thumb

Die Geodatensammlung des Kantons Thurgau wird um hochauflösende 3D-Bilder der Kantonsstrassen ergänzt. Mit dem sogenannten "Infra3D-Road-Service" - quasi das Google Street View für Profis - wird ein Abbild der Kantonsstrassen an den Arbeitsplatz der verschiedenen Ämter gebracht. So können aufwendige und oft gefährliche Begehungen und Vermessungsarbeiten vor Ort vermieden werden.

Somit können jetzt die 800 Kilometer des Thurgauer Kantonsstrassennetzes abgefahren werden, ohne dass man sich bewegen muss. Realisiert wurde dieses Projekt durch die aargauische Firma iNovitas, die mit ihrem mit Spezialkameras, Navigationssensorik, Controller und Erfassungssoftware bestückten Fahrzeug die Thurgauer Kantonsstrassen Ende März und Anfang April dieses Jahres in beiden Richtungen abgefahren hat, insgesamt also eine Strecke von 1.600 Kilometern. Daraus resultierte laut Aussendung des Kantons eine Datenmenge von gut 19 Terabyte, was einer Menge von rund 2,8 Millionen Bildern entspricht. Aus diesen Daten kann anschliessend ein 3D-Modell abgeleitet werden, das in den Infra3-Dienst integriert wird und als Grundlage für Messungen und eine Kartierung dient. Die Bilder weisen dabei eine relative Genauigkeit von einem Zentimeter und eine absolute Genauigkeit von 25 Zentimetern in Lage und Höhe in Bezug auf das Landeskoordinatensystem auf. Die Kosten für das Projekt belaufen sich den Angaben zufolge auf gut 255.000 Franken. Für das Hosting der Daten, die Bereitstellung in der Cloud und die Betreuung des Dienstes muss mit jährlich gut 30.000 Franken gerechnet werden.

Da es bei der Aufnahme von Strassenbildern unvermeidlich ist, dass Personen und Autos darauf zu sehen sind, mussten verschiedene Fragen des Datenschutzes geklärt werden. Wie Tabea Probst, GIS Projektleiterin beim Amt für Geoinformation, erläutert, wurde der Datenschutzbeauftragte des Kantons Thurgau in die Projektplanung mit einbezogen. Auf seine Empfehlung hin wurden sämtliche Personen und Autokennzeichen verpixelt und somit unkenntlich gemacht. Allein diese Anonymisierung habe etwa 50.000 Franken gekostet.

Der Infra3D-Dienst, der dem Tiefbauamt und ausgewählten Mitarbeitern der kantonalen Verwaltung zur Verfügung steht, aber nicht öffentlich zugänglich ist, wird in verschiedenen Anwendungen eingesetzt: Zunächst erlaubt er eine virtuelle Feldbegehung im Unterhaltsdienst, die Ausarbeitung von Planungs- und Sanierungsmassnahmen sowie die Erarbeitung von Plangrundlagen für die Bauprojektierung. Er ermöglicht eine Inventarisierung der Strassenmöblierung. Diese umfasst sämtliche Objekte, mit denen die öffentlichen Strassen ausgestattet sind, also beispielsweise Strassenlaternen, Bänke, Haltestellen, Absperrungs- und Signalisationspfosten oder öffentliche Veloständer. Die verschiedenen Arten von Objekten können dabei kategorisiert und in Form eines Katasters in einer Datenbank gespeichert werden. Auch Markierungen und Signalisationen können auf diese Weise erfasst und gespeichert werden. So kann ein Kataster der Verkehrsschilder etwa im ThurGIS Viewer dargestellt werden. Das bereits bestehende Inventar der Fussgängerstreifen kann integriert und nachgeführt werden. Insbesondere tragen die Bilder auch dazu bei, die Verkehrssicherheit zu verbessern: So werden sämtliche Leiteinrichtungen und Rückhaltesysteme erfasst und aufgrund verschiedener Kriterien beurteilt. Dies geschieht im Rahmen der Umsetzung des Handlungskonzepts Via Sicura, das eine nachhaltige Verkehrssicherheit auf Schweizer Strassen zum Ziel hat. Daneben können Lärmschutzmassnahmen kartiert werden und Analysen vorgenommen werden, die dazu dienen, dass Strecken für Ausnahmetransporte am Bildschirm geprüft werden können.



Der Online-Stellenmarkt für ICT Professionals