Der Markt für Neugründungen von Startups ist in ständiger Bewegung. Ähnlich wie die Finanzbörsen von einem stetigem Auf und Ab je nach Interessenlage und Investitionsbereitschaft der verschiedenen Anlegergruppen gekennzeichnet sind, ist auch der Startup-Markt von den Venture Capitalists und sonstigen Investoren dominiert. Im Moment werden – so zumindest deuten verschiedene Beobachter die Lage – weniger neue IT-Unternehmen gegründet als noch in den vergangenen Jahren.

Doch das wirkt sich nicht unbedingt auf die Qualität jener Firmen aus, die den Sprung in die Unabhängigkeit wagen. Auf einer Reise in das Silicon Valley und nach San Francisco konnten wir uns davon überzeugen, dass die Innovationskraft der Szene ungebrochen ist.

Snowflake

Das von den beiden Franzosen Thierry Cruanes und Benoit Dageville 2012 gegründete Unternehmen hat sich eine radikale Umwandlung der Technologie des Data Warehousing vorgenommen. Klassische Anbieter von Data Warehouses sind zum Beispiel Teradata, IBM Netezza oder Vertica: Sie bieten Werkzeuge an, um Daten aus verschiedenen Quellen recht zeitaufwändig in ihr System zu laden, um sie dann anschliessend nach verschiedenen Kriterien zu sortieren und auszuwerten – in gewisser Weise eine frühe Form von dem, was heute unter Schlagwörtern wie Big Data und Analytics kursiert. Grosse Fluggesellschaften wie zum Beispiel die Lufthansa haben Unmengen von Kapital in solche Data Warehouses investiert, um die Flugbuchungen und Interessen ihrer Kundschaft zu sammeln und zu interpretieren – und um anschliessend ihre Angebote, Routen oder Belegpläne anzupassen oder radikal zu ändern. Schon lange bleibt hier nichts mehr dem Zufall überlassen.

Der 2014 hinzugestossenen CEO Bob Muglia, ein ehemaliger Microsoft-Manager, verweist darauf, dass laut einem Gartner-Report von 2016 73 Prozent der Befragten sagten, ihr Unternehmen habe bereits in Big Data investiert oder habe entsprechende Pläne. Doch nur 15 Prozent gaben an, dass ihr Unternehmen sein Big-Data-Projekt auch in die Praxis umsetzen konnte. Als Gründe dafür werden in erster Linie die komplexe, schwer umzusetzende Architektur der Programme und die hohen Lizenz- und Betriebskosten genannt. Muglia erwähnt auch die opensource-orientierten Hadoop-Projekte für Big Data, die sich für viele Anwender ebenfalls als zu schwierig erwiesen hätten.

Die Grundidee von Snowflake ist dagegen einfach: Man bietet den Kunden eine Service-Lösung für Data Warehouse und Analytics an, die in der Cloud installiert ist und komplett von Snowflake betrieben wird, einschliesslich der Security-Massnahmen. Snowflake bietet laut Muglia eine “grosse relationale, voll transaktionsfähige Datenbank an, die problemlos skaliert und die vor allem funktioniert”. Die Snowflake-Software wurde zunächst auf Amazon AWS gehostet und gibt es nun auch auf Microsoft Azure.

Muglia sagt, drei Technologien hätten Snowflake möglich gemacht: skalierbarer Blob Storage von S3 in AWS, virtuelles Computing on demand und das schnelle, allgemein verfügbare 10 Gigabit Ethernet. Man hat bereits über 1.000 Kunden gewinnen können, und das junge Unternehmen ist mit mehr als 400 Millionen Dollar Venture Capital bestens für eine weitere Expansion ausgerūstet. Teradata und die anderen Data-Warehouse-Veteranen werden sich etwas überlegen müssen.

Lucidlink

George Dochev, CTO und Co-Founder des seit 2016 bestehenden und 2018 an den Markt gegangenen Startups Lucidlink, hat in einem Blog-Eintrag den Entstehungsprozess von LucidLink beschrieben: “2012 arbeitete ich in einem Team bei DataCore mit, das die neue Generation der Software SANsymphonie für die Speichervirtualisierung entwickelte. Wir arbeiteten von verschiedenen Orten aus, so dass wir die fertigen und sehr großen Teile des Source Code in einem System in Florida ablegen mussten. Alle Mitarbeiter hatten über das Internet Zugriff auf dieses System, um die Software testen und erweitern zu können.” Doch aufgrund der großen Entfernungen verlief der Datenverkehr nur sehr langsam und war ausserdem fehleranfällig. Schon bald identifizierte man das ineffiziente Netzwerk-File-Protokoll als Ursache, das lokal gut funktionierte, aber über lange Strecken sehr langsam war. “Daraus entstand die Idee”, schreibt Dochev, “ein Distributed File System für das Internet zu schaffen, das von überall her gleich schnell zu erreichen ist und das verschiedene, bereits existierende File-Systeme in sich aufnehmen kann.”

Zusammen mit Peter Thompson, ebenfalls von Datacore kommend, führte diese Idee zur Gründung von Lucidlink und der Entwicklung eines Cloud File Systems, das lokalen File-Storage mit einem S3 Object Storage verbindet. Dieses Backend kann sich on-premise, in einer private oder einer Public Cloud befinden. Alle berechtigten Personen erhalten den Zugang zu einem zentralen Speicherplatz, den LucidLink bei Amazon AWS in Betrieb hat. Mit einem S3-kompatiblen Object Store sind auch von LucidLink verwaltete Lösungen bei Google Cloud, Microsoft Azure oder AliCloud möglich.

Die Lösung befindet sich bei den ersten Kunden im Betrieb. Lucidlink bietet auch eine kostenlose Version an, bei der man 16 GB an Daten speichern kann.

Portworx

2014 gegründet von Murli Thirumale und Gou Rao (ehemaligen Mitarbeitern von Dell und Citrix), hat sich das Startup Portworx zum Ziel genommen, auf der Basis von Containern eine alternative, kostengünstige Speicherinfrastruktur aufzubauen. Mit der Software 3D Snap lassen sich Snapshots und Restore von Daten auch in einer Multi-Cloud-Umgebung organisieren. Zwar könnten IT-Teams auch mit freien Opensource-Versionen von Containern und der Verwaltungs-Software Kubernetes experimentieren, doch erfordert dies entsprechendes Know-how und einen großen Aufwand. Mesosphere oder Red Hat Openshift stehen ebenfalls für die Container-Orchestrierung zur Verfügung. Portworx versteht sich mit seiner Lösung auch als unterstützendes Service-Unternehmen. Neben der freien Version PX-Developer gibt es die kommerzielle Version PX-Enterprise. Die Software kann auch jeweils in einer Public Cloud installiert werden, so dass man u.a. auf deren Networking- und Security-Angebote zurückgreifen und wahlweise eine Multi-Cloud-Umgebung aufbauen kann. Zu den Geldgebern von Portworx zählen u.a. Mayfield und GE Ventures.

Bild: Snowflake