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Paparazzi und Profifotografen sollten sich vorsehen: Geht es nach dem Willen von findigen Computerwissenschaftlern aus Indien, müssen sie sich im Kampf um begehrte Jobs womöglich schon bald mit Robotern messen, die auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) selbständig ästhetische Fotos erstellen können.

Ein erster Prototyp der neuartigen Foto-Technologie wurde nun in den humanoiden Roboter "NAO" integriert, dem es somit möglich sein soll, qualitativ hochwertige Aufnahmen anzufertigen, die den allgemein anerkannten Gestaltungsregeln der Fotografie wie etwa Goldener Schnitt oder Drittelregel entsprechen. "Es gibt zwar bestimmte Standards, die insbesondere bei Wettbewerben als generelle Kriterien für qualitativ ansprechende Aufnahmen herangezogen werden können. Ein gutes Foto machen aber mehrere Faktoren aus", erklärt Holger Hagedorn, Redakteur der Fachzeitschrift Foto Hits. Drittelregel oder Goldener Schnitt seien lediglich für die richtige Bildaufteilung verantwortlich. "Daneben kommt es aber vor allem auf die Wahl des richtigen Motivs und Moments an", betont Hagedorn, der die Chancen der KI-Fotografie eher bescheiden einschätzt. "Ich glaube nicht, dass ein Roboter einen Menschen in Sachen Fotografie ersetzen kann."

Raghudeep Gadde, Computerwissenschaftler am International Institute of Information Technology (IIIT-H) in Hydrabad, Indien, sieht dies wohl etwas anders. Gemeinsam mit seinem Team hat er dem Roboter "NAO" der Firma Aldebaran Robotics und dessen integrierter Kopfkamera eine neue Programmierung spendiert, die sicherstellen soll, dass bei jeder Aufnahme stets die zwei oben genannten Fotografieregeln eingehalten werden. Zusätzlich verfügt NAO auch über die Möglichkeit, die Qualität der selbst erstellten Bilder anhand der dargestellten Schärfe-, Licht- und Farbverhältnisse einschätzen zu können. Um dem KI-Verstand beizubringen, was ein gutes Foto ist und was nicht, wurde der Roboter mit den jeweils besten und schlechtesten zehn Prozent der Aufnahmen eines Fotowettbewerbs gefüttert, die von einer menschlichen Jury bewertet worden sind. Auf Basis dieser gespeicherten Daten erfolgt dann die KI-Bewertung. Bleibt ein Bild unter einer bestimmten vordefinierten Qualitätsgrenze, unternimmt der Roboter automatisch einen neuen Versuch.

Ob es tatsächlich bald so weit sein könnte, dass professionelle Fotografen von Robotertechnologie verdrängt werden, bleibt aber wohl noch abzuwarten. Derzeit hat die KI-Variante jedenfalls noch mit einem sehr gewichtigen Problem zu kämpfen: Es ist nicht möglich, zu erkennen, was ein interessantes Motiv ist und was nicht. Wer sich selbst einen Eindruck vom gegenwärtigen Entwicklungsstand dieser Technologie machen will, sollte zwischen 14. und 17. Juli in Barcelona vorbeischauen. Dort wird Gadde seine Forschungsergebnisse auf der Conference on Uncertainty in Artificial Intelligence zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentieren.

www.auai.org/uai2011