Medienvielfalt: Das verengt das Denkspektrum von Menschen (Bild: Gerd Altmann, pixabay.com)

Die explosionsartig gestiegene Zahl von Nachrichten- und Infoquellen hat zu einer zunehmenden politischen Polarisierung geführt. Vahideh Manshadi von der Yale University und ihre Co-Autoren haben ein Modell entwickelt, das zeigt, dass ein Individuum angesichts einer Flut von Informationen dazu neigt, das zu glauben, was seine bestehenden Überzeugungen bestärkt. Jeden Tag werden Milliarden von Beiträgen auf Facebook hochgeladen, 500 Millionen neue Tweets gibt es bei Twitter und 200 Millionen neue Instagram-Bilder. Und jede Minute werden 500 Stunden Video auf Youtube hochgeladen. Dazu kommen noch Kabelfernsehen und Websites jeder Grösse und politischer Couleur.

Noch vor wenigen Jahren wurde die Medienlandschaft von einer Handvoll etablierter Medien dominiert, die sich an eine standardisierte Reihe journalistischer Praktiken hielt. Jetzt hat der Aufstieg der sozialen Medien und die Zersplitterung der Massenmedien eine Verbreitung neuer Informationsquellen ausgelöst, von denen Nutzer oft nicht wissen, ob sie seriös sind, schreiben die Forscher. Das Modell der Experten folgt einer einfachen Reihe von Schritten. Einzelpersonen werden mit mehreren Beiträgen zu einem Problem konfrontiert. Jeder Beitrag nimmt eine andere Perspektive ein und stammt aus einer anderen Quelle. Einige Quellen sind bekanntermassen glaubwürdig, andere nicht. Jede Person entscheidet sich dann dafür, einen der Beiträge zu lesen und die darin enthaltenen Infos in ihre eigene Meinung einzubeziehen.

Hat eine Gruppe von Quellen eine unbekannte Glaubwürdigkeit, wie es in den sozialen Medien häufig der Fall ist, werden Einzelpersonen das, was sie lesen, auf der Grundlage früherer Überzeugungen filtern. Diese Bestätigungsverzerrung, bei der Menschen nach Informationen suchen oder diese so interpretieren, dass sie bestehende Überzeugungen stützen, hat in der psychologischen Literatur eine lange Geschichte. In diesem Fall führt dies zu einem beunruhigenden, wenn auch nicht überraschenden Ergebnis für jeden, der die Nachrichten verfolgt: Polarisierung. Angesichts einer Flut von Informationen neigt eine Person dazu, Material aufzunehmen, das diese Überzeugungen bestärkt.

Manshadi zufolge müssten die Menschen einerseits ihre Vorurteile aktiv unterdrücken und sich verschiedenen Nachrichtenquellen aussetzen. Auf der anderen Seite sollten Unternehmen wie Facebook und Google besser arbeiten, wahre Informationen aktiv von Unwahrheiten und Verschwörungen zu trennen. Sie und ihre Kollegen schreiben: "Wir glauben, dass Online-Nachrichtenplattformen in Technologie und Faktenprüfung durch Dritte investieren sollten, um Beiträge zu bewerten und zu kennzeichnen, wenn sie sie den Nutzern präsentieren."

Vor einigen Jahren tat Facebook genau das und kündigte an, nicht vertrauenswürdige Beiträge zu kennzeichnen. Die Benutzer stellten jedoch die Unvoreingenommenheit von in Facebook infrage und sahen teils eine Bevorzugung liberalerer Quellen. Das Unternehmen entschied daraufhin, dass die einfache Präsentation einer Vielzahl von Informationen den Menschen helfen würde, ein Problem rational abzuwägen und zu betrachten und sich auf diese Weise einer allgemein akzeptierten Wahrheit zu nähern. Das ist wohl ein Irrtum, wenn man Manshadi glauben darf.



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