E-Health: Schweiz im Rückstand (Symbolbild: Flickrcom/Intel Free Press)

Die Schweiz ist bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens noch immer nur Mittelmass. Laut verschiedenen Rankings konnte die Eidgenossenschaft in den letzten Jahren diesbezüglich kaum aufholen. Auch innerhalb des Landes ist der Digitalisierungsgrad im Vergleich zu anderen Branchen unterdurchschnittlich. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle "Digital Health Report" des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie der ZHAW School of Management and Law.

"Gerade die Coronakrise hat die Digitalisierungslücken im Schweizer Gesundheitswesen mit aller Deutlichkeit offengelegt. Man denke etwa daran, wie Fallzahlen zum Teil per Fax übermittelt werden mussten", erläutert ZHAW-Gesundheitsökonom Alfred Angerer. Neben der wenig ausgeprägten elektronischen Kommunikation zwischen den Gesundheitsdienstleistern zeige sich der Rückstand unter anderem auch in der verzögerten Implementierung von digitalen Gesundheitsdiensten wie dem elektronischen Patientendossier, der Telemedizin oder digitalen Rezepten. Die Gründe für den langsamen Fortschritt liegen gemäss dem Report im Mangel an Fachkräften, in regulatorischen Hürden und vor allem der eher geringen Priorität, welche die Digitalisierung im Alltag vieler Gesundheitsinstitutionen bisher einnahm.

Teilweise aber habe die Pandemie nun doch einen Digitalisierungsschub ausgelöst, heisst es in der Studie weiters: So habe beispielsweise die Anzahl von Arztkonsultationen via Internet und Telefon deutlich zugenommen und verschiedene Institutionen hätten ihre Investitionen in Digitalisierungsmassnahmen verstärkt. "Wie nachhaltig diese Beschleunigung ist, ist zurzeit noch unklar", meint Angerer. Auch abgesehen von der Coronakrise gab es demnach in den vergangenen Jahren insbesondere in der Spitex sowie in Alters- und Pflegeheimen eine stark wachsende Anzahl von Digitalisierungsinitiativen. Zudem existierten in der Schweiz mittlerweile mehr als 200 Digital-Health-Startups, heisst es. Und die Tendenz sei stark steigend.

Die ZHAW-Studie offenbart zudem, dass die Schweizer Bevölkerung sich digitale Angebote wünscht und Patienten auch zunehmend höhere Erwartungen hätten, beispielsweise in Bezug auf den elektronischen Austausch mit Gesundheitsdienstleistern oder den Zugriff auf persönliche Daten. Das gelte besonders für junge Menschen. "Insgesamt wird dieses Bedürfnis heute aber noch ungenügend bedient", betont Angerer.

Das elektronische Patientendossier als zentralen Pfeiler der Digitalisierung im Gesundheitswesen beurteilen eine Mehrheit der Bevölkerung und das Gesundheitspersonal positiv. Die befragten Experten rechnen entsprechend damit, dass es sich zusammen mit elektronischen Rezepten in den kommenden Jahren durchsetzen werde. Allerdings sei das kein Selbstläufer, sondern benötige erhöhtes Engagement aller Akteure. Sowohl von Patientinnen und Patienten als auch den Leistungserbringern werde die Digitalisierung ausserdem generell als wichtig angesehen und die meisten Berufsgruppen im Gesundheitswesen wünschten sich ein schnelleres Tempo bei ihrer Umsetzung.

Wie in den vergangenen Jahren gehen die Experten davon aus, dass insbesondere die Telemedizin und das elektronische Patientendossier Qualität und Kosteneffizienz im Gesundheitswesen positiv beeinflussen könne. Weltweit wächst der Bereich Digital Health laut Report stark: So hätten die Investitionen in entsprechende Unternehmen 2020 mit rund 20 Milliarden Franken einen Höchststand erreicht und der Umsatz im Digital-Health-Markt dürfte bis zum Jahr 2025 auf rund 1´000 Milliarden Franken anwachsen.

Der "Digital Health Report" basiert auf einer übergreifenden Auswertung vorhandener Studien und einer Befragung von rund 20 Expertinnen und Experten. Die Untersuchung wurde von den Unternehmen Roche, Synpulse, SWICA und der Post unterstützt.