Bild: Screenshot aus DLR-Video

In der Raumstation ISS ist am Donnerstag erstmals ein schwebender und mit künstlicher Intelligenz ausgestatteter Roboter eingesetzt worden. Der Cimon (Crew Interactiv MObile companioN) getaufte kugelförmige Roboter soll die Arbeit der Astronauten an Bord erleichtern und auch ein bisschen ihr Freund sein. Gesteuert wurde der 100 Minuten lange Einsatz der fünf Kilogramm schweren Kugel von der Hochschule Luzern aus.

Die weisse Hülle von Cimon wurde im 3D-Drucker gefertigt und ist mit einem Dutzend Ultraschallsensoren sowie mehreren Kameras und Mikrofonen ausgestattet. Dank kleinen Ventilatoren kann er in der Schwerelosigkeit der Raumstation schweben und sich fortbewegen.

Der Kugelroboter ist bereits Ende Juni vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral zur Internationalen Raumstation ISS geflogen. Den ersten Realitätstest musste der Roboter nun diese Woche bestehen. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst war von seinem Cyberkollegen begeistert. Er habe nach mehr verlangt, sagte Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) am Freitag im Nidwaldnerischen Hergiswil. Dort, im Biotechnology Space Support Center (Biotesc) der Hochschule Luzern, befindet sich das Bodenkontrollzentrum. Biotesc ist eines von acht Operationszentren der Europäischen Weltraumorganisation ESA. "Wir wissen, was es braucht, um im All zu funktionieren", sagte der Teamleiter des Bodenkontrollzentrums, Bernd Rattenbacher. Am Cimon-Projekt beteiligt sind neben dem DLR in erster Linie Airbus sowie IBM mit dem Computerprogramm Watson. Die Watson KI-Technologie aus der IBM Cloud dient Cimon als sprachgesteuerte Künstliche Intelligenz.

Cimon soll den Astronauten tägliche Routinearbeit abnehmen, aber ihnen auch als Berater und bei längeren Einsätzen als Gesprächspartner und Unterhalter zur Verfügung stehen. Er könnte damit zum Abbau von Stress und damit zur Stärkung der Gesundheit der Menschen im All beitragen, erklärte die am Projekt ebenfalls beteiligte Anästhesistin Judith Buchheim. Cimon, der einen einstelligen Millionenbetrag kostete, kann dem Astronauten Arbeitsschritte erklären, ohne dass dieser immer wieder zum Nachschauen zum festinstallierten Computer gehen muss. Der Astronaut hat dank Cimon auch beide Hände frei für Experimente oder Reparaturarbeiten, die er durchführen muss. Der Schweberoboter kann diktieren, aber auch Sprachbefehle entgegennehmen. Er beantwortet Fragen und sucht Dokumentationen hervor. Er filmt, was der Astronaut tut. Die Experimente würden sicherer und Fehler vermieden, sagte Buchheim.

Cimon kann aber auch Smalltalk machen, Kontakte mit den Angehörigen auf der Erde knüpfen oder Musik abspielen. Gerade bei langen Einsätzen - die Schöpfer des Roboters denken etwa an Mars-Missionen - könnte dies wichtig sein. Als der deutsche Astronaut Gerst am Donnerstag Cimon schüttelte, sagte dieser: "You're not a nice person." Vorbild für Cimon war Professor Simon Wright aus der Zeichentrickserie Captain Future, das "fliegende Gehirn" mit Sensoren, Kameras und einem Sprachprozessor.



Der Online-Stellenmarkt für ICT Professionals