Künstliche Intelligenz: Transparenz ist gefragt (Bild: Pixabay)

Italien hat ChatGPT verboten, und Elon Musk treibt die Politik mit seiner Forderung nach einem Moratorium für Künstliche Intelligenz vor sich her. Untaugliche Massnahmen und Angstmacherei begleiten die Forderungen nach Regulierung, und auch auf EU-Ebene wird ein KI-Gesetz debattiert. Vor diesem Szenario legt der Branchenverband Swico nun für die Schweiz konkrete Handlungsempfehlungen für die Industrie vor: Transparenz als Ausgangspunkt für die Nachvollziehbarkeit von Algorithmen.

Aus der festen Überzeugung, dass nur eine ethische und verantwortungsvolle Digitalisierung nachhaltig sein könne, betreibe Swico, der Verband der digitalen Schweiz, seit nunmehr drei Jahren den Digital Ethics Circle, heisst es in einem heute veröffentlichten Communiqué. Laut den Infos setzt sich dieser Zirkel aus SpezialistInnen aus der Industrie und ExpertInnen zusammen, der nun eine Reihe von einfach verständlichen und konkreten Handlungsempfehlungen zu diversen Aspekten datengetriebener Geschäftsmodelle erarbeitet habe. Das neue Dokument "Nachvollziehbarkeit von Algorithmen" sei angesichts der Hilflosigkeit der staatlichen Akteure hochrelevant und appelliere an die Eigenverantwortung der Digitalindustrie, wird im Communiqué betont.

Europa arbeite derzeit an einer Regulierung zu Künstlicher Intelligenz (KI). Diese jedoch sei insbesondere aufgrund ihres technologiespezifischen und risikobasierten Ansatzes schwerfällig und könne am Ziel vorbeischiessen, so Swico. Italien habe in einem Schnellschuss ChatGTP verboten, und Elon Musk verbreite mit einer offenen Forderung nach einem Moratorium für Künstliche Intelligenz Verunsicherung in der Gesellschaft. Während die internationale Gemeinschaft einig sei, dass KI reguliert werden solle, herrscht weitgehend Orientierungslosigkeit über sinnvolle Regulierungsansätze, so auch in der Schweiz. Das Merkblatt von Swico soll nun erstmals konkrete, umsetzbare und eigenverantwortliche Handlungsempfehlungen für Unternehmen in der Schweiz bieten.

Ausgangspunkt ist demnach die Schaffung von Transparenz in vier Schritten: zunächst müssten die AdressatInnen definiert werden, was schon sehr anspruchsvoll werden können. So müsse etwa ein Anbieter von KI für die Personalrekrutierung nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Rekrutierungsperson und die/den KandidatIn in seine Transparenzüberlegungen einbeziehen. Alsdann solle deklariert werden, dass überhaupt eine KI-Anwendung zum Einsatz komme und warum. Der schwierigste Schritt sei die Erklärung, wie der Algorithmus funktioniere. Während eine Offenlegung des Algorithmus für Endbetroffene nicht sinnvoll wäre, müssten diese wenigstens dessen Funktionsweise verstehen können. Zunehmend könne der Mensch jedoch nicht mehr erklären, wie Algorithmen zu einem bestimmten Ergebnis kommen resp. wie sie lernen. Deshalb müsse bisweilen zu Hilfsmitteln gegriffen werden. In jedem Fall sei aber die Deklaration über die Datengrundlage ein wichtiger Bestandteil der Transparenz.

Zuletzt müsse für Endbetroffene eine Korrekturmöglichkeit, ein "Feedback Loop", eingebaut werden, wenn ein Algorithmus zu einem falschen oder diskriminierenden Ergebnis komme. Ausserdem verfüge im Idealfall jedes Unternehmen, das datenbasierte Geschäftsmodelle entwickelt oder einsetzt, über ethische Grundsätze resp. einen Kodex, auf die sich Mitarbeitende, DatenwissenschafterInnen und die Geschäftsleitung stützen könnten. Swico verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass der Verband bereits vor 18 Monaten eine entsprechende Charta für den ethischen Umgang mit Daten erarbeitet und zur Verfügung gestellt habe.

"Transparenz ist die Grundlage für Vertrauen" hält Judith Bellaiche, Geschäftsführerin von Swico, dazu fest. "Wenn jedes Unternehmen die einzelnen Schritte zur Nachvollziehbarkeit von Algorithmen konsequent anwenden würde, müssten die Auswirkungen von KI-Anwendungen vollständig durchdacht werden." Das wäre nach Ansicht des Swico ein elementarer Schritt in Richtung verantwortungsvolle Digitalisierung und gäbe darüber hinaus der Politik Anhaltspunkte für eine zielführende Regulierung.



Der Online-Stellenmarkt für ICT Professionals