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Der IT-Riese IBM mit Zentrale in Armonk bietet ab sofort keine Gesichterkennungs-Software mehr an. Dem US-Konzern zufolge besteht bei dieser Technologie die Gefahr der Massenüberwachung und des Racial Profilings. Angesichts der US-weiten Proteste gegen Polizeibrutalität im Zuge des gewaltsamen Todes von George Floyd will IBM nicht mehr an Gesichtserkennung arbeiten, um die Verletzung der Menschenrechte zu bekämpfen.

"Gesichtserkennung kann in den richtigen Händen positiv, in den falschen Händen aber sehr gefährlich sein. Es gibt leider keine Garantie dafür, dass diese Technologie nicht missbraucht wird. Deswegen ist die Entscheidung von IBM zu begrüssen. Vor allem von einem riesigen Konzern, der mit Gesichtserkennung viel Profit machen könnte, ist das ein starkes Statement, um die Diskussion voranzutreiben", sagt dazu etwa der Digitalisierungsexperte Frank Eilers.

IBM-CEO Arvind Krishna hat die Entscheidung gegen Gesichtserkennung in einem Brief an den US-Kongress bekannt gegeben. Krishna zufolge besteht hier das Potenzial für Verstösse gegen die Prinzipien von Vertrauen und Transparenz. IBM stelle sich gegen den Missbrauch von Technologie zur Unterdrückung der Freiheit.

Laut Krishna ist ein nationaler Dialog zur Nutzung von Gesichtserkennung wichtig, besonders durch Gesetzesvertreter. Die immer wieder auftretenden Fälle von rassistisch motivierter Polizeibrutalität haben gezeigt, dass Autoritäten mehr Verantwortung für Verfehlungen tragen müssen. Künstliche Intelligenz sei für die Polizei ein mächtiges Werkzeug. Jedoch müssen sowohl die Nutzer als auch die Hersteller damit achtsam umgehen und Befangenheit vermeiden.

"Es ist alarmierend, dass gerade eine profitorientierte und in starkem Wettbewerb stehende Firma wie IBM diesen Schritt tut. Dadurch zeigt sich, wie viel Gefahr für Machtmissbrauch in dieser Technologie steckt. Ausserdem zeigt sich, wie naiv die Politik Digitalisierung behandelt. Hier wäre viel mehr Regulierung nötig. Eine demokratische Gesellschaft sollte nicht gezwungen sein, diese Technologie komplett zu verbannen", kritisiert Digitalisierungsexpertin Anitra Eggler.