Der gestrige Montag war für Nvidia, den US-amerikanischen Weltmarktführer bei Prozessoren für Künstliche Intelligenz, einen rabenschwarzen Tag. Der Einbruch des Aktienwertes des global wertvollsten Unternehmens um 17 Prozent bedeutet den grössten Tagesverlust, den ein Unternehmen in der Geschichte der Wall Street jemals hat hinnehmen müssen. Konkret rasselte der Börsenwert des exorbitant hoch bewerteten US-Konzerns um sagenhafte 592,7 Milliarden Dollar (rund 565,6 Mrd. Euro) auf "nur noch" 2,9 Billionen nach unten. Noch nie war der Verlust bei einem Unternehmen an einem einzigen Tag laut dem Datenanbieter LSEG höher.
Wobei der Wertverlust zwischenzeitlich sogar noch höher war, doch konnten sich die Papiere von ihrem Tagestief von 116,70 Dollar bis Handelsschluss leicht auf 118,42 Dollar erholen. Am vergangenen Freitag hatten die Aktien noch bei 142,62 Dollar geschlossen.
Ausgelöst wurde der Kursrutsch, der auch zahlreiche andere Chipwerte erfasste, durch die Nachricht, dass der KI-Assistent des chinesischen Startups Deepseek, der etwa mit ChatGPT konkurriert, robuste Ergebnisse bringt – obwohl er mutmasslich deutlich kostengünstiger entwickelt wurde und Chips mit geringerer Leistung nutzt. Nvidia-Chips galten bisher als erste Wahl für KI-Anwendungen. ChatGPT etwa benötigt für sein Training Hochleistungschips, das hatte den Höhenflug von Nvidia ausgelöst. Anfang 2023 hatten die Papiere noch weniger als 15 Dollar gekostet, Anfang 2024 weniger als 50 Dollar.
"Wenn es stimmt, dass Deepseek die 'bessere Mausefalle' ist, könnte das die gesamte KI-Geschichte, die die Märkte in den letzten zwei Jahren angetrieben hat, ins Wanken bringen", erläuterte Brian Jacobsen, Chefökonom bei Annex Wealth Management. Mit der "besseren Mausefalle" ist gemeint, dass eine andere Antwort zur Lösung eines Problems besser sein könnte als die aktuelle. "Das könnte bedeuten, dass weniger Chips nachgefragt werden, weniger Bedarf an einem massiven Ausbau der Energieerzeugung besteht, um die Modelle zu betreiben, und weniger Bedarf an grossen Rechenzentren", so Jacobsen.
Laut offiziellen Angaben von Deepseek verwendet das chinesische Startup für ihre KI zwar auch Prozessoren von Nvidia, jedoch die leistungsschwächeren H800-Chips, die vom US-Exportverbot nicht unmittelbar betroffen sind.
Auch könnte dies ein Schlag gegen Donald Trump sein, der ja unzählige Staaten vom Erwerb von US-KI-Prozessoren ausschliesst und Investitionen von rund 500 Milliarden Dollar in Rechenzentren über einen Verbund an Unternehmen angekündigt hat, dem etwa auch Oracle und die Softbank angehören soll.