas Siegrist)

Allerdings bestehen nach wie vor nicht dieselben Verbindungsmöglichkeiten wie beim Provider des Vertrauens in der Nähe des Firmenstandortes. Überdies gibt es in den Unternehmen möglicherweise regulatorische Einschränkungen, die besagen, dass kein amerikanischer Provider Zugriff auf die Daten haben soll.

Sogwirkung auf IT-Fachkräfte

Einhergehend mit dem Ausbau der Datacenter-Infrastrukturen und des Cloud-Computings entsteht eine Sogwirkung auf IT-Fachkräfte in der Schweiz – und daraus resultieren zunehmend mehr Jobs. Wir von GIA verzeichnen schon jetzt ein erhöhtes Bedürfnis nach Informatikern und suchen deshalb entsprechend geschultes Personal. Und wenn Microsoft und Google mit ihren Datacentern in der Schweiz Fuss fassen, steigt die Nachfrage nach Cloud-Fachleuten nochmals recht deutlich an. Insbesondere gefragt sind Experten mit Fähigkeiten und Kenntnissen in Big-Data-Analyse, Cloud Security, Projektmanagement, Migration und mobilem Backend-Development.

Drei Cloud-Formen zur Auswahl

Die entscheidende Frage bei der Wahl des richtigen Cloud-Modells lautet: Welcher Content gehört in welche Cloud? GIA zum Beispiel verfolgt ein Dreifachmodell: Private, Hybrid und Public Cloud. Als Cloud-Brokerin berät die Firma die Unternehmen individuell, welche Möglichkeit jeweils am sinnvollsten ist. Und als Service-Anbieterin managt sie die entsprechende Form auch.
- Es gibt Firmen, die höchste Anforderungen bezüglich Datenschutz und Sicherheit haben und deshalb ihre Daten lieber in der Private Cloud hosten lassen wollen. Zum Beispiel SAP-Systeme, Legacy-Applikationen, Line-of-Business-Applikationen, Identitätsmanagement wie Active Directory. Vorteile der Private Cloud sind die physikalische Sicherheit und die Möglichkeit von flexiblen, nicht standardisierten Lösungen.
- Wer von Azure-Funktionalitäten wie Self-Service und Automation profitieren und trotzdem wissen will, wo seine Daten sind, kann dies mit der Hybrid-Cloud-Lösung Azure Stack tun. Überdies sind mit Azure Stack aus Schweizer Datacentern – aufgrund der kurzen Distanz zu den Kunden – hohe Geschwindigkeiten möglich. Hervorzuheben sind Services wie IaaS und PaaS, so etwa SQL-Datenbanken.
- Aus der Public Cloud können SaaS-Lösungen wie Office 365 bezogen werden.

Die Wahl der richtigen Cloud-Form ist entscheidend. Je nach Version – beispielsweise das neue oder das alte Office – entstehen Abhängigkeiten und unterschiedliche Laufzeiten.

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Private-Cloud-Lösungen haben den Vorteil, dass sich die Daten ausschliesslich auf eigenen Servern befinden (Bild: zVg)
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Andreas Siegrist (links) und Thomas Bossard, Produktmarketingmanager Citrix, sind überzeugt, dass die Datencenter in der Schweiz sicher sind (Bild: zVg)