Die Ausstattung von Bienenstöcken mit Hightech soll das Überleben erleichtern (Bild: Pixabay/Suju)

Die stark veränderten Umweltbedingungen, die von Nahrungsmangel, Pestiziden, Krankheitserregern oder Klimaänderung geprägt sind, machen den Bienen schwer zu schaffen. Ein internationales Projekt unter der Leitung der Uni Graz, bei dem Roboter im Bienenstock vor Umweltgefahren warnen, sollen den kleinen Honigproduzenten nun das Überleben erleichtern. Mit einer eigens entwickelten Sensorik sollen die Aufzuchtbedingungen verbessert werden.

Die internationalen Forscher entwickelt dabei eine Art "Smart City" für Bienen. Das EU-Projekt „Hiveopolis“ mit einem Budget von sieben Millionen Euro ist laut Uni Graz jüngst angelaufen.

Dass Bienen und Roboter miteinander interagieren können, hat das Forscherteam um den Zoologen und Leiter des "Artificial Life Lab" Thomas Schmickl erst jüngst in einer Versuchsanordnung gezeigt. Bienen können ähnlich wie auch Zebrafische mit Robotern als "Mittelsmänner" gegenseitig Impulse aussenden und darauf reagieren - und das sogar über mehrere hundert Kilometer Distanz zwischen Graz und dem schweizerischen Lausanne. Nun wollen die Forscher ihre Technologie in den Bienenstock integrieren, teilte die Grazer Universität mit.

"Unser Ziel ist es, den Insekten Technologien zur Verfügung zu stellen, die ihnen helfen, auf Veränderungen der Umwelt rechtzeitig zu reagieren", erklärte Schmickl. So sollen die staatenbildenden Insekten unter anderem frühzeitig vor Gefahren in ihrer Umgebung gewarnt werden. Sie werden über bevorstehende Wetterwechsel, die ihre Brut gefährden könnten, informiert, und Sensoren sollen etwa die Temperatur in der Wabe regulieren und damit die Aufzuchtbedingungen für die Nachkommen verbessern.

Darüber hinaus sollen digitale Landkarten Hinweise auf Pestizide bei den Nahrungsquellen liefern und Warnungen an den Stock senden. Und die kleinen Honigproduzenten sollen gezielt zu den für sie optimalen Blüten gelenkt werden. Dazu sollen die kleinen in Graz entwickelten Roboter den Bienentanz - der übrigens vom an der Universität Graz tätigen Nobelpreisträger Karl von Frisch entschlüsselt wurde - imitieren und so das Bienenvolk benachrichtigen.

"Wir wollen darauf Einfluss nehmen, wohin die Insekten ihre Bestäubungsflüge machen", betont Schmickl. Die Möglichkeiten zu einer solchen Schwarmkontrolle haben sie bereits im vorangegangenen Grossprojekt Assisi erforscht.

Schweizer Projektbeteiligung

Am Projekt "Hiveopolis", das bis 2024 umgesetzt wird, arbeitet neben der federführenden Universität Graz, der Freien Universität Brüssel, der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität Berlin, der lettischen Landwirtschaftlichen Universität und dem bulgarischen Unternehmen Bee Smart Technologies OOD auch die Ecole polytechnique federale de Lausanne (EPFL) mit. Interessengruppen wie Imker, Landwirte, Programmierer, Umweltschützer und Pädagogen sollen ebenfalls in die Forschung eingebunden werden und bei der Entwicklung des smarten Bienenstocks mithelfen.