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"Beim nächsten Ton ist es ...": Die legendäre britische „Speaking Clock“ feiert in diesem Monat ihren 75sten Geburtstag. Die Zeitansage, inzwischen eine nationale Institution und Teil des britischen Kulturerbes, war der erste automatische Informationsdienst in Grossbritannien, der über das Telefon angeboten wurde.

Die Zeitansage war zunächst nur im Vorwahlbereich von London erreichbar und für Menschen gedacht, die keine eigene Uhr zur Hand hatten. Eingeführt wurde diese erste britische „Speaking Clock“, die am Forschungsstandort Dollis Hill der britischen Postbehörde „General Post Office“ im Norden Londons entwickelt und konstruiert wurde, am 24. Juli 1936. Die Zeitansagen wurden zur vollen Stunde automatisch mit den Signalen der „Greenwich Mean Time“ (GMT) abgestimmt.

Um die Ansage zu hören, wählte man die ersten drei Buchstaben des Wortes „Time“ auf der Telefon-Wählscheibe, die sowohl Ziffern als auch Buchstaben enthielt, um intuitives Anrufen zu unterstützen. „TIM“ wurde dann auch zur gebräuchlichen Bezeichnung der telefonischen Zeitansage, die sechs Jahre später landesweit verfügbar wurde. Heutzutage verzeichnet der Service, der jetzt offiziell „Timeline“ heisst, jährlich 30 Millionen Anrufe. In Grossbritannien wählt man 123, um die moderne Version des Ansagedienstes zu hören.

Auch die „Stimme“ der BT Speaking Clock ist in Grossbritannien so bekannt wie die Einrichtung selbst – es gab im Laufe der Jahre nur vier Sprecher, deren Stimme für die regulären Ansagen aufgezeichnet wurde. Nur zu besonderen Wohltätigkeitsanlässen wurden auch temporäre Sprecher eingeladen, z. B. ertönte für die Aktion „Comic Relief“ im März 2003 für zwei Wochen eine spezielle Version, die vom Schauspieler Lenny Henry aufgenommen worden war. Im selben Jahr durfte auch die 12-jährige Alicia Roland für die „Childline“ (das britische Kinder-Sorgentelefon) ans Mikrofon. Weitere berühmte Spracheinsätze verwirklichte BT mit Mae Whitman, der Stimme von Disneys Tinker Bell (im Januar 2009 zum Filmstart des Tinker-Bell-Films) und mit weiteren Prominenten.

Die erste reguläre Sprecherin war Jane Cain, sie gewann als erste den „Golden Voice“-Wettbewerb des Post Office. Ihre Stimme war von 1936 bis 1963 zu hören. Pat Simmons, Leiterin einer Telefonvermittlungsstelle in London, lieh als zweite dem Dienst ihre Stimme, von 1963 bis 1985. Die dritte Stimme gehörte Brian Cobby, der am 2. April 1985 um 11:00 Uhr vormittags zur ersten männlichen Stimme der Speaking Clock wurde. Cobby, der Berufsschauspieler war, bevor er die stellvertretende Leitung einer Telefonvermittlung von BT in Brighton übernahm, wurde am 5. Dezember 1984 unter 12 Finalisten in einem Wettbewerb ausgewählt. Teilnehmer in den 1960er Jahren, die genau hinhörten, konnten eine Vertrautheit entdecken – Brian war auch die Stimme von „5-4-3-2-1 Thunderbirds are go!“ in der bekannten TV-Serie von Gerry Anderson.

Die vierte und derzeit aktuelle Stimme gehört Sara Mendes da Costa. Sie wurde am 2. April 2007 um 08:00 Uhr zur Stimme der Speaking Clock. Sara gewann den öffentlichen BT-Wettbewerb, der im Jahr 2006 veranstaltet wurde, um eine neue Stimme auszuwählen, und an dem fast 18.500 Kandidaten teilnahmen. Die Aktion erbrachte ausserdem Spenden von über 200.000 Pfund für die BBC-Aktion für Kinder in Not (Children in Need).

Ursprünglich betrug die Genauigkeit der BT Speaking Clock eine Zehntelsekunde, mittlerweile ist sie auf fünf Tausendstel einer Sekunde genau.

Fakten auf einen Blick

- Big Ben überprüft seine Zeit anhand der Speaking Clock
- Die Speaking Clock ist auf fünf Tausendstel Sekunden genau
- Im ersten Jahr registrierte der Dienst nahezu 13 Millionen Anrufe
- Ursprünglich nur in London verfügbar, wurde er 1942 auf das ganze Land ausgedehnt
- Die Speaking Clock ist auch unter TIM und Timeline bekannt
- Von 1986 an war Accurist für 22 Jahre Sponsor des Dienstes

Permanente Stimmen:
o Erste Stimme: Jane Cain, 1936 – 1963
o Zweite Stimme: Pat Simmons, 1963 – 1985
o Dritte Stimme: Brian Cobby, 1985 – 2007
o Vierte Stimme: Sara Mendes da Costa, 2007 bis heute

Temporäre Stimmen:
o Lenny Henry für Comic Relief 2003
o Alicia Roland für ChildLine 2003
o Mae Whitman als Tinker Bell 2008
o Prominente für Comic Relief 2009: Gary Barlow, Cheryl Cole, Chris Moyles, Kimberley Walsh und Fearne Cotton.

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