HYCU Design-Approach (Bild: zVg)

Als sein Gründungsdatum legt das amerikanische IT-Unternehmen HYCU das Jahr 2018 fest. Das ist nicht ganz richtig. Denn es handelte sich damals um eine Ausgründung aus dem bereits seit etwa 30 Jahren bestehenden Unternehmen Comtrade aus Belgrad in Serbien, einem der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien.

Comtrade besteht noch heute und bezeichnet sich als "eine dynamische und etablierte Gruppe von Technologieunternehmen, die auf eine 30-jährige Erfolgsgeschichte von Innovation und stetiger Entwicklung zurückblicken kann". Das Unternehmen wurde als Software-Entwicklungs- und Dienstleistungsunternehmen gegründet und "steht heute an der Spitze der Branche in Südosteuropa". Comtrade agiert "als Holdinggesellschaft für viele dynamische Unternehmen und fungiert als Inkubator für neue und interessante Technologien" (www.comtrade.com/about-us/).

Die Grūnde für die Ausgliederung und die neuen Eigentumsverhältnisse wurden nie ganz offengelegt. Bekannt ist, dass HYCU heute in Boston, USA, residiert und beansprucht, etwa 350 Angestellte weltweit zu besitzen. Seine Kerntechnologien drehen sich um Backup und Disaster Recovery im Umfeld von hybriden Clouds. Die Anzahl der Kunden, die mit HYCU-Software arbeiten, liegt inzwischen bei etwa 3.000.

Der Name HYCU ist nicht zufällig gewählt, sondern steht für "Hybrid Cloud Uptime". Während einer Präsentation von A3 Communications aus London Anfang Dezember 2021 wurden Details mitgeteilt: Es gibt HYCU on-prem, eine "Journey to the Cloud" und HYCU in the Cloud, wobei das Schwergewicht auf Multi-Cloud-Backup und Recovery für mittlere und grosse Unternehmen liegt. HYCU hat ein Cross-Platform-Management entwickelt, das Kunden gegenwärtig die parallele Benutzung der Plattformen von Nutanix, VMware vSphere, Google Cloud und Microsoft Azure erlaubt, wobei die Kooperation mit Nutanix der erste Schritt war. HYCU entwickelte ursprūnglich ein Backup-Angebot für den Schutz von Ressourcen in der Nutanix Enterprise Cloud. Wie HYCU-CEO Simon Taylor bei A3 berichtete, werde die enge Zusammenarbeit mit Nutanix weitergeführt, sei aber kein Hindernis für weitere Kooperationen: "Eine enge Kooperation mit einem bestimmten Hersteller schliesst nicht weitere Schritte mit anderen Anbietern aus."

Die Lösungen von HYCU sollen auf bestimmte Anwendungen ausgerichtet sein und bieten Funktionen für Self-Service Recovery an. Die Software umfasst auch ein Dashboard für Administratoren, um Policy Compliance, Backup-Jobs und weitere Prozesse zu kontrollieren. Zu den Anbietern mit einem ähnlichen Funktionsspektrum gehören Cloud Daddy, Clumio, Kasten und Ownbackup.

HYCU sieht eine wachsende Tendenz der Unternehmen, parallel in verschiedene Cloud-Umgebungen zu investieren. 80 bis 90 Prozent aller Workloads würden heute auch in Public Clouds abgelegt, einhergehend mit der entsprechenden Modernisierung von Anwendungen. Und 85 Prozent aller Unternehmen weltweit wūrden bis zum Jahr 2025 auch in Container verpackte Applikationen einsetzen. In diesem Zusammenhang werde laut HYCU die Kubernetes-Technologie immer bedeutsamer werden. Moderne Anwendungen unterteilen sich laut HYCU in Kubernetes-gestūtzte Container, computer-basierte Applikationen und in solche für unstrukturierte Daten in Cloud Storage.

Hierfür hat das Startup die Lösung "HYCU Protégé for Kubernetes" entwickelt. Wesentliche Merkmale sind:
- Automatisierte und schnelle Wiederherstellung von Anwendungen;
- sichere Data Protection auf Basis von festgelegten Policies;
- verschiedene SLAs (Service Level Agreements) innerhalb des gleichen Clusters;
- granulare Recovery-Prozesse für eine komplette Applikation, individuelle beständige Festplatten und Konfigurationsdateien;
- leichte Recovery-Bewertungen auf Basis von Cross-Cluster-Recovery; sowie
- vereinfachte Test- und Dev-Prozesse ūber Projekte und regionales Cloning hinweg.

HYCU bietet auch eine Kubernetes-Version für Office 365 von Microsoft an sowie seit Dezember 2021 eine für AWS. Cloud-First-Strategien und die Migration zu AWS sind laut CEO Taylor zu Prioritäten in Unternehmen geworden. Laut dem Flexera Cloud Report ist die AWS-Akzeptanz in Unternehmen zwischen 2020 und 2021 sogar um 79 Prozent angestiegen. Dies mache es umso wichtiger, die Verwaltung, den Schutz und die Wiederherstellung der damit verbundenen Arbeitslasten auf kostengünstige und effiziente Weise ohne zusätzliche Hardware, Agenten oder Code zu organisieren.

Taylor erläutert: "Ein grosser Prozentsatz der mehr als 3.000 Kunden und Partner von HYCU hat grosses Interesse an der Nutzung von AWS als Grundlage für ihre Cloud-First-Initiativen gezeigt. Im Rahmen des AWS Shared Responsibility Model sind die Kunden für den Datenschutz in der Cloud verantwortlich. Wir waren noch nie so stolz auf das, was unser Team dieses Jahr auf der AWS re:Invent präsentiert hat. Wir wollen eng mit dem weltgrössten Hyperscaler zusammenarbeiten, um AWS-Kunden weltweit Datenresilienz, Mobilität und Disaster Recovery zu bieten."

Protégé für AWS umfasst laut HYCU folgende Vorteile:
- Automatisierte und sofortige Erkennung von Anwendungen: AWS-basierte Workloads werden über eine einzige Benutzeroberfläche identifiziert und verwaltet.
- Gesicherter Datenschutz: Dank des richtlinienbasierten Datenschutzes, der sich einfach einrichten lässt, müssen Benutzer keine IT-Sicherungsadministratoren sein. Für Entwickler bedeutet dies Benutzerfreundlichkeit und Selbstbedienungsfunktionen zur Unterstützung der container-basierten Anwendungsentwicklung. Schutzrichtlinien können global auf Container und Nicht-Container-Quellen angewendet werden.
- Die Möglichkeit, unterschiedliche SLAs für Anwendungen innerhalb desselben Clusters festzulegen: Einfache Verwaltung und Flexibilität zur Bereitstellung richtlinienbasierter SLAs für container-basierte Workloads unabhängig vom Standort.
- Granulare und flexible Wiederherstellung: Benutzer können eine gesamte Anwendung von einzelnen persistenten Festplatten und Konfigurationsdateien wiederherstellen.
- Benutzer können mehrere Regionen und Standorte nutzen, um Anwendungen für die Wiederherstellung zu verwenden.
- Vereinfachung von Dev/Test und Disaster Recovery mit projekt- und regionsübergreifendem Klonen: Benutzer erhalten einen zusätzlichen Schutz vor Cyber-Angriffen, irrtümlichen oder böswilligen Löschungen und Systemausfällen.

HYCU hat bereits im März 2021 eine kräftige Finanzspritze bekommen. Bain Capital Ventures hat 87,5 Millionen Dollar in das Startup investiert – die erste grössere Investion seit 2018 für HYCU. Bain hat in der Vergangenheit auch Rubrik stark unterstūtzt – zuletzt 2019 mit 261 Millionen Dollar. Rubrik verfūgt über ein ähnliches Portfolio wie HYCU bei Backup und Recovery und ist zudem gut bei Kunden verankert.

HYCU-CEO Simon Tayloer (Bild: zVg)
HYCU-CEO Simon Tayloer (Bild: zVg)
Bild: zVg
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