Symbolbild: ICTK

Schweizer Retailbanken verlieren im globalen Digitalranking weiter an Boden. So fielen sie etwa von Rang 18, den sie noch im Jahr 2020 belegten, im vergangenen Jahr auf Platz 27 zurück. Sie erreichen einen digitalen Reifegrad von 39 Punkten. Damit liegen sie unter dem globalen Durchschnitt (41) und weit hinter den digitalen Vorreitern (60+), unter denen keine Schweizer Bank zu finden ist. Dies geht aus der aktuellen "Digital Banking Maturity Studie" von Deloitte hervor.

Während andere Märkte ihre digitalen Angebote ausgebaut hätten, seien die Schweizer Banken jetzt aber über die Jahre immer weiter zurück gefallen, heisst es darin. "Während Echtzeit-Benachrichtigungen, KI-gestützte Spartools und digitale Versicherungen international längst Standard sind, fehlen diese Services bei vielen Schweizer Banken", so Deloitte in der Untersuchung. Und wer nicht aufhole, verliere Kundinnen und Kunden an agilere, digitale Anbieter – und die kämen oft aus dem Ausland.

Immerhin gebe es Fortschritte beim "digitalen Konto-Onboarding": Alle ausser einer der untersuchten Schweizer Banken bieten mittlerweile eine digitale Kontoeröffnung an. Wartezeiten von mehreren Stunden oder Tagen seien hierzulande allerdings keine Seltenheit. Dabei ermöglichten internationale Digitalbanken Kontoeröffnungen mit KI-gestützten Echtzeit-Prüfungen in Sekunden. In der Schweiz hingegen seien häufig ein Videoanruf oder gar ein Filialbesuch erforderlich.

"Schweizer Banken haben bei digitalen Kontoeröffnungen kleine Fortschritte gemacht, doch im Vergleich mit ausländischen Banken ist der Prozess nach wie vor vergleichsweise kompliziert und langsam", lässt sich Cyrill Kiefer, Banking Consulting Lead bei Deloitte Schweiz, in der Mitteilung zitieren. In Ländern wie Grossbritannien reiche ein Selfie und ein Ausweis-Scan für die Kontoeröffnung.

Auch etabliere sich im Ausland das Smartphone als primärer Zugangskanal für Bankgeschäfte: ein Beispiel hierfür seien Echtzeit-Benachrichtigungen zu Ausgaben. Doch lediglich rund ein Drittel der hiesigen Banken würden diese Funktion anbieten. Auch fehle es Schweizer Mobile-Banking-Apps oft an Basisfunktionen, welche Interaktionen und die Kundenbindung fördern würden, hebt Deloitte weiters hervor.

Desweiteren böten führende Digitalbanken zweieinhalbmal häufiger Mehrwertdienste wie ÖV-Tickets, Streaming-Abos und Finanzmanagement-Tools an. Schweizer Banken nutzen dieses Potenzial nicht. Besonders auffällig sei der Rückstand bei eingebetteten Versicherungsdienstleistungen: Nur eine einzige untersuchte Schweizer Bank integriere solche Lösungen umfassend. Auch bei der Automatisierung administrativer Aufgaben hinken Schweizer Banken demnach hinterher: Steuerabrechnungen, In-App-Vermögensverwaltung oder One-Click-Rechnungszahlungen seien in vielen globalen Märkten längst Standard. Während digitale Vorreiter Innovationen schnell umsetzten, würden Regulierungen und eine konservative Strategie die Schweizer Banken ausbremsen. Auch fehle meist eine klare Mobile-First-Strategie.

Zudem nutzten digitale Vorreiter Apps als zentrale Schnittstelle, wohingegen Schweizer Apps oft nur E-Banking-Erweiterungen bleiben. Statt in intuitive Oberflächen und Personalisierung zu investieren, setzten viele Banken lediglich auf weitere Features – mit unübersichtlichen und wenig nutzerfreundlichen Apps als Folge.

Das Beratungsunternehmen hat für die Studie mit der so genannten "Mystery Shopping"-Methode über 1000 digitale Bankfunktionen bei 349 Banken in 44 Ländern analysiert, darunter zwölf helvetische Retailbanken mit zusammen über 80 Prozent Marktabdeckung. Dazu gehören Schweizer Universal-, Kantonal-, Genossenschafts- und Digitalbanken aus allen Sprachregionen. Damit sei die Branchenübersicht repräsentativ, heisst es.