(Bildrecht: Pogastro.com)

Robotik entwächst den Kinderschuhen und findet auch in der Hotelgastronomie zunehmend Anwendung. Als Unterstützung für die Beschäftigten, weniger als Ersatz, wie die Beteiligten betonen. Von einem ergänzenden Miteinander ist die Rede, das gleichermassen Effizienz und Kundenservice steigern soll.

"Wir sehen in der Hotellerie sehr viel Potenzial für Servicerobotik", sagt Sarah Bretzler, Head of Sales & Marketing bei Robotise. Thomas Holenstein, CEO von Pogastro.com beziehungsweise der Precom Group, exklusiver Schweizer Importeur der Roboter-Reihe von Pudu Technology aus China, betont: "In Europa wurden bisher einige Serviceroboter von Pudu ausgeliefert, besonders viele davon in die Niederlande, nach Spanien und nach Deutschland. Der grösste Teil kommt in der Hotellerie zum Einsatz."

Zur voranschreitenden Nutzung dürfte die Pandemie beigetragen haben und das nicht nur, da Roboter in den Bereichen Reinigung und Desinfektion eine echte Hilfe sein können. Fachkräftemangel war schon vor Corona ein Thema. In Lockdown-Zeiten verliessen zusätzlich zahlreiche Servicekräfte die (Hotel-)Restaurants und orientierten sich anders. Da kommen akkubetriebene "Kollegen", die beispielsweise Speisen beziehungsweise Getränke servieren sowie das Geschirr abräumen und in die Spülküche transportieren, gerade recht.

Die neuzeitlichen Roboter, die zuvor auf die räumlichen Gegebenheiten vor Ort programmiert wurden, finden ihre Routen selbstständig. Dank Sensoren und Laserdistanzsystemen umkurven sie Hindernisse und sprechen mit den Gästen. Zudem beherrschen sie verschiedene Sprachen. In zahlreichen Hotels sind auch bereits Serviceroboter von Robotise oder Staedler Robots im Einsatz. Sie liefern Getränke, Snacks und andere Artikel bis an die Zimmertür und ersetzen die oftmals wenig profitable Minibar. Gäste können ihre Waren dann kontaktlos via NFC-Technologie bezahlen. Steile Rampen oder Stufen sind noch unüberbrückbar, moderne Fahrstühle hingegen kein Problem und barrierefrei gestaltete Hotels mit aktiver WLAN-Verbindung das ideale Einsatzgebiet. Auch in der Lobby oder bei Events bieten die umherfahrenden Roboter kühle Getränke an, in letzterem Fall dann zur freien Entnahme. Pogastro.com bietet für seine Produkte wahlweise Kauf, Leasing oder Finanzierung und dazu Fullservice an. Reparaturen werden in der eigenen Werkstatt vorgenommen.

Weitere Anbieter, Anwendungen und Referenzen: Im vollautomatisierten Henn a Café im Kaufhaus Shibuya Modi in Tokio serviert Roboter "Tom Sawyer" Kaffeespezialitäten aus einer Melitta-Kaffeemaschine. Das italienische Unternehmen Makr Shakr hat das vollautomatische Bar-System "Toni" entwickelt, in dem zwei Kuka-Roboter als Barkeeper fungieren. In der Rooftop-Bar des Townhouse-Duomo-Hotels in Mailand mixt der eine Roboter Drinks und Cocktails, die die Gäste zuvor per App bestellt haben, während der andere beim Ausschenken unterstützt. Im brasilianischen Unternehmen Bionicook serviert ein Roboter der Firma Kuka den Gästen aus einem Fast-Food-Automaten heraus Snacks, Getränke und Desserts. Via Touch-Panel übermittelt der Gast seine Bestellung. Sobald er diese bezahlt hat, macht sich der Roboter an die Zubereitung.

Was zu Hotelküchen überleitet: Küchensysteme sind bereits seit langem im Einsatz. In Kürze könnte Kochrobotik eine neue Ära einleiten. Das Unternehmen Moley Robotics aus London, das zuvor entsprechende Technik für Privathaushalte auf den Markt brachte, arbeitet an einem Grossküchenmodell seiner "Robotic Kitchen“. Robotik-Arme und leistungsfähige Hände holen Zutaten aus dem intelligenten Kühlschrank, regulieren die Kochtemperatur, brutzeln, braten und reinigen im Anschluss. Prof. Michaela Brohm-Badry, Lernforscherin an der Universität Trier, ist überzeugt: "Die Zukunft wird definitiv hybrid sein." Worauf sie aber zugleich aufmerksam macht: "Ein Gast wird sich nach einem Kontakt mit einer Maschine niemals so gebunden fühlen wie durch einen freundlichen, serviceorientierten Mitarbeiter."