CEO und Mitgründer von iWay: Markus Vetterli (Bild: zVg)

Das in Zürich domizilierte Unternehmen iWay gilt als Internetpionier. Dieser Tage feierte iWay anlässlich des dreissigsten Jahres ihres Bestehens ein rauschendes Fest. Die Geschichte der Firma ist gleichzeitig ein Spiegel dreier Jahrzehnte Digitalisierung in der Schweiz. ICTkommunikation sprach mit Markus Vetterli, dem Mitgründer und CEO von iWay, über den Aufstieg, die aktuelle strategische Ausrichtung sowie die anstehenden Herausforderungen der Firma.

Interview: Karlheinz Pichler

ICTkommmunikation: Heute gilt iWay in der Schweiz gleichsam als Internetpionier. Wie ist es eigentlich seinerzeit vor dreissig Jahren zur Gründung von iWay gekommen? Dass das Internet einen derart umwälzenden Entwicklungsverlauf nehmen würde, war ja damals noch nicht absehbar.

Markus Vetterli: Vor rund drei Jahrzehnten entstand iWay in einem Umfeld, in dem das Internet noch weitgehend Neuland war und wenig greifbar schien. Der Impuls zur Firmengründung wuchs aus der Überzeugung, an einer fundamentalen Neuerung im Kommunikationsbereich mitwirken zu können. Unabhängig davon, wie sich die Technologie entwickeln würde, galt es damals, Unternehmergeist zu zeigen und mutig ein Feld zu erschliessen, dessen Potenzial erst im Laufe der Jahre sichtbar wurde – ein Wagnis, das heute als Grundstein für unsere langjährige Erfolgsgeschichte gilt.

ICTkommunikation: Wenn Sie die letzten dreissig Jahre Revue passieren lassen – welches waren die wichtigsten Marksteine für iWay, die das Unternehmen zu dem machten, was es heute ist?

Markus Vetterli: Zu Beginn konzentrierten wir uns ja auf die Entwicklung von Websites und Beratungsmandate für strategisch bedeutsame Projekten mit namhaften Firmen. Während letztere die Entwicklung von iWay massgeblich angeschoben haben, haben wir das Geschäft mit der Entwicklung von Websites bald aufgegeben. 1999 nahmen wir schliesslich in Dättwil das eigene Datencenter in Betrieb. 2003 hat uns dann der Umzug von Dättwil nach Zürich den Zugang zu zentraler Technologie-Infrastruktur ermöglicht. Meilensteine waren sicherlich die Übernahme des DSL-Geschäfts von Easynet im Jahr 2008, der Einstieg ins Telefonie-Business 2010, die Ergänzung um TV im 2018 sowie die Lancierung des Mobiltelefonieangebots im Jahr 2021.

Ein besonderer Impuls entstand durch wegweisende Partnerschaften im Bereich des Glasfasergeschäfts, welche iWay halfen, sich in der Schweizer Tech-Landschaft fest zu verankern. Dieser Entscheid hat nicht zuletzt die Übernahme der Firma durch SAK im Jahr 2017 geebnet und entscheidende Ausbauschritte in Richtung Full Service Internet Provider ermöglicht – ohne dadurch unsere Eigenständigkeit aufgeben zu müssen. Dass dieser Schulterschluss uns die als kleiner Anbieter nötige Flexibilität und Unabhängigkeit ermöglichte und wir unsere Identität behalten konnten, ist nicht selbstverständlich, aber für unseren Erfolg als bodenständiger Schweizer Anbieter entscheidend.

ICTkommunikation: Heute bietet iWay ein komplexes Portfolio an, welches angefangen vom Internet über TV, Telefonie, Mobile-Abos bis zu Cloud- und Hostingservices reicht. Wo liegt heute das Kernbusiness von iWay, in welchem Bereich werden die meisten Einnahmen generiert?

Markus Vetterli: Unser Schwerpunkt liegt darauf, grundlegende Internet- und Kommunikationsdienste zu liefern – insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen sowie Privatkundinnen und -kunden. Den meisten Absatz generieren wir nach wie vor mit dem klassischen Zugang zum Internet, ergänzenden Festnetzprodukten und einer ständig wachsenden Palette an Dienste rund um die moderne Mobiltelefonie und TV. Lösungen aus dem Cloud- und Hosting-Bereich runden unser Portfolio ab.

ICTkommunikation: Der Schweizer Markt ist hinsichtlich all dieser Geschäftsfelder stark umkämpft. Bei Cloud-Diensten sind die internationalen Hyperscaler wie AWS (Amazon), Google oder Microsoft (Azure) genauso präsent wie im Telekombereich die lokalen Grössen Swisscom, Sunrise und Salt. Wie kann man sich hier als doch eher kleinerer Anbieter bewähren? Was sind die Gründe für ein Anwenderunternehmen, sich hier für einen Anbieter wie iWay zu entscheiden?

Markus Vetterli: Unsere Positionierung am Markt lebt von einem besonderen Fokus auf Kundennähe sowie transparente, flexible Angebote ohne standardisierte Massenabfertigung. Wir legen grossen Wert darauf, mit persönlicher Betreuung, Kompetenz und Zuverlässigkeit, ohne Warteschleifen, mit fairen Konditionen und einer konsequent schweizerischen Identität zu punkten. Das sind Faktoren, die in Konkurrenz zu grossen Konzernen und zu den führenden hiesigen Playern das Vertrauen der Kundschaft sichern. Hinzu kommen kurze Entscheidungswege und stetige Innovationsbereitschaft. Denn nicht zuletzt bleiben wir doch im Herzen Techies.

ICTkommunikation: Seit Beginn dieses Jahres bietet iWay selbst entwickelte Produkte und Tarifmodelle für die Festnetztelefonie an. Und im Bereich Mobilfunktelefonie wird iWay schon bald als Full Mobile Virtual Network Operator (MVNO) operieren. Was hat Sie eigentlich dazu bewogen, als eigenständiger Telefonieanbieter tätig zu sein und wie sind Sie mit dem bisherigen Verlauf dieser Entscheidung zufrieden?

Markus Vetterli: Die Entscheidung, eigene Festnetz- und Mobilangebote zu lancieren, resultiert aus dem klaren Ziel, die gesamte Palette moderner Kommunikationsdienste weitgehendst selbst zu entwickeln und damit unsere Wertschöpfung zu verbessern. Die bisherigen Erfahrungen damit zeigen, dass die Resonanz sowohl unter Partnern als auch bei Endkundinnen und -kunden ausgesprochen positiv ist, weil wir damit einen weiteren Schritt in Richtung Unabhängigkeit und Individualisierung des Angebots gehen.

ICTkommunikation: Traditionell ist iWay auf KMUs fokussiert. Hegen Sie keine Ambitionen, auch im Enterprise-Bereich aktiv zu werden?

Markus Vetterli: Obwohl wir traditionell im Geschäftsbereich stark auf KMU setzen, schliessen unsere Kompetenzen das Enterprise-Geschäft nicht generell aus. Unser Fokus bleibt jedoch auf Kundensegmente und Partnerbeziehungen im KMU-Umfeld, bei denen Flexibilität, persönliche Betreuung und ein hohes Mass an Individualisierung deutlich gefragt sind.

ICTkommunikation: Sie bieten Ihre Dienstleistungen für den Channel auch als "White-Label" an. Was bringt dies iWay für einen Nutzen?

Markus Vetterli: White-Label-Angebote ermöglichen es regionalen Unternehmen und IT-Dienstleistern, iWay-Lösungen unter ihrer eigenen Marke weiterzugeben. Das stärkt einerseits die Beziehung zu Partnern und deren Endkundschaft, andererseits erschliesst sich iWay damit gezielt zusätzliche Marktsegmente und kann auf lokale Markenstärke und Vertrauen bauen.

ICTkommunikation: Wie ist bei iWay das Verhältnis zwischen direktem und indirektem Vertrieb?

Markus Vetterli: Etwa die Hälfte des Geschäfts läuft über indirekte Kanäle. Mit vielen dieser Partner arbeiten wir schon sehr lange zusammen. Durch die enge Abstimmung mit unseren Vertriebspartnern bleiben wir nah am Markt und können gleichzeitig auf deren lokale Expertise und Markenpräsenz setzen.

ICTkommunikation: Wo sehen Sie für iWay mittelfristig die grössten Herausforderungen?

Markus Vetterli: Die Ansprüche hinsichtlich Automatisierung, Cybersicherheit, der sich zuspitzende Margendruck und die fortschreitende Marktkonzentration mit auch immer mehr Marktteilnehmern erfordern es, eine wachsende Organisation wie unsere dauernd den sich verändernden Anforderungen anzupassen. Hinzu kommen technologische Umbrüche sowie ein sich stetig wandelndes Kundenverhalten, welche kontinuierliche Anpassung und Innovation erfordern. Und auch Fachkräftemangel stellt heute und in Zukunft eine unserer zentralen Herausforderungen dar.

ZUR PERSON:
Markus Vetterli, CEO von iWay, hat im Jahr 1995 das Unternehmen mitbegründet und war zwischen 1996 und 2001 Geschäftsführer. Nachdem er zwischen 2001 und 2012 bei anderen IT-Unternehmen in leitenden Positionen tätig war, kehrte er 2013 als Leiter Support und Projekte zu iWay zurück und übernahm am 1.1.2021 wieder die Geschäftsführung des Unternehmens. Ende 2026 wird er sich aus der operativen Leitung zurückziehen und in den Verwaltungsrat von iWay wechseln. Vetterli studierte Informatik an der Fachhochschule Nordwestschweiz und absolvierte Wahlstudiengänge an der Universität St. Gallen sowie ein CAS Verwaltungsrat & ESG an der Berner Fachhochschule.

Markus Vetterli: Mitgründer und CEO von iWay (Bild: zVg)
Markus Vetterli: Mitgründer und CEO von iWay (Bild: zVg)