Guido Schuster bei einer Theorievorlesung (© OST)

Die OST (Ostschweizer Fachhochschule) hat sich im Rahmen der IT-Bildungsoffensive (ITBO) des Kantons St. Gallen zum Ziel gesetzt, künstliche Intelligenz in die Ausbildung aller Studiengänge zu integrieren. Hintergrund dazu sei, dass Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, AI) immer häufiger im ganz normalen Berufsalltag eingesetzt werde. Die Anwendung von AI solle deshalb nicht nur in der Informatik und Elektrotechnik, sondern in allen Fachbereichen unterrichtet werden: vom Bauingenieur- über das Gesundheitswesen bis hin zur Landschaftsarchitektur; von den Bachelor-Studiengängen bis in die Weiterbildungs-Angebote.

Damit dies realisiert werden könne, brauche es Dozierende mit dem entsprechenden Know-how, teilt die OST via Aussendung mit. In der ersten AI-Teach-the-Teachers-Blockwoche seien denn auch im Verlaufe des Juni mehr als 20 Dozierende aus informatikfremden Studienrichtungen in den Grundlagen künstlicher Intelligenz ausgebildet worden.

Nach der ersten Durchführung einer AI-Blockwoche seien bereits drei weitere in Planung. Während vorerst vier AI-Blockwochen sollen möglichst viele Dozierende der OST lernen, die Möglichkeiten von AI-Anwendungen in die Ausbildung ihrer Studierenden zu integrieren, lässt die OST wissen.

Hinter der AI-Blockwoche steht den Angaben zufolge ein Team aus zwei AI-Profis des ICAI Interdisciplinary Center for Artificial Intelligence der OST. Das ICAI gehört zur Fachabteilung IQT Interdisziplinäre Querschnittsthemen der OST, welches für die departementsübergreifenden Themen verantwortlich zeichnet. Für das fünftägige Intensiv-Programm haben sie ein Step-by-Step-Konzept erarbeitet. Eine künstliche Intelligenz oder einen komplexen Algorithmus von Grund auf programmieren können die teilnehmenden Dozierenden - Professorinnen und Lehrpersonen der OST - nach fünf Tagen AI-Workshops zwar nicht. Was sie aber sehr wohl könnten, sei, im Kontext ihres eigenen Fachgebiets einschätzen, in welchen Situationen welche Form von künstlicher Intelligenz ihnen und ihren Studierenden später im Berufsalltag helfen könne und wo sie in der Praxis heute schon einsetzbar sei oder bereits eingesetzt werde.

"Unser Ziel war es nicht, aus den Teilnehmenden in fünf Tagen AI-Spezialisten zu machen", erklärt ICAI-Leiter Prof. Guido Schuster. Vielmehr sei es das Ziel gewesen, Hemmungen vor der Anwendung von AI-Methoden abzubauen und gleichzeitig das Verständnis für die verschiedenen AI-Werkzeuge und -Methoden zu erhöhen, so Schuster. Denn die Zeiten, in der schon nur das Wort "künstliche Intelligenz" ahnungsloses Staunen hervorgerufen habe, seien lange vorbei. Nicht nur Grosskonzerne und Tech-Startups, sondern jedes mittelständische Unternehmen könne sich heute die Vorteile von Machine Learning, künstlicher Intelligenz und komplexen Algorithmen zunutze machen. Häufig ohne es zu bemerken, begegneten einem heute AI-Anwendungen im ganz normalen Alltag: In der Architektur, bei der Schichtplanung in Spitälern, bei der Krankheits-Diagnostik im Spital, in der Altenpflege, bei der Planung von Landschaftsprojekten, in der Auswertung von Börsenbewegungen, in der Verkehrsanalyse für Städteplanungen, in Logistikzentren. "Von aussen sehen solche Praxisbeispiele immer aus wie Zauberei. Wir haben unseren Dozierenden erklärt, wie diese 'Zaubertricks' funktionieren und wo sie diese Techniken und Methoden in ihren wissenschaftlichen und beruflichen Kontext anwenden können", so Schuster.

In einem Wechsel zwischen Theorie-Vorlesung und praktischer Übung lernten die Dozierenden zum Beispiel die Unterschiede verschiedener Maschine-Learning-Konzepte kennen. Für welche Art von fachlichen Problemen nutze ich Unsupervised Learning und wann macht Supervised Learning Sinn? Was ist eigentlich Reinforcement Learning und wie funktioniert in der Praxis das Clustern von riesigen Datenmengen? Tag für Tag lernten die Teilnehmen gemäss den Infos, welche AI-Werkzeuge in ihrem Fachgebiet nützlich sein könnten. Beispielsweise um Muster und Strukturen zu erkennen, die sich etwa bei der Auswertung von Geschäfts-, Klima- oder Marketingdaten oder beim Auswerten von neuen Krankheitsbildern wie einer Covid-Infektion bei Millionen Patientinnen und Patienten nutzen lassen.

Neben den AI-Blockwochen im Rahmen der ITBO bietet das ICAI Interdisciplinary Center for Artificial Intelligence der OST sein Wissen über AI-Anwendungen auch Unternehmen, Behörden und Organisationen in der Ostschweiz an. Jede Woche findet abwechselnd an den Standorten der OST in Buchs, Rapperswil-Jona, St. Gallen und auch rein virtuell ein "AI-Stammtisch" statt. Die Expertinnen und Experten der OST bieten dabei in lockerer Stammtisch-Atmosphäre die einfache Möglichkeit für interessierte Personen an, Ideen für AI-Anwendungen auf ihre Praxistauglichkeit hin zu diskutieren und bei Bedarf bei der Umsetzung zu unterstützen.

Know zu Themen wie KI ist Teil der St. Galler Bildungsoffensive ITBO (Bild: zVg)
Know zu Themen wie KI ist Teil der St. Galler Bildungsoffensive ITBO (Bild: zVg)