Genter Altar (Foto: www.lukasweb.be - Art in Flanders vzw, Hugo Maertens)

Mit Röntgenlicht und Künstlicher Intelligenz (KI) ist es Forschern des University College London zusammen mit Kollegen der Duke University und Mitarbeitern der National Gallery gelungen, die Geheimnisse des Malers des Genter Altars in der St.-Bavo-Kathedrale der belgischen Stadt Gent zu entschlüsseln. Gestaltet wurde er von Jan van Eyck und wahrscheinlich dessen älterem Bruder Hubert im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts.

Die aufklappbaren Flügel des Genter Altars sind auf beiden Seiten bemalt. Die Basis für die Anwendung eines neu entwickelten Algorithmus' haben die Forscher mit Röntgenbildern, die sie von vorn und von hinten aufnahmen, analysiert. Da die Röntgenstrahlen alles durchdringen, sind darauf beide Seiten zu sehen. Das Muster ist schwer zu interpretieren, weil sich Vorder- und Rückseite überlagern. Das gilt auch dann, wenn Bilder übermalt werden. KI hilft dabei, die Bildpunkte dem jeweiligen Bild zuzuordnen.

Hélène Dubois, Chefin der Mannschaft, die den Altar derzeit restauriert, setzt grosse Hoffnungen in das Verfahren: "Die Kombination aus KI und Röntgenbildern - das sind wertvolle Werkzeuge, wenn es darum geht, verwendete Materialien zu identifizieren und die jeweilige Maltechnik zu entschlüsseln." Das neue Verfahren helfe dabei herauszufinden, wie stabil der Untergrund - in diesem Fall Holz - ist und wie die einzelnen Farbschichten aufgebaut sind.

Der Altar hat schwere Zeiten überstanden. 1821 wurde ein grosser Teil davon an den preussischen König Friedrich Wilhelm II verkauft und im Alten Museum ausgestellt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Deutschland im Vertrag von Versailles verpflichtet, die Tafeln zurückzugeben. Einige waren reparaturbedürftig. Im Zweiten Weltkrieg wurde der ausgelagerte Altar von Nationalsozialisten entdeckt und erneut nach Deutschland verschleppt. Nach dem Krieg gelangte er nach einer Restaurierung zurück nach Gent. Alle ursprünglichen Arbeiten und jene, mit denen später Schäden behoben wurden, lassen sich mit der KI-Röntgenmethode nun sichtbar machen. http://ucl.ac.uk
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http://nationalgallery.org.uk