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Das 2015 an den Markt gegangene Startup Primary Data kann auf eine stolze Vergangenheit zurückblicken: Sein Gründer David Flynn hatte 2005 schon Fusion-io ins Leben gerufen und die als äusserst schnell geltende Flash-Memory-Lösung 2014 sehr erfolgreich an Sandisk verkauft. Einen Teil seiner dabei verdienten Millionen hat er dann in das neue Projekt gesteckt. Inzwischen sind an die 60 Millionen Dollar Funding-Gelder hinzugekommen, im Wesentlichen von Accel Partners und Battery Ventures.

Primary Data setzt an den Erfahrungen an, die man mit dem Server-seitigen Flash gemacht hatte. Dieses neue Speicher-Tier hatte zwar eine sehr schnelle Instanz für einige business-kritische Applikationen geschaffen, war aber auch ein weiterer Storage-Silo. Und etwa gleichzeitig kam zu den bestehenden SAN- und NAS-Speicherarchitekturen in den Rechenzentren mit Cloud-Storage eine zusätzliche Speicherschicht hinzu. Damit existieren vier unterschiedliche Speichertechniken: Flash, Object-Storage (Cloud), Block-Storage (SAN) und File-Storage (NAS), die vielfach nebeneinander in den Rechenzentren im Einsatz sind.

Die neuen Speicherformen führten laut Flynn (jetzt CTO von Primary Data) zu einer noch komplexeren Speicherlandschaft, die es den IT-Teams schwieriger macht, alles zu verwalten: "storage diversity is the new normal" heisst es bei dem Startup. Als Gegenstrategie bietet Primary Data auf der Basis von Virtualisierung eine Software-defined Lösung zur Datenorchestrierung über die verschiedenen Speichertypen hinweg an.

Laut einer Umfrage, die Primary Data 2016 durchführte, müssen 51 Prozent der Unternehmen zehn oder mehr Speichersysteme verwalten und bei 34 Prozent der Unternehmen sind es sogar 20 oder mehr. Zudem handelt es sich meistens um "kalte" Daten, die aus dem aktuellen produktiven Einsatz herausgefallen sind und die heute wegen geplanter BI- und Analytics-Untersuchungen erst einmal nicht gelöscht werden. Laut Flynn betrifft das 90 Prozent aller gespeicherten Daten.

Mit einer neuen Form von Datenvirtualisierung oder mit "virtuellen Maschinen" für die Storage-Technologie will Primary Data die logischen Daten (control plane) von ihrem physikalischen Speicherplatz (data plane) trennen und einen "single global dataspace" schaffen.

Die Software-defined Plattform "Datasphere", auch als "enterprise metadata engine" bezeichnet, erlaubt es, den jeweiligen Applikationen Speicherattribute wie Performance, Kosten oder Datenschutz zuzuweisen, während das IT-Team gleichzeitig die bestehenden Speicherressourcen auslasten oder neue hinzufügen kann. Dabei ist es egal, ob Object-, Block-, File- oder Flashspeicher zum Einsatz kommen: Datasphere orchestriert alle Daten automatisch, verschiebt sie also auf den jeweils technisch geeigneten Speicherort. "Kalte" Daten werden zum Beispiel auf günstigen Cloud-Speicher verlagert, wodurch die Unternehmen nach den Aussagen von Flynn bis zu 50 Prozent an den Speicherkosten sparen können.

Primary Data verkauft keine Hardware, sondern ist eine reine Software-basierte Plattform. Sie ist Hardware- und Hersteller-agnostisch, sagt der neue Anbieter. Besonders geeignet sei sie für sehr grosse Datenmengen, wie sie im Finanzsektor, bei der Medien- und Unterhaltungsindustrie sowie bei Service Providern üblich sind.

Das Startup will es den Unternehmen erleichtern, mit ihren bestehenden Speicherumgebungen zurechtzukommen, wobei es damit rechnen muss, dass sich viele Kunden bereits mit den gegebenen Bedingungen akkommodiert haben: "Unsere grösste Konkurrenz ist der status quo", sagt der CEO Lance Smith. Es bedarf also einiger Aufklärungsarbeit, den status quo aufzulockern. Bisher wollte Primary Data noch keine Kundenreferenzen veröffentlichen, obwohl man bereits mit vielen grossen Unternehmen zusammenarbeitet.

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Grafiken: Primary Data
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Primary Data CTO David Flynn (Foto: Hartmut Wiehr)