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Die bestehenden drei Datensysteme des Zulassungs- und Kontrollwesen des Strassenverkehrs in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein sind veraltet und werden vom neuen Informationssystem Verkehrszulassung (IVZ) abgelöst. Aufgrund von neuen technischen Rahmenbedingungen und zusätzlichen Wartungskosten hat das Bundesamt für Strassen (Astra) das Projekt modifiziert. Im Auftrag des Astra hat das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) den beiden Firmen Trivadis und E3 entsprechende Zusatzaufträge im Umfang von rund 15 Millionen Franken erteilt.

Das Zulassungs- und Kontrollwesen des Strassenverkehrs in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein wird heute mit Hilfe von drei Datensystemen abgewickelt:
- In "Mofis" sind die Daten der Fahrzeugzulassung enthalten (Halter, Fahrzeug, Versicherung, Kontrollschild).
- In "Faber" sind die Daten der Führerzulassung erfasst (Ausweisinhaber, Ausweiskategorien, Sperren, medizinische Daten).
- In ADMAS sind die Daten von Administrativmassnahmen dokumentiert (Per-son, verfügte Massnahme wie bspw. Führerausweisentzug, Dauer, Gründe, Hinweise auf frühere Massnahmen).

Gemeinsam bilden diese drei Systeme die Datendrehscheibe "Mofad". Diese wird sowohl von der öffentlichen Verwaltung in den Kantonen und dem Bund als auch von der Privatwirtschaft genutzt, die ihrerseits gesetzliche Aufgaben erfüllt (z.B. Statistiken, Unfallerfassung und -analyse, Nachweis der Fahrzeugversicherung, Erhebung der LSVA, Steuern, obligatorische Fahrzeugführerausbildung und -weiterbildung). Die Mofad-Systeme basieren auf stabiler, aber zum Teil veralteter Technologie. Darum werden sie durch das Informationssystem Verkehrszulassung (IVZ) ersetzt.

Mit der Ablösung soll Technologie zum Einsatz kommen, welche den Bedürfnissen der heutigen Zeit flexibler entgegenkommt (mehr Datenlieferer und -nutzer und ent-sprechend mehr Schnittstellen). Der Releaseaufwand und die Releasedauern beim Bund, den Kantonen und bei den anderen Trägern der angebundenen Systeme soll reduziert werden, ebenso der Aufwand zur Gewährleistung der Datenqualität. Bei den Kantonen ergibt sich zudem eine Reduktion der Support- und Unterhaltskosten beim Daten-"Stecker" zum Bundessystem um rund zwei Drittel.

Mit IVZ zielt das Bundesamt für Strassen (Astra) darauf ab, die mehrfache Datenhaltung der gleichen Person in verschiedenen Strassenverkehrs-Datensystemen auf Bundesebene sowie die doppelte Datenhaltung sowohl beim Bund als auch in den Kantonen zu beseitigen. Mit IVZ soll neu eine einzige zentrale Datenbasis bereitgestellt werden, mit der sowohl die kantonalen Zulassungsbehörden als auch die Bundesbehörden arbeiten können.

IVZ kostet 32,6 Millionen Franken

Das IVZ, welches voraussichtlich 2014 in Betrieb geht, wird laut Astra insgesamt rund 32,6 Millionen Franken kosten, davon sind ein Drittel bundesinterne Leistungsverrechnungen des BIT. Die Schwierigkeiten beim Wechsel von Mofad auf IVZ bestehen darin, dass das bestehende System bei laufendem Betrieb mit vielen angebundenen Systemen abgelöst werden muss, so das Bundesamt. Dies bedinge einen hohen Testaufwand, bevor das neue System produktiv geschaltet und das alte System abgeschaltet werden kann.
Die Arbeiten für IVZ wurden vor dem Projektstart 2010 gemäss den Wettbewerbsregeln der Welthandelsorganisation WTO öffentlich ausgeschrieben und in der Folge sieben privaten Unternehmen vergeben, welche im Auftrag des Astra das IVZ rea-lisieren. Die wichtigsten sind Trivadis und E3. Das ursprüngliche Auftragsvolumen von Trivadis belief sich auf 6,3 Millionen Franken, jenes von E3 auf gut 600.000 Franken.

Mehraufwand aus technischen Gründen

Seit dem Start der Arbeiten im Jahr 2010 blieb Mofad nicht still, sondern musste auf Grund von Rechtsänderungen und zur Verbesserung und Sicherstellung der Datenqualität ebenfalls weiterentwickelt werden, teilt das Bundesamt weiters mit. Diese Änderungen am aktuell im Einsatz stehenden System führten demnach dazu, dass auch die Projektvorgaben für IVZ angepasst werden mussten. Diese Anpassungen hätten beim Start des Projektes noch nicht vorausgesehen werden können. Nun müssten die Änderungen im alten System auf das neue Projekt übertragen und im IVZ eingebaut werden. Ausserdem hätten sich im Laufe der Arbeiten neue und bessere Möglichkeiten der Datenübertragung ergeben.

Insgesamt führen diese Anpassungen der Mitteilung zufolgen zu einem Mehraufwand bei den Investitionen von rund 12,2 Millionen Franken. Hinzu kommen 2,67 Millionen für die Wartung während 5 Jahren. Diesen Mehrkosten stehen Einsparungen von rund 6,5 Millionen Franken gegenüber. Durch die Projektänderungen könnten Lizenzkosten und Wartungskosten für den Parallelbetrieb vermieden werden, heisst es weiters. Zudem werde das Fürstentum Liechtenstein die Kosten für die von ihm gewünschte Projektergänzung zurückzahlen. Ein Teil des Mehraufwands werde ausserdem in den Aufbau von Testumgebungen investiert, die nach der Einführung des neuen Systems für spätere Releases wieder genutzt werden können. Beim Projektstart im Jahre 2010 war mit Aufwendungen für externe Dienstleistungen in der Höhe von rund 8 Millionen Franken gerechnet worden.

Die zusätzlichen Arbeiten im Wert von 15 Millionen Franken wurden im Auftrag des Astra durch das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) an die beiden Firmen Trivadis (12,7 Mio. Fr.) und E3.(2,4 Mio. Fr.) vergeben, die im früheren WTO-Verfahren den Zuschlag erhalten hatten. Die neuen Vergaben erfolgten laut Bundesamt im freihändigen Verfahren aufgrund von von Art. 13, Abs. 1, Buchstabe f der Verordnung des Bundesrats über das öffentliche Beschaffungswesen: "Leistungen zur Ersetzung, Ergänzung oder Erweiterung bereits erbrachter Leistungen müssen dem ursprünglichen Anbieter oder der ursprünglichen Anbieterin vergeben werden, weil einzig dadurch die Austauschbarkeit mit schon vorhandenem Material oder Dienstleistungen gewährleistet ist."

Mit der Inbetriebnahme des IVZ in den Kantonen, dem Fürstentum Liechtenstein und beim Bund kann voraussichtlich im Jahr 2014 gerechnet werden.