Smart Traffic, Smart Government, Smart Health, Smart School: Mit diesen Schlagwörtern bereitet sich die 12,5-Mio.-Metropole Moskau auf die Herausforderungen der Zukunft vor. Anstatt einzelne Projekte gezielt zu unterstützen, setzten die Verantwortlichen in der Stadtregierung auf einen ganzheitlichen Ansatz. Oberstes Ziel: Der digitale Bürger mit mobilem Highspeed-Internetzugang, der schnell von A nach B kommt, nicht im Stau steht oder minutenlang auf die nächste U-Bahn wartet, nicht für alle Amtswege das Haus verlassen muss, genau weiss, wie es um seine Gesundheit bestellt ist sowie per E-Mail und/oder SMS benachrichtigt wird, wenn es beim Nachwuchs in der Schule hapert.

"Seit 2016 haben wir 350 Projekte implementiert und setzen dabei gezielt auf Künstliche Intelligenz. Was bisher noch auf der Grundlage von Papier bearbeitet wird, soll vollständig digitalisiert werden. Ziel ist es, viele Routineaufgaben von Maschinen erledigen zu lassen - und das 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche", skizziert Moskaus Chief Information Officer Artem Ermolaev seine Vision der Smart City 2030 im Rahmen der alljährlich stattfindenden Veranstaltung "It's Time for Moscow. Das lässt sich die Stadtregierung einiges Kosten. Rund 680 Mio. Euro werden pro Jahr für die Finanzierung der digitalen Vorhaben ausgegeben.

Von der Vision wurde bereits vieles realisiert, wie ein Lokalaugenschein gezeigt hat. Dabei ist das Projekt Smart City gerade für eine Megastadt wie Moskau inzwischen keine Kür, sondern Pflicht geworden. Zu gross werden die Anforderungen an öffentliche Transportmittel und Verwaltungen sowie ein funktionierendes Gesundheits- und Bildungssystem sein, die durch zunehmenden Individualverkehr und einen immer stärkeren Zuwachs der Bevölkerung inklusive Millionen an Pendlern verursacht werden. "Bis 2020 erwarten wir, dass sich inklusive der Pendler täglich rund 25 Mio. Menschen in Moskau aufhalten werden", bestätigt auch Moskaus Minister Vladimir Chernikov, zuständig für Sicherheit und Korruptionsbekämpfung.

Moskaus Digitalstrategie fusst neben der Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Blockchain-Technologie sowie dem Internet der Dinge auch auf neuronalen Interfaces, Big Data und Predictive Analytics, dem 5G-Mobilfunkstandard, Virtual Reality und computergestützten 3D-Simulationen und 3D-Druck. Was futuristisch klingt, hat bereits Spuren im täglichen Leben vieler Moskauer hinterlassen. Beispiel E-Government anhand des Services "My Documents": Moskau bietet 160 Services elektronisch an, die zuvor nur im Amt möglich waren. Die Nachfrage danach steigt. Offiziellen Angaben nach gab es bereits 400 Mio. Anfragen von 62 Prozent der Moskauer - Tendenz steigend. Hierbei ist auf die E-Government-Portale "Our City" und "Active Citizen" der Stadtregierung zu verweisen, wobei die Moskauer zu bevorstehenden Projekten der Stadt befragt werden, Vorschläge einbringen und online abstimmen können.

Die Technologien sollen laut Sergey Cheremin, Moskaus Minister für Aussenwirtschaft und internationale Beziehungen, aber nicht ihres Selbstzwecks wegen umgesetzt werden. "Die von uns angeschobenen Technologieprojekte sollen die Transparenz gegenüber den Bürgern erhöhen und gleichzeitig Korruption verhindern." Einen Nutzen im Alltag verspricht die Smart City Moskau ihren Bürgern aber auch im Gesundheitswesen. Laut dem zuständigen Minister Alexey Pogonin sollen bis 2020 alle medizinischen Einrichtungen online eingetragen und einsehbar sein. Der Politiker führt erneut das Argument grösstmöglicher Transparenz über Kosten, den Zugang und Leistungen an. 97 Prozent der Moskauer könnten sich bereits online Arzttermine vereinbaren.

Kürzere Intervalle, weniger Staus

Aber auch in den Bereichen öffentlicher Personennahverkehr und Bildung setzt Moskau auf smarte Technologien. So sind nicht nur alle Busse und Taxis mit dem russischen Navigationssystem "Glonass" ausgestattet, das ein Tracking der Fahrzeuge in Echtzeit ermöglicht und damit kürzere Intervalle für die Fahrgäste bietet. Auch ist der gesamte öffentliche Verkehrsbereich mit WLAN-Routern ausgestattet, die Gratis-Internet ermöglichen. Aktuellen Statistiken nach gibt es hier rund 90.000 WLAN-Logins pro Tag. Auch angesichts von 720.000 Taxifahrten pro Tag mit 55.000 Taxis - 2017 waren es in Moskau insgesamt 260 Mio. Fahrten - sind smarte Lösungen gefragt. Ein KI-basiertes Leitsystem kontrolliert mit über 3.500 Verkehrssensoren und 2.000 Kameras rund 2.000 Ampeln und sorgt so für weniger Staus.

Um die Kleinsten für neue Technologien zu begeistern, setzt die Stadtregierung auch in der Schule auf Hightech. So stehen alle Lehrmaterialien, Skripten, E-Books und Testunterlagen online zum Nachlesen bereit. Diese können von Schülern, Lehrern und Eltern zusätzlich digital bearbeitet oder mit Kommentaren ergänzt werden. Auch können Lehrer Mitteilungen an Eltern elektronisch übermitteln. Ziel ist ein offener Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten für einen optimalen Lernerfolg. Laptops in den Klassen sowie interaktive elektronische Tafeln in Form von Touchscreens runden zusammen mit einer Online-Bibliothek das digitale Lernangebot ab. Bereits jede dritte Moskauer Schule bietet diese Services.



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