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Forscher des Massachusetts Intitute of Technology arbeiten am "Project T" (Tether), das einen ersten Blick in den zukünftigen Umgang mit 3D-Inhalten gewährt. In einem Video demonstrieren sie das System, das an ein iPad gekoppelt ist und dem Nutzer erlaubt, im freien Raum mit virtuellen Objekten zu arbeiten.

Jens Bieler, 3D-Modelling-Experte von Reality Service hält diese Entwicklung für sehr vielversprechend und sieht die Auslagerung der virtuellen Arbeitsumgebung vom Bildschirm immer mehr im Kommen.

Project T erlaubt dem Nutzer, Gegenstände im Raum zu erschaffen und zu manipulieren. Zur Realisierung baut man aktuell noch auf teure Hightech-Komponenten. "Wir benutzen nicht die Kamera des iPad, sondern das Vicon-Motion-Capturing-System aus der Filmindustrie, um die Position und Ausrichtung des Tablets zu erfassen", so David Lakatos, einer der beteiligten Wissenschaftler, gegenüber Cult of Mac. Der Computer beobachtet dabei fünf reflektive Punkte, die sowohl auf dem iPad als auch am Handschuh des Nutzers aufgebracht sind. Das System merkt sich die Lage der erschaffenen Objekte im Raum und stellt sie stets im richtigen Betrachtungswinkel zum Nutzer dar. Auch die Echtzeitkollaboration mehrerer User ist dank einer Kombination echter und virtueller Kameras möglich.

"Ich finde das hochinteressant, das hat sehr viel Potenzial", urteilt Bieler. Die grossen Vorteile von Project T sieht er in der intuitiven Bedienform und der nahezu unbegrenzten Verfügbarkeit von Platz sowie der hohen Skalierbarkeit. In seiner aktuellen Form ortet er jedoch auch Schwachpunkte. "Ich kann mir vorstellen, dass das für grobe Modellierungsarbeiten gut funktioniert. Wenn es aber um die aufwendige Detailarbeit geht, dürfte die Umsetzung sehr mühsam sein", meint er.

Insbesondere das iPad ist seiner Ansicht nach das störendste Element, da es den Bewegungsspielraum des Users stark einschränkt. Dieses liesse sich seiner Einschätzung nach etwa mit einem stereoskopischen Beamer im Verbund mit einer grossen Leinwand ersetzen. In ferner Zukunft sind sogar Holografie-Lösungen denkbar.

"Ideen wie diese sind immer mehr im Kommen", schildert der Experte. Als Vorläufer können Eingabesysteme wie 3D-Mäuse oder Trackballs betrachtet werden, die das räumliche Element auf das Steuergerät übertragen. Auch der bei Project T im Einsatz befindliche Handschuh könnte nach Ansicht von Bieler zukünftig wegfallen. "Hier bieten sich in Zukunft Systeme wie Kinect an, die wesentlich günstiger als professionelle Geräte sind und immer leistungsfähiger werden", so seine Prognose.

Dass die Kapazität grundsätzlich vorhanden ist, beweisen Umsetzungen wie das Bewegungsaufnahmesystem "MotionBuilder", das auf Microsofts Tiefenkamera baut. In der Industrie existieren teilweise schon Systeme, die die räumliche Erkundung von virtuellen Modellen möglich machen. Erschwinglichere und weiter entwickelte Varianten des MIT-Konzepts werden Bielers Einschätzung nach nicht nur in Grossunternehmen, sondern auch für KMUs und Privatanwender relevant werden - auch weil 3D-Druck immer erschwinglicher wird. "Auf technischer Ebene gibt es die Einzelteile für ein solches System eigentlich schon", so der Fachmann abschliessend.
http://kiwi.media.mit.edu/tether/