Symbolbild: Pixabay/ Geralt

In der Schweiz verzeichneten Finanzierungen und Spenden über das Internet im Jahr 2021 ein Wachstum von 31 Prozent. Insgesamt wurden 792 Millionen Franken in Crowdfunding-Projekte investiert. Zum Vergleich: 2020 lag der Betrag noch bei 606.6 Millionen Franken. Besonders die Finanzierung von Immobilien gewann an Bedeutung. Dies geht aus dem Crowdfunding-Monitor 2022 der Hochschule Luzern hervor.

Seit der Gründung der ersten Crowdfunding-Plattform vor 14 Jahren wurden gemäss den HSLU-Berechnungen auf dem digitalen Weg in der Schweiz rund drei Milliarden Franken vermittelt. Die Online-Vermittlung von Geldern für Kredite an KMU und Private sowie die Vermittlung von Investitionen in Unternehmen und Immobilien wuchsen in dieser Zeitspanne deutlich. Der Crowdlending-Markt umfasst nun 607 Millionen Franken (+35 Prozent), der Crowdinvesting-Markt wuchs auf 147 Millionen Franken. Insbesondere Investitionen in Kredite an Immobilienunternehmen sowie direkte Anlagen in Immobilien haben dieses Wachstum getrieben, belegt die Studie. Die Volumina in den Bereichen Crowdsupporting/Crowddonating gingen demnach gegenüber 2020 aber leicht zurück auf 38 Millionen Franken (-16 Prozent), nachdem in diesem Bereich aufgrund der Corona-Krise und mehreren nur temporär aktiven Crowdfunding-Plattformen im Vorjahr Rekordwerte verzeichnet wurden.

Ein deutliches Wachstum gibt es laut Studie bei der Finanzierung von politischen Kampagnen über Crowdsupporting. So wurden im Jahr 2021 mehr als 800'000 Franken in politische Crowdfunding-Kampagnen investiert. Ein Jahr zuvor waren es noch rund 90'000 Franken. Crowdfunding als "Finanzierung von unten", mit dem viele Kleinspenden generiert werden können, liege im Trend, so die Untersuchung. Dank Crowdfunding könnten einerseits Finanzierungsprozesse auch im Bereich der Politikfinanzierung digitalisiert werden. Andererseits könne es die Legitimation für ein politisches Anliegen erhöhen, wenn sich viele Menschen an einer Kampagne beteiligen, heisst es.

Die HSLU-Studienautoren gehen davon aus, dass das Gesamtvolumen von Crowdfunding in der Schweiz in diesem Jahr auf über eine Milliarde Franken wachsen wird. "Auch mit diesem Volumen wird Crowdfunding in der Schweiz weiterhin eine Nischenfinanzierung bleiben", so Andreas Dietrich, Co-Autor des Crowdfunding-Monitors und Banken-Professor an der Hochschule Luzern. Die steigende Relevanz könne langfristig aber zu einem beschleunigten Wachstum führen. Einerseits habe Covid-19 die Nutzung von digitalen Finanzprozessen sowohl bei Unternehmen als auch bei Privatpersonen beschleunigt. Andererseits würden wohl vermehrt auch grössere Geldgeber wie Stiftungen oder institutionelle Investoren Gelder über Crowdfunding allozieren.

Vier Formen von Crowdfunding
- Crowdsupporting: Meist kreative und kulturelle Projekte und Kampagnen aus dem Sportbereich. Der Investor oder die Investorin erhält für den investierten Beitrag ein Produkt, ein künstlerisches Werk oder eine Dienstleistung. Wer z. B. ein Buch finanziert, erhält ein Exemplar kostenlos.
- Crowddonating: Mehrheitlich Spenden für soziale, karitative und kulturelle Projekte, die an keine Gegenleistung geknüpft sind.
- Crowdinvesting: Investitionen von Eigen- oder Fremdkapital in Unternehmen (Startups) oder Immobilien. Als Gegenleistung erhalten die Investorinnen und Investoren eine Gewinnbeteiligung.
- Crowdlending: Vermittlung von Krediten an Unternehmen oder Private. Als Gegenleistungen erhalten die Geberinnen und Geber Zinszahlungen, deren Höhe vom Risiko des Kapitalnehmers abhängt. Crowdfunding-Monitor 2022.

Der "Crowdfunding Monitor Schweiz" wird jedes Jahr vom Institut für Finanzdienstleistungen IFZ der Hochschule Luzern mit Unterstützung der Schweizer Crowdfunding-Plattformen durchgeführt. Folgende Plattformen haben die Studie in Form von Daten unterstützt: Acredius, Beedoo, Cashare, CG24 Group, Conda.ch, Creditworld, Crowd4cash, Crowdhouse, Crowdify, Dagobertinvest, Foxstone, Funders, Fundoo, GivenGain, I believe in you, Imvesters, Lend, Lendora, Lokalhelden, Neocredit, Progettiamo, Projectstarter, Raizers, SigImpact, Splendit, Swisslending, Swisspeers, There for you, Wemakeit, Yes We Farm und 3CircleFunding.

Grafik: HSLU
Grafik: HSLU