Marc Bravin (HSLU), Kevin Kuhn (Jaywalker Digital) und Adrian Minnig (MNBrew; v.l.) bei der Deeper-Degustation. Bild: HSLU

Ein hopfenlastiges Indian Pale Ale mit Zitrus-Note: "Deeper" heisst das Bier, das Forscher von der Hochschule Luzern (HSLU), des Softwareunternehmens Jaywalker Digital und der Brauerei MNBrew neu kreiert haben. "Sehr spannend und sehr fruchtig", beschreibt Adrian Minnig, ein Brauexperte von MNBrew, das Bier. Gebraut wird es zwar nach wie vor von menschlicher Hand. Doch die Rezeptur stammt von einer von der HSLU entwickelten Künstlichen Intelligenz (KI) namens "Brauer AI" ("AI" steht für Artificial Intelligence).

"Bei Künstlicher Intelligenz denken die Leute oft an hyperintelligente Roboter, riesige Datenmengen und selbstfahrende Autos", so der Initiant und Mitinhaber von Jaywalker Digital, Kevin Kuhn, in einer Aussendung der Hochschule Luzern. "Wir aber wollten beweisen, dass sie uns bei kreativen Prozessen unterstützen und sogar etwas Neues schaffen kann – wie eben Bier."

Für die kreative Bierrezepturen geht der Algorithmus wie folgt vor: Zuerst wählt entweder ein Mensch oder die KI den Bierstil – etwa Indian Pale Ale oder Weizen. Danach durchforstet der digitale Helfer eine Datenbank mit 157.000 internationalen Bierrezepten. Mithilfe von neuronalen Netzen sucht er in diesen Rezepturen nach Mustern und leitet daraus aufgrund des ausgewählten Stils eine Liste von Malzsorten und deren Anteil am Sud aus. Danach folgen Vorschläge für passende Hopfensorten und deren Kochzeiten.

Für Brauereien sei es angesichts der Hunderttausenden Rezepte enorm schwierig, den Überblick zu behalten, sagte Marc Bravin von der HSLU. "Brauer AI kann sich diesen Überblick nicht nur viel schneller verschaffen als ein Mensch, sondern auch Vorschläge liefern für ein wirklich noch nie da gewesenes Bier." Den Forscher gehe es dabei nicht darum, mit ihrem Algorithmus den Menschen aus dem Brauprozess auszuschliessen. Im Gegenteil: "Die besten Ergebnisse erzielen Mensch und Maschine gemeinsam", so ihre Überzeugung.