Ist der indischen Regierung zu unsicher: Whatsapp

Die indische Regierung plant die Einführung einer Chat-Anwendung, die Whatsapp ähneln und eine sicherere Kommunikation zwischen Regierungsmitarbeitern ermöglichen soll. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren die Sanktionen der USA gegen den chinesischen Telekom-Riesen Huawei aufgrund von Spionagevorwürfen. Die indische Regierung befürchtet, zu abhängig von Konzernen wie Facebook, seiner Tochter Whatsapp und damit auch den USA zu werden.

"In der Entwicklung digitaler Infrastrukturen führt ein steter Konzentrationsprozess dazu, dass es immer weniger massgebliche globale Hersteller gibt. Die meisten Nationalstaaten sind dieser Entwicklung hilflos ausgeliefert und quasi längst digital kolonialisiert. Es ist deswegen auf jeden Fall zu begrüssen, wenn neue Netzwerke und Hersteller mehr Vielfalt schaffen. Regierungen haben die Aufgabe, Informationshoheit für sich und ihr Land zu sichern. Das bedeutet, sie müssen sich darauf verlassen können, dass Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit der Daten gewährleistet sind. Dafür wird die Verfügbarkeit eigener Infrastrukturen immer unabdingbarer", meint dazu etwa Josef Pichlmayr, CEO von Ikarus Security Software.

"Es wird darüber diskutiert, dass wir eigene Kommunikationssysteme brauchen, die nicht von Playern aus dem Ausland abhängig sind. Momentan benutzen Mitarbeiter noch ihre privaten Netzwerke. Das muss aufhören", zitiert die "Economic Times" einen Regierungsbeamten, der anonym bleiben wollte. Zunächst soll die Kommunikation innerhalb der Regierung gesichert werden. Später soll die Kommunikation mit dem indischen Volk ebenfalls über die hauseigene Plattform stattfinden. Die gesamte Kommunikation und alle übermittelten Daten sollen zu 100 Prozent in Indien gespeichert werden. Mit diesem Plan folgt der Subkontinent dem Beispiel Frankreichs, wo kürzlich bereits eine eigene Kommunikations-App für Regierungsmitarbeiter namens "Tchap" entwickelt wurde.

Indien steht momentan unter Druck vonseiten der USA. Die US-Regierung fordert Indien dazu auf, Unternehmen die Unterstützung von Huawei durch 5G-Technologie zu untersagen. Die Regierung in Neu-Delhi hat noch keine Entscheidung diesbezüglich getroffen. Neben diesem Konflikt ist Indien auch in eine Handelsfehde mit den USA verwickelt. "Wenn uns die USA morgen plötzlich für unzuverlässig halten, können sie einfach ihren Telekom-Unternehmen sagen, sie sollen ihre Netzwerke in Indien verlangsamen. Dann kommt hier alles zum Stillstand. Wir sind verwundbar und müssen etwas dagegen unternehmen", so der Regierungsbeamte.

Whatsapp hat seinen grössten Absatzmarkt in Indien, mit mehr als 200 Mio. Nutzern. Jedoch liegt die Regierung mit der Social Media-Plattform schon länger im Clinch. Die Regierung fordert Whatsapp dazu auf, ihre Nachrichten verfolgbarer zu machen, womit Verbrechen effektiver bekämpft werden sollen. Doch US-Unternehmen würden sich diesen Forderungen widersetzen. Die indische Regierung befürchtet, ohne hauseigene Netzwerke den USA ausgeliefert zu sein.



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