Imverse SA: Interlooped (Foto: Migros Kulturprozent)

Begegnung mit dem eigenen Körper in der virtuellen Realität, ausgeklügelte Robotertechnologien oder Lautsprecher, die Gesprächsfetzen von Demenzkranken wiedergeben und so den Kern der Sprache hinterfragen: Die Gewinnerprojekte der Werkbeiträge Digitale Kultur 2018 zeichnen sich durch ihre Vielfalt aus. Das Migros-Kulturprozent vergibt die Werkbeiträge zum zwölften Mal und unterstützt insgesamt neun Projekte mit einer Gesamtsumme von 85’000 Franken.

Das Migros-Kulturprozent fördert die Medienkunst bereits seit 20 Jahren und vergibt die Werkbeiträge Digitale Kultur dieses Jahr zum zwölften Mal. Insgesamt hat die fünfköpfige Jury 46 Projekte gesichtet und 9 Gewinnerprojekte ausgewählt, die sich der ganzen Bandbreite der Medien bedienen. Die Preissumme von insgesamt 85’000 Franken geht an folgende Projekte:

• 15’000 Franken für "Norient Space – The Now in Sound. Ein virtuelles Museum" von Norient (Theresa Bayer und Thomas Burkhalter), Bern: Das virtuelle Museum "The Now in Sound" spielt mit Digitalisierung und Ästhetik, inszeniert Musik übergreifend sowie multiperspektivisch und greift so zentrale Fragen der Zeit auf.

• 15’000 Franken für "Interlooped" von Imverse SA (Javie Bello Ruiz, Robin Mange, Maria Guta, FlexFab), Plan-les-Ouates GE: Durch eine Virtual-Reality-Brille betreten die User eine von der Künstlerin Maria Guta kreierte, virtuelle Welt. Sie werden darin mit computergenerierten Bildern von sich selbst konfrontiert und begegnen der eigenen Identität in veränderter Form. Maria Guta zeigt auf, wie sich die Selbstwahrnehmung in der digitalen Welt verändern und entwickeln kann.

• 11’000 Franken für "kleee" von Johannes Gees, Jonas Fehr und Valentin Pfisterer, Zürich: Die experimentelle, mobile Laserperformance, die mittels eines weitgehend autonomen Laserprojektors gesteuert wird, begeistert durch ihr komplexes Gesamtpaket. Gees, Fehr und Pfisterer befassen sich so auf innovative Weise mit künstlerischer Produktion und Crowdfunding/Blockchain.

• 10’000 Franken für "Der Ungenau-Bot" von Fabian Bircher, Zürich: Durch die clevere Kombination von hochentwickelter Robotertechnologie mit einem alltäglichen Gummihandschuh, der banale Tätigkeiten ausführt, baut das Projekt Berührungsängste gegenüber der Robotertechnologie ab. Bircher gelingt es so, neue emotionale Zugänge zur Robotik zu erschliessen.

• 9000 Franken für "RObalz" von Daniel Bisig und Tatsuo Unemi, Zürich: Maschinen und künstliche Intelligenz werden zunehmend in Bereichen eingesetzt, die bis vor Kurzem Menschen vorbehalten waren: Bisig und Unemi nehmen sich dieser Realität auf humorvolle Art an und heben zugleich das gestalterische Potenzial von Algorithmen hervor.

• 8000 Franken für "PALM" vom U5 Kollektiv (Martin Kunz, Stefanie Rubner, Berit Seidel), Zürich: Eine Reihe selbstentwickelter, portabler Kameras streamt kontinuierlich Bilder, die von Benutzern bewertet werden können, auf eine Website: Das U5 Kollektiv zeigt so die Methoden dominierender Social-Media-Konzerne auf und thematisiert Fragen der Überwachung, der Selbstdarstellung und Alltagsdokumentation.

• 8000 Franken für "Radiosands #2" von Sven Hirsch und Thom Kubli (ZHAW – Institut für Angewandte Simulation), Winterthur: Was passiert, wenn man das klassische Radio mit aktuellen Strategien des Machine Learning verknüpft? Hirsch und Kubli schaffen einen eindrucksvollen Erfahrungsraum, der das Verhältnis von Mensch und digitaler Intelligenz darlegt.

• 6000 Franken für "imperceptible réalité" von Charlotte Aebischer, Lausanne: Sieben Fotos von bewohnten Gebäuden aus Schweizer Städten werden auf Grossbildschirmen gezeigt. Ein Lautsprecher untermalt die Szenen mit Geräuschen und richtet sie geschickt am Blick des Betrachters aus. Das Projekt verknüpft moderne Tracking-Algorithmen mit traditionellen Technologien und macht dadurch sonst ungesehene Alltagsgeschehnisse erfahrbar.

• 3000 Franken für "Gesprächsfragmente von Personen mit Demenz" Nicole Schmid, Oberegg AI: Die Künstlerin versucht mit ihrer Klanginstallation, ein Gedächtnis für Demenz zu entwickeln und den fortlaufenden Sprachverlust der Betroffenen erfahrbar zu machen. Über verschiedene Lautsprecher werden die Gesprächsfragmente klanglich inszeniert. So entsteht für die Besucher ein intimes Erlebnis, und es stellt sich die Frage, wo Sprache beginnt und wo sie endet.

Arbeit 'Radiosands' von Sven Hirsch und Thom Kubli (Bild: Migros Kulturprozent)
Arbeit 'Radiosands' von Sven Hirsch und Thom Kubli (Bild: Migros Kulturprozent)
Daniel Bisig und Tatsuo Unemi: 'RObalz' (Bild: Migros Kulturprozent)
Daniel Bisig und Tatsuo Unemi: 'RObalz' (Bild: Migros Kulturprozent)