Storage-Architekturen von Legacy bis Cloud (Grafik: zVg)

Der Firmenname "Nasuni" klingt irgendwie japanisch, steht aber für ein vor zehn Jahren gegrūndetes amerikanisches Startup mit Sitz in Boston und bedeutet "NAS Unified". Auf seiner Web-Seite beschreibt Nasuni anschaulich, wie es zur Grūndung des Unternehmens kam und welche Ideen dahinter standen.

Nämlich: "Als die New York Times ihre erste Web-Präsenz startete, stand der neue CTO Andres Rodriguez (Founder und heute CTO von Nasuni) vor einer grossen Herausforderung – nämlich der Frage, wie Web-Dienste von 10.000 internen Benutzern auf Millionen von Abonnenten skaliert werden können. Das IT-Team hätte Racks von Herstellern von Web-Servern und Loadbalancern kaufen können. Stattdessen wandte man sich an Akamai, dessen Nutzung des Internets zur globalen Replikation und Zwischenspeicherung von Inhalten eine Grössenordnung erreichte, die ein einzelnes Unternehmen so nicht realisieren konnte."

Mit der Digitalisierung von Inhalten und Produktionsabläufen stellte sich bald das Problem, wie man die Dateien, deren Grösse und Anzahl sich jedes Jahr verdoppelte, speichern, schützen und verwalten sollte. Man hätte Racks mit Netapp NAS-Geräten, Backup-Lösungen und eine Disaster-Recovery-Infrastruktur kaufen können. Doch dieses Hardware-basierte Modell hätte das Ausmass des Dateiwachstums nicht mehr bewältigen können: "Es wurde ein neuer File-Services-Ansatz benötigt, der die Performance und den Zugriff von Netapp mit der Skalierbarkeit, Stabilität und globalen Reichweite von Akamai vereint. Die Idee von Rodriguez für 'NAS Unified' (Nasuni) war geboren."

Rodriguez sah Cloud-Objekt-Storage als die "neue Platte" vor – unbegrenzt, langlebig, geo-redundant und wirtschaftlich. Er schied bei der New York Times aus und gründete zunächst "Archivas", ein Startup, das sich auf die Speicherung von Objekten in der Cloud spezialisierte und schon bald von HDS übernommen wurde.

Nasuni sollte das nächste Unternehmen werden, das Rodriguez ins Leben rief, um sich der Weiterentwicklung seiner Grundidee zu widmen. Es ging darum, wie Dateien in die Cloud-Objektspeicher kommen: "Ein globales Dateisystem der nächsten Generation, das einen einheitlichen Satz von File-Systemen der Unternehmen unterstützen kann, war die Antwort."

Die "Mission" des Startup Nasuni ist anspruchsvoll: Mit der "Redefinition of Enterprise File Storage" liefert man eine "Cloud File Storage Platform", mit der man nichts weniger will, als "den primären und sekundären File Storage in den Unternehmen (Netapp, Isilon, WFS/Windows File Services) zu ersetzen".

Bisher hat man mehr als 500 grosse Unternehmen an ūber 8.000 Standorten in mehr als 70 Ländern als Kunden gewonnen. Zu den Finanziers, die bisher 145 Millionen Dollar investiert haben, gehören u.a. Goldman Sachs, Telstra und Dell. Das Verkaufsmodell setzt zu 100 Prozent auf Partner, vor allem sind dies Microsoft Azure, Amazon AWS und Google Cloud.

Die veröffentlichen jährlichen Wachstumszahlen bei den Einnahmen (ARR/Annual Recurring Revenue) steigen enorm (vgl. Abb. 1).

Nasuni unterscheidet fūnf Storage-Infrastrukturen, die sich von klassischen Legacy-Umgebungen bis hin zu Cloud Native erstrecken:
- "Legacy": Vorherrschend sind hier Dell EMC (incl. EMC Isilon), Netapp, IBM und HPE. Ihre Struktur ist on-prem Hardware- bzw. Geräte-zentrisch, und die File-Performance hat sich zusammen mit den Netzwerken entwickelt (NAS/Network Attached Storage).
- "Storage 2.0" oder "Cloud Tiering": Zu den Vertretern dieser Richtung gehören zum Beispiel Rubrik, Cohesity oder Qumulo. Nasuni beschreibt diese Richtung als "Next-Gen Technology mit der Fähigkeit, Daten zu einer externen Schicht in der Cloud zu verschieben, hauptsächlich zur Archivierung von Daten".
- "Cloud Wash" oder "Lift & Shift": Netapp und EMC Isilon. "Bewegen von On-prem-Architekturen in die Cloud für HPC-Anwendungen (High Performance Computing). Begrenzungen bei Skalierung, Volumengrösse und Collaboration."
- "Partial Cloud": AWS Elastic File System (EFS) und Microsoft Azure Files: "Daten werden auf Festplatten geschrieben, kein Object Storage und keine File-Sharing-Fähigkeiten. Nur kleine Installationen, Kosten- und Skalierungsprobleme. Cloud-Lockin."
- "Cloud Native": Nasuni mit AWS, Microsoft Azure und Google Cloud. Laut Nasuni "keine Skalierungsbegrenzungen, dafür lokale User Performance, offene Multi-Cloud-Speicherstruktur, File Sharing und Collaboration über mehrere Systeme hinweg, eingebautes Backup, Disaster Recovery sowie Erweiterung in Richtung Edge Computing mit virtuellen Maschinen."
(vgl. Abb. 2)

Laut Nasuni ist seine Lösung besonders für unstrukturierte Daten geeignet, die heute etwa 80 Prozent aller Daten ausmachen. Ein weiteres Argument sieht das Startup darin, dass die Entwicklung zu Cloud-Infrastrukturen nicht mehr aufzuhalten ist. Dies wird auch von zahlreichen Analystengruppen bestätigt, die wie Gartner für die nahe Zukunft von 2025 schon einen Speicheranteil von bis zu 99 Prozent aller Dateien in der Cloud vorhersagen.
(vgl. Abb. 3)

Anwendungsfälle für Cloud File Services finden sich – so die Sprecher von Nasuni bei einer Veranstaltung der IT Press Tour im vergangenen Sommer – bei der Umstellung der IT-Infrastruktur eines Unternehmens in Richtung Public Cloud, bei VDI- und Remote-Work-Umgebungen, bei dem Schutz vor Ransomware-Angriffen, File-Backups und Recovery sowie bei File Collaboration und Disaster Recovery. Nasuni ist der Ansicht, dass traditionelle File-Systeme nicht mehr den heutigen Anforderungen gerecht werden: Sie seien Geräte-zentrisch und Silo-Lösungen ohne die erforderliche Agilität. Ausserdem verursachen sie hohe Kosten und bieten den Anwendern zu wenig Eingriffsmöglichkeiten, heisst es bei dem Startup. Die heutige IT-Infrastruktur sei auf dem weg, "Cloud-native" zu werden. Und das habe Auswirkungen auf die File-Infrastruktur.
(vgl. Abb. 4)

Die Nasuni-Plattform für File Services ist für Cloud-Umgebungen zugeschnitten und besteht aus fünf Schlüsselkomponenten: Im Zentrum steht das verteilte File System UniFS, das für die Anwender nicht sichtbar ist und für AWS, Microsoft Azure und Google Cloud geeignet ist. An diese Clouds können Virtual Edge Appliances für lokale Anwender angeschlossen werden. Als dritte Komponente dient eine zentrale Management-Konsole, ergänzt durch ein Orchestration Center und einen Analytics Connector. Die Lösung vereint primären und sekundären Speicher und vermeidet so Silo-Ansätze und unnötige Komplexität.

Die Analysten von der Enterprise Strategy Group (ESG) haben eine detaillierte Economic Value Validation (EVV) der Nasuni-Technologie vorgenommen und sehen folgende wirtschaftliche Vorteile für Unternehmen, die dieses Modell von File Storage verwenden:
- 73 Prozent Einsparungen und Vorteile gegenüber traditionellen NAS-Lösungen;
- eine um 77 Prozent erhöhte Steigerung der Produktivität der Angestellten;
- geringere Speicherkosten pro Gigabyte;
- deutliche Senkung des Aufwands der Administratoren und
- generelle Verschiebung der Speicherkosten von CapEx zu OpEx. (ESG, Quantifying the Value of Nasuni Enterprise File Services)

Nasuni zählt laut Coldago Research bereits zu den so genannten Unicorns der IT-Branche – dem Startup wird ein geschätzter Marktwert von mehr als einer Milliarde Dollar zugeschrieben.

Abb. 1 (Quelle: Nasuni)
Abb. 1 (Quelle: Nasuni)
Abb. 2.: Storage-Architekturen von Legacy bis Cloud (Grafik: zVg)
Abb. 2.: Storage-Architekturen von Legacy bis Cloud (Grafik: zVg)
Abb. 3: Nasuni im Speichermarkt (Quelle: Nasuni)
Abb. 3: Nasuni im Speichermarkt (Quelle: Nasuni)
Abb. 4 (Quelle: Nasuni)
Abb. 4 (Quelle: Nasuni)