Gehirn: App 'HippoCamera' holt verschwommene Erinnerungen zurück (Bild: hainguyenrp, pixabay.com)

Die neue Smartphone-App "Hippocamera" von Forschern der University of Toronto soll das Erinnerungsvermögen signifikant verbessern, was für Personen in frühen Stadien der Alzheimer-Krankheit oder anderer Formen von Gedächtnisstörungen vorteilhaft sein könnte. Die Anwendung verbessert laut den Fachleuten die Kodierung von im Gehirn gespeicherten Erinnerungen. Das klappt, indem sie die Aufmerksamkeit auf tägliche Ereignisse lenkt, die dadurch verstärkt gespeichert werden. Das erleichtert dem Nutzer, sich später daran zu erinnern.

In einem zweistufigen Prozess nehmen Hippocamera-Benutzer Videos von bis zu 24 Sekunden eines Ereignisses auf, an das sie sich später erinnern wollen. Gleichzeitig beschreiben sie es sprachlich. Die App kombiniert die beiden Elemente genau wie der Hippocampus des Gehirns. Benutzer spielen die von Hippocamera erzeugten Hinweise zu einem späteren Zeitpunkt, um dem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.

"Wir fanden heraus, dass Erinnerungen mit einem zugehörigen Hippocamera-Hinweis lang anhaltend waren und dass es bei allen funktioniert, ob es sich um gesunde ältere Erwachsene handelt oder Menschen mit kognitivem Verfall und sogar mit schwerer Amnesie aufgrund einer erworbenen Hirnverletzung", verdeutlicht Mitentwicklerin Morgan Barense.

Die Studie zeigt, dass regelmässige Nutzer der App sich an über 50 Prozent mehr Details von alltäglichen Erfahrungen erinnern konnten, die bis zu sechs Monate zurücklagen, als wenn sie auf die Hinweise der Hippocamera verzichten. Die Ergebnisse der Tests legten nahe, dass die systematische Reaktivierung von Erinnerungen für jüngste reale Erfahrungen dazu beitragen kann, eine Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit bei älteren Erwachsenen zu schlagen.

Während der Studie haben die Teilnehmer Hippocamera-Clips von alltäglichen Ereignissen aufgenommen, an die sie sich erinnern wollten, und spielten diese Hinweise anschliessend etwa acht Mal über einen Zeitraum von zwei Wochen und dann über einen Zeitraum von zehn Wochen ab. Die Teilnehmer sollten dann alles beschreiben, woran sie sich bei dem jeweiligen Ereignis erinnern konnten.

Es folgten MRT-Untersuchungen des Gehirns, während die Teilnehmer ihre Hinweise sahen und einen Gedächtnistest absolvierten. Drei Monate später, in denen sie keinen Zugang zu den Hippocamera-Hinweisen hatten, wurden die Teilnehmer gebeten, sich ein zweites Mal an diese Ereignisse zu erinnern. Die Erfolgsquote lag um 50 Prozent höher als bei einem Verzicht auf die Hinweise.



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