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Wissenschaftler haben eine Kassette entwickelt, auf deren Bariumferrit-beschichtetem Magnetband 35 Terabyte an Daten gespeichert werden können. Forscher von Fuji Film in Japan und IBM in Zürich haben den Speicher im Format zehn mal zehn mal zwei Zentimeter entwickelt.

Die neuen Hightech-Kassetten sollen Festplatten bei extrem speicherhungrigen Anwendungen in Zukunft ersetzen, da sie höhere Speicherdichten bei geringerem Energieverbrauch ermöglichen. Das neuartige Radioteleskop Square Kilometre Array (SKA), das tausende von Antennen zu einem Teleskop verschaltet, ist der erste Kandidat für einen praktischen Einsatz, wie New Scientist berichtet.

"Ganz weg war das Band als Datenspeicher nie, es ist lediglich ein wenig aus der Mode gekommen. Zur Datensicherung im Serverbereich werden Bänder auch derzeit von grossen Firmen eingesetzt", sagt etwa Markus Häfele von der Attingo Datenrettung. Das SKA soll 2024 in Betrieb gehen und rund ein Petabyte (eine Mio. Gigabyte) an Daten pro Tag liefern. Selbst wenn herkömmliche Festplatten bis dahin drei Terabyte an Daten fassen, benötigt das SKA 120.000 solcher Speicher, um die gesammelten Informationen abzulegen.

"Ich glaube, dass auch im Festplattenbereich in den nächsten zehn Jahren noch einiges passieren wird", so Häfele. Mit den Magnetband-Kassetten, die bis dahin eine Kapazität von bis zu 100 Terabyte bei gleichbleibender Grösse erreichen sollen, wäre die ungeheure Datenmenge wesentlich einfacher zu verwalten. Der Speicherbedarf steigt nicht nur in der Wissenschaft, auch in anderen Bereichen sind zunehmend grössere Kapazitäten gefragt.

Traditionelle Festplatten können mit der Entwicklung nicht ewig Schritt halten, da die Technologie nur noch kleinere Verbesserungen hergibt. Zudem ist der Stromverbrauch von Datenzentren mit traditionellen Festplatten rund 200 Mal so hoch wie bei vergleichbaren Systemen mit Kassetten, wie eine Studie der Technologieberater Clipper Group aus dem Jahr 2010 bestätigt. Festplatten drehen sich in der Regel dauerhaft, auch wenn gerade kein Lese- oder Schreibzugriff stattfindet. Kassetten verbrauchen im Leerlauf überhaupt keinen Strom, was zur höheren Effizienz führt.

"Wenn die Kassetten die angestrebte Kapazität bieten und eine entsprechende Bandbreite beim Zugriff garantieren können, ist das System für Bereiche mit extremem Speicherbedarf sicher interessant. Für den Privatgebrauch ist ein Einsatz wohl eher unpraktisch", sagt Häfele.

Der Nachteil von Magnetbändern als Speichermedium ist derzeit die geringe Lese- und Schreibgeschwindigkeit. Um auf Daten zugreifen zu können, muss ein Band in ein Lesegerät eingelegt und an die korrekte Stelle gespult werden. Das dauert derzeit noch zu lange. Die Forscher arbeiten aber an einem System, das ähnliche Geschwindigkeiten erlauben soll, wie bei herkömmlichen Festplatten. Auch die Speicherdichte ist noch nicht ausgereizt. Durch schmalere Schreibspuren und genauere Positionierung der Lese/Schreib-Köpfe soll die Kapazität auf die angestrebten 100 Terabyte erhöht werden.



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