Big Data eröffnet Pharma-Branche enorme Geschäftsfelder (Symbolbild: Fotolia/ Nicoelnino)

Die Pharma-Branche setzt verstärkt auf Künstliche Intelligenz (KI), um in den Bergen elektronischer Daten, die durch die inzwischen digitalen Patientenakten, Melderegister und Versicherungsdaten verfügbar werden, zu schürfen. Die digital gesammelte Daten von Millionen Behandelten könnten die sündteuren klinischen Studien ersetzen und bei niedrigeren Kosten ein schärferes Bild von Therapie-Erfolgen und -Rückschlägen zeichnen. Mit individuell zugeschnittene Arzneien, der sogenannten personalisierten Medizin, hofft die Branche auf neue Absatzmöglichkeiten. Und mit der Verknüpfung von Krankengeschichten und Behandlungserfolgen einer Vielzahl von Patienten könnten neu Erkrankte gezielter behandelt werden. Doch auf dem Weg ins Big-Data-Eldorado gilt es auch, Datenschutz-Hürden zu nehmen.

Zu den internationalen Big-Data-Pionieren in diesem Bereich zählt etwa die US-Gentest-Firma 23andMe. Diese nimmt Speichelproben per Post entgegen, identifiziert das Erbgut und informiert Kunden zum Beispiel über ein Alzheimer-Risiko. Für eine Weitergabe individueller Informationen an Forscher muss der Kunde sein Einverständnis geben, nicht aber für die statistische Aufbereitung seiner Daten. Der britische Branchenriese Glaxosmithkline investierte 300 Millionen Dollar in die Silicon-Valley-Firma und sicherte sich so einen Exklusivvertrag für die Medikamentenentwicklung auf Basis der Kunden-Informationen.

Ähnlich wie 23andMe arbeiten auch die US-Unternehmen Encrypgen, Luna DNA, Zenome und Nebula Genomics. Sie verschlüsseln aber in der Regel die gesammelten Daten mit der von Crypto-Währungen bekannten Blockchain-Technologie und entlohnen Kunden für die Bereitstellung ihrer Daten mit "Crypto-Coins".

Der Online-Versandhandelsriese Amazon wiederum wirbt in seinem Cloud-Geschäft, Amazon Web Services (AWS), für "genomische Analysen". Kunden können demnach in der Daten-Wolke Genom-Informationen speichern und berechnen. Und auch der Internet-Gigant Google bietet Services rund um Erbgut-Datenbanken an. So unterstützt die Sparte Google Genomics nach eigenen Angaben Forscher dabei, "die genomischen Daten der Welt zu organisieren und sie zugänglich und nutzbar zu machen". Die von der Google-Mutter Alphabet unterstützte Software-Schmiede Flatiron Health wertet über eine Kooperation mit mehr als 260 Krebskliniken die Daten von Millionen Patienten aus. Roche beteiligte sich an dem New Yorker Unternehmen und schluckte es schliesslich für 1,9 Milliarden Dollar ganz.

Für die Komplett-Übernahme der ebenfalls in den USA beheimateten Firma Foundation Medicine (FMI) legte Roche 2,4 Milliarden Dollar auf den Tisch. FMI entwickelt Tests, mit denen das genetische Profil von Tumoren analysiert und so die passende Therapie bestimmt werden kann. Und der US-Spezialist für Big Data, Palantir, will in einem Joint Venture mit seinem deutschen Partner Merck Software zur Analyse von Daten aus der Krebsforschung anbieten. Bisher hat Merck selbst als Kunde die Technologie des kalifornischen Datensammlers eingesetzt.

All diese Big-Data-Player wittern in der Auswertung der E-Health-Datenberge enorme Gold-Claims.