Bild: Ownbackup

Anwendungen in der Cloud besitzen viele Vorteile für Unternehmen: Anstelle einer kompletten IT-Infrastruktur im eigenen Haus oder ausgelagerter Teile bei einigen Providern befinden sich im Falle einer echten Cloud alle Komponenten bei einem Anbieter (oder im Fall einer Multi-Cloud-Konstruktion bei mehreren von ihnen). Die komplette IT ist dann ausgelagert – mit allen Konsequenzen.

In diesen Fällen wird die IT an einen externen Dienstleister gegeben, so wie es schon länger bei einigen Unternehmensteilen wie zum Beispiel Energie, Transport, Kantine oder Finanzberechnungen gang und gäbe ist und letztlich viele Kosten im Vergleich zu spezialisierten Anbietern spart.

Allerdings können bei der Auslagerung von IT-Aufgaben im Einzelfall besondere Umstände auftreten, die zusätzliche Aktionen und Ausgaben erfordern. Denn so mancher Cloud-Anbieter von Amazon AWS über Microsoft Azure bis zu Google Cloud und vielen kleineren arbeitet mit umfangreichen Angebots- und Preislisten, bei denen sich ursprūnglich kleinere Posten zu grösseren Summen aufschaukeln. Ein besonders bekannter Fall sind zum Beispiel die Kosten für den Rücktransport von Dateien und Daten in das eigene Rechenzentrum, die Amazon verlangt und die eher den Charakter von Strafzahlungen haben.

Das israelische Startup Ownbackup hat sich auf eine Backup-Anwendung für das US-Unternehmen Salesforce spezialisiert, das seine Anwendungen ausschliesslich in der Cloud anbietet und auch alle Dateien und Daten, die dabei anfallen, bei sich speichert, ohne jedoch Backup und Restore komplett abzudecken.

Salesforce ist ein dynamisch gewachsenes Unternehmen mit Hauptsitz in San Francisco, das "Geschäftsanwendungen für Unternehmen über das Internet zur Verfügung stellt". Einer der Schwerpunkte liegt bei CRM (Customer Relation Management). Die jährlich stattfindende und sehr populäre Anwenderkonferenz "Dreamforce" in San Francisco zieht regelmässig Zehntausende von Kunden und Interessierten an.

Ownbackup entdeckte eine Lücke im Portfolio von Salesforce und hat diese zur Grundlage seines eigenen Geschäfts gemacht. Ein ungeschriebenes Gesetz bei Salesforce lautet: "Die Kunden müssen sich selbst um ein Backup ihrer Daten kümmern." Ohne ein dediziertes tägliches Backup-Tool riskieren die Kunden den teilweisen oder kompletten Verlust ihrer Daten, die mit den Salesforce-Anwendungen erzeugt werden.

Ownbackup liefert tägliche, automatisierte Backups aller mit Salesforce erzeugten Daten und Metadaten, die auch auf der Kundenseite abgelegt werden können, sowie geeignete Recovery-Prozesse. Ausserdem stellt das Startup mit "Ownbackup Archiver" eine regelkonforme Archivierung der Daten zur Verfügung. Ownbackup unterstūtzt ferner das Ablegen von Daten in anonymisierten Sandboxes. Der Hersteller reklamiert mit diesen Funktionen fūr sich, den Kunden bei der Reduzierung der Salesforce-Ausgaben zu helfen. Salesforce stellt seinerseits APIs zur Verfügung, mit deren Hilfe Ownbackup einen Zugriff auf die Salesforce-Infrastrukur erhält.

Salesforce selbst bietet zur Zeit nur diese Speicheroptionen an:
- wöchentlicher manueller Export, ohne Einschluss des kompletten Datensatzes, was zu dem Verlust der Daten einer Woche führen kann;
- Export zu einem Data Warehouse, was aber ein Skript und API-Kenntnisse voraussetzt;
- Sandbox-Refresh alle 30 Tage, was mehrere Tage dauern kann;
- Data Recovery Service: dauert 6 bis 8 Wochen, Preis: 10.000 Dollar (nur noch bis 31. Juli 2020 angeboten).

Keine dieser Varianten ist in der Lage, den Speicher- und Wiederherstellunganforderungen einer Unternehmens-IT zu genügen. Für Unternehmen wird eine noch akzeptable Ausfallzeit von Anwendungen heute in Sekunden oder Minuten gemessen, aber nicht wie bei Salesforce üblich in Stunden, Tagen oder Wochen. Und das Recovery muss ebenfalls sehr schnell passieren – im Idealfall ebenfalls in Minuten. Beobachter sprechen angesichts dieser Situation sogar von einem "Skandal". Und es verwundert dann nicht mehr besonders, wenn sich Salesforce in Deutschland nicht dazu bereit fand, auf unsere konkreten Fragen zu Datenschutz und Backup zu antworten.

Ownbackup wurde 2015 in Israel gegründet und hat an die 50 Millionen Dollar in vier Funding-Runden aufgetrieben. In den Niederlassungen in Tel Aviv, New Jersey und London sind derzeit über 200 Mitarbeiter beschäftigt. Auch Salesforce investiert in Ownbackup und empfiehlt seine Produkte den Kunden. Konkurrenten im Salesforce-Umfeld sind u.a. Copystorm, Druva, Reflection Enterprise und Spanning von Kaseya.

Die Backup- und Recovery-Strategie von Salesforce ist gegenwärtig unklar und könnte noch einige Überraschungen bringen – durch ein eigenes komplettes Backup-Produkt oder die Ūbernahme eines geeigneten bestehenden Anbieters. Geld genug hat man auf dem Konto. Gegenwärtig scheint noch das Interesse an einem Ring von verschiedenen Speicheranbietern rund um die Salesforce-Produkte vorzuherrschen.

Bei Ownbackup scheint man sich der Situation bewusst zu sein. Gegen Ende 2020 soll ein Backup-Angebot inclusive API-Schnittstellen für Workday herauskommen. Weitere wie Netsuite und andere sollen – so die Gerüchte in der Speicherbranche – hinzukommen.

Bild: Ownbackup
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