Künstliche Intelligenz: hilfreich auch in Covid-Fragen (pixabay.com)

Biometrie, Künstliche Intelligenz (KI), Drohnen und 3D-Druck: Die Covid-19-Pandemie hat 2020 auch die Hightech-Welt auf vielfältige Art erfasst. Denn wie Forscher und Unternehmen gezeigt haben, können clevere Lösungen auf Basis dieser und anderer Technologien helfen, die aktuelle Krise zu bewältigen. Leider hat die Seuche aber auch unterstrichen, wie unsicher gerade Kommunikations-Tools oft sind. Trotz Lockdown-Stillstand hat sich gerade die Mobilität weiter in Richtung elektrischer und autonomer Fahrzeuge bewegt.

Anfang des Jahres war die Welt noch in Ordnung, als auf der CES Neuheiten wie E-Bikes von Segway, Robo-Katzen für daheim und Restaurants oder leistungsfähige Kameradrohnen sowie Konzepte wie Dells Gaming-Portable "Concept UFO" präsentiert wurden. Das Thema Gesundheit fand am ehesten in Form von Fitnesstrackern, cleveren Hilfsmitteln wie der lippenlesenden Hörhilfe "Orcam Hear" oder Vitaldaten sammelnden Wearables wie dem Oura Ring Beachtung - doch dann kam die Pandemie.

Der Oura Ring selbst erhielt daher neue Aufmerksamkeit, da verschiedene Wissenschaftler die Idee hatten, eine Analyse der Daten zur Früherkennung von Coronavirus-Infektionen vor dem Auftreten von Symptomen zu nutzen. Generell befassten sich Forscher damit, wie KI anhand welcher Daten mögliche Erkrankungen erkennen können. Neben Wärmebildern, die eine erhöhte Temperatur verraten können, steht dabei auch der charakteristische Klang einer Erkrankung im Blickpunkt, beispielsweise bei einer "Hustenkamera" des südkoreanischen Kaist.

Das kanadische Unternehmen Draganfly verfolgte gar die Idee, mittels Pandemie-Drohne an öffentlichen Orten nach potenziell Infizierten Ausschau zu halten. In einer Reihe von Ländern kamen indes Sprühdrohnen zur Desinfektion im Freien zum Einsatz, während die Neuentwicklung "Aertos 120-UVC" mittels UV-Licht für Hygiene in Innenräumen sorgen soll. Auch nicht-fliegende Roboter kamen zum Einsatz, unter anderem für kontaktlose Diagnostik, wie bei einem Nasenabstrich-Roboter des Korea Institute of Machinery & Materials oder einem System des Massachusetts Institute of Technology.

Weitere Ansätze, mit modernster Technologie gegen die Pandemie vorzugehen, umfassten einen Graphen-basierten Cocid-Schnelltest des California Institute of Technology; ein KI-System des Drohnen-Spezialisten Aerialtronics, das anhand der Bilder existierender IP-Kameras erkennen kann, ob Menschen auch wirklich Masken tragen; und einen Plasmastrahl-Stab, um speziell Textilien wie Kleidung oder Sitzbezüge trocken zu desinfizieren. Britische Forscher wiederum betonten, wie wertvoll quelloffene Hardware ist, da das Ersatzteile für kritische medizinische Ausrüstung wie Beatmungsgeräte aus dem 3D-Drucker ermöglicht.

Das neuartige Coronavirus ist auch am Cyber-Untergrund nicht spurlos vorübergegangen. Immerhin ist die Pandemie als das Thema des Jahres auch ein blendender Aufhänger für Betrugsmaschen wie vorgebliche Covid-Apps. Zudem haben manche Cyber-Kriminelle Einrichtungen des stark belasteten Gesundheitswesens als lohnendes Ziel für Ransomware-Angriffe ausgemacht. Eben diese waren 2020 ohnehin wieder ein echter Renner, mit Folgen vom zeitweiligem Stillstand am brasilianischen Höchstgericht bis zum Bier-Engpass nach dem australischen Covid-19-Lockdown.

Mit Sicherheitsmängeln hatten auch angesichts von Pandemie und Lockdown boomende Videokonferenz-Lösungen für Remote-Meetings und -unterricht zu kämpfen. So konnte im Frühjahr ein Dialer 100 unzureichend geschützte Zoom-Meetings pro Stunde finden. Auch andere Kommunikationswege zeigten Mängel. So plaudern mobile Messenger wie Whatsapp oder Signal allzu leicht diverse Nutzerdaten aus, während Forscher an der Ruhr-Universität Bochum nachwiesen, dass digital signierte PDFs unbemerkt manipulierbar sind.

Vollgas für Elektroautos

Wenngleich in diversen Lockdowns viele Autos zeitweilig stehen blieben, hat sich in Sachen E-Mobilität viel bewegt. So hat die Nikola Corporation einen Pick-up mit Wasserstoff-Akku-Hybridantrieb angekündigt, der an die 1.000 Kilometer Reichweite verspricht und die Luxusmarke Bentley will innerhalb eines Jahrzehnts rein elektrisch werden. Forscher an der Universität Stanford wiederum arbeiten daran, Auto-Akkus einfach während der Fahrt kabellos zu laden.

Neben der Abkehr vom Verbrennungsmotor blieben auch autonome Fahrzeuge ein grosses Thema. Um diese sicherer zu machen, haben Forscher unter anderem Kameras, die um die Ecke sehen sowie Radar für Durchblick bei dichtem Nebel entwickelt. Die TU Delft wiederum arbeitet daran, dass autonome Autos ein wenig menschlich-riskanter statt robotisch-präzise fahren. Das verspreche mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung. Dieser Gedanke ist einer Studie des Insurance Institute for Highway Safety zufolge zwar richtig - dürfte allerdings zulasten möglicher Vorteile in Sachen Verkehrssicherheit gehen.

Lösungen für die Bequemlichkeit

Letztlich geht es bei menschlich fahrenden Robo-Autos um Bequemlichkeit. So setzte Opera auf eine einfachere Verwaltung dutzender Tabs als Innovation, um sich seine Nische im Browser-Markt zu erhalten. Forscher der Universität des Saarlandes indes arbeiten daran, normale Kleidung intelligent zu machen, weil die einfach angenehmer sitzt als bisherige E-Textilien. Der "Slothbot" wiederum versteht Bequemlichkeit quasi als Konstruktionsprinzip - er hängt wie ein Faultier einfach nur rum und beobachtet so energiesparend die Umwelt.

Mehr Bequemlichkeit für Nutzer bringen übrigens auch diverse Assistenztechnologien, wobei es nicht gleich Pflegeroboter sein müssen. Also machen Medizintechnik und Bionik auch abseits von Covid-19 laufend Fortschritte. So hat Cure Bionics eine bionische Hand entwickelt, die einfach mit der auch in ärmeren Ländern leicht verfügbaren Solarenergie läuft; der Rucksack-Roboter "Gybar" soll Menschen mit Bewegungseinschränkungen helfen, Stürze zu vermeiden; und ein Exosuit der Universität Harvard verspricht Schlaganfall-Patienten, wieder normal gehen zu können.



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