Florian Richter, Head of Private Sector Central Europe bei Fujitsu

Vor allem die Ermöglichung von Fernarbeit hat im Zuge der Corona-Krise eine neue Dringlichkeit erhalten. Arbeitgeber sollten ihren Mitarbeitern generell neue Möglichkeiten bieten und eine entsprechende Unternehmenskultur schaffen, die auf die absehbaren Bedürfnisse der Arbeitnehmer eingeht. Fujitsu hat aus diesem Grund eine Aktionsagenda für eine langfristige Personalstrategie entwickelt, die in sechs Handlungsschwerpunkten aufzeigen soll, wie Unternehmen am besten auf alle absehbaren Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter eingehen können.

Die Aktionspunkte sind im Einzelnen:
1. Klare Anleitung geben: Engagierte Führungskräfte sollten eine klare, strategische Vision vorgeben, der Mitarbeiter leicht folgen können.
2. Weiterbildungen für Mitarbeiter schaffen: Fortbildungsmassnahmen sollten langfristige Ziele verfolgen und sich nicht nur auf derzeitige, sondern auf zukünftig notwendige Fähigkeiten konzentrieren.
3. Technologie in Einklang mit der Vision bringen: Digitale und personelle Transformation müssen Hand in Hand gehen.
4. Fokus auf Mitarbeiterzufriedenheit setzen, um Personalfluktuation einzudämmen: Unternehmen sollten den Faktor Mensch nicht aus den Augen verlieren und ihre Mitarbeiter motivieren. KI kann als Instrument zur Verbesserung der Mitarbeitererfahrungen von Nutzen sein.
5. Lernen, mit Kosten und Komplexität umzugehen: Unternehmen müssen sich mit einem erstmaligen Mehr an Kosten und Komplexität auseinandersetzen, können diese aber mit der richtigen Planung reduzieren.
6. Vorteile der Umgestaltung des Arbeitsplatzes an die Belegschaft vermitteln: Viele Transformationsprogramme treffen auf Unzufriedenheit und Widerstand bei Mitarbeitern. Um diese Hemmnisse abzubauen, müssen Unternehmen klar und kontinuierlich mit ihrer Belegschaft kommunizieren. Denn damit Mitarbeiter ihr Verhalten ändern, müssen sie auch ihre Denkweise ändern.

Fujitsu leitet die sechs Aktionspunkte aus den Ergebnissen einer Studie ab, die die Economist Intelligence Unit (EIU) im Auftrag von Fujitsu und Citrix durchgeführt hat. Die Studie hat das Ausmass von Personalwechseln innerhalb von Unternehmen in acht Ländern und 20 Branchen untersucht sowie die unterschiedlichen Ansätze der Unternehmen zur Bewältigung dieses Wandels.

Nach einer Untersuchung des Imperial College London soll Social Distancing beziehungsweise die räumliche Distanzierung auch noch im Jahr 2021 erforderlich bleiben, um Infektionen möglichst niedrig zu halten. Diese neue Realität werde von der Wirtschaft bereits grösstenteils berücksichtigt, heisst es: Laut Gartner planen 74 Prozent der Unternehmen, dauerhaft auf Fernarbeitsplätze auszuweichen.

Nur wenige Unternehmen haben einen festen Plan, wie sie ihre Mitarbeiter umschulen können, um eine langfristige Geschäftsstrategie aufzubauen. Die Ergebnisse der EIU-Umfrage zeigen, dass viele Unternehmen der zwangsläufig notwendigen Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter immer noch nicht genügend Aufmerksamkeit schenken. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Befragten sind besorgt über das mangelnde Verständnis ihrer Arbeitgeber darüber, was die ideale Belegschaft ausmacht. Dies macht deutlich, dass Mitarbeitertrainings heutzutage schwerpunktmässig zur Bewältigung aktueller Aufgaben ausgelegt sind, und nicht auf die Weiterentwicklung der Mitarbeiter im Hinblick auf zukünftig erforderliche Fähigkeiten.

Auch der Mitarbeiterzufriedenheit wird überraschend wenig Aufmerksamkeit geschenkt: Nur 39 Prozent der Unternehmen lassen die Erfahrungen der Mitarbeiter in die Gestaltung des Arbeitsplatzprogramms einfliessen. Dieses Versäumnis sei besonders bemerkenswert, so die Studienautoren: Es werde zunehmend klar, dass das Engagement eines Mitarbeiters in einer Organisation, von der Einstellung bis zum Ausscheiden, den Beitrag zum Erfolg des Unternehmens noch stärker beeinflusse als individuelle Faktoren. Die Unternehmen zahlen demnach einen Preis für diesen blinden Fleck: 70 Prozent berichten von einer erhöhten Personalfluktuation als direkte Folge der Transformation, wobei ganze 28 Prozent die Fluktuation sogar als extrem empfinden.

Das Bild eines eher taktischen als strategischen Ansatzes bei der Arbeitskrafttransformation spiegelt möglicherweise ein Versagen des Managements wider, da es Aufgabe der Führungskräfte sei, eine Zukunftsvision für die Mitarbeiter zu präsentieren und die Mitarbeiter zu motivieren, sich diese zu eigen zu machen. Ein möglicher Grund dafür sei der relative Rückzug des obersten Managements aus Mitarbeiterprogrammen. Die Studie von Fujitsu zeigt, dass dieser Rückzug in Europa im Vergleich zu anderen Regionen am stärksten ausgeprägt ist. Die meisten Umfrageteilnehmer gaben an, dass die Leitung von Transformationsprogrammen eher den CIOs (44 Prozent) als den CEOs (die niedrigste Zahl mit nur 18 Prozent) übertragen wird.

Florian Richter, Head of Private Sector Central Europe bei Fujitsu kommentiert: „Angesichts der Bedeutung einer transformativen Personalstrategie für den zukünftigen Geschäftserfolg von Unternehmen ist die offensichtlich häufig existierende Trennung zwischen digitaler und Personaltransformation kritisch. Diese führt dazu, dass zu viele Programme scheitern. Unzufriedenheit und Personalfluktuation können dadurch ein bedenkliches Ausmass annehmen."



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