Maps mit Augmented Realitiy angereichert (Bild: zVg)

Der Kartendienst Google Maps ist am 8. Februar 2005, also genau vor fünfzehn Jahren, online gegangen. Damals dienten noch vielen Leuten schwer zu handhabende papierene Kartenwerke als geografische Orientierungshilfen. Die Smartphone-Ära aber hat den Google-Dienst aber längst zum Marktführer gemacht. Und Google Maps ist heute viel mehr als nur eine digitale Karte. Zum Jubiläum schenkt Google der App ein neues Design und weitere Funktionen. Die Schweizer Entwickler waren seit dem Anfang mit dabei und haben bei der Weiterentwicklung von Google Maps Pionierarbeit geleistet.

Das Geschehen bei Google Maps wird auf Android und iOS neu in fünf Tabs sortiert: "Entdecken", "Pendeln", "Gemerkt", "Beitragen" und "Aktuell". Unter "Entdecken" gibt es dann etwa Empfehlungen für Restaurants oder auch Tipps für Konzerte oder Sehenswürdigkeiten. Insgesamt kommen bei diesem Tab Informationen, Bewertungen und noch vieles mehr von mehr als 200 Millionen Orten weltweit zusammen.

Das "Pendeln"-Tab wiederum bietet Routen für die gewohnten eigenen Wege an. Man erhält Echtzeit-Updates zum Verkehr, geschätzte Reisezeiten und Vorschläge für alternative Routen. Die vier Millionen SchweizerInnen, die täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit pendeln, erhalten via Google Maps Infos in Echtzeit zum Bus-, Tram- und Bahnverkehr. Möglich macht dies die Open-Data-Plattform „öV Schweiz“, welche die SBB im Auftrag des BAV für sämtliche konzessionierte Transportunternehmen der Schweiz betreibt. "Wir freuen uns, dass Google Maps zum 15. Geburtstag dank der Open-Data- Plattform 'öV Schweiz' Echtzeitdaten des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz bereitstellt", bekräftigt Rahel Ryf, Verantwortliche Open-Data-Plattform „öV Schweiz“ bei der SBB.

Unter "Gemerkt" können Orte gespeichert und mit Freunden geteilt werden, zum Beispiel wenn man gemeinsam auf Reisen ist. Bis heute wurden auf Google Maps mehr als 6,5 Milliarden Orte gespeichert – vom Bäcker um die Ecke bis hin zu den beliebtesten Restaurants im Urlaubsort.

"Beitragen" ermöglicht genau das, was man unter dem Namen erwarten würde: Das Hinzufügen von Informationen zu Google Maps. Hunderte Millionen Nutzer tragen jedes Jahr dazu bei, die Informationen in Google Maps aktuell zu halten. So kann man etwa Details zu einer Strasse oder die Adresse, fehlende Orte, Bewertungen für ein Unternehmen oder Fotos hinzufügen. Jeder Beitrag soll anderen Nutzern helfen, mehr über neue Plätze zu erfahren.

Im neuen "Aktuell"-Tab letztlich sind unter anderem von "Local Guides" empfohlene Orte im Umfeld versammelt. Neben dem Entdecken, Speichern und Teilen von diesen Empfehlungen, kann man auch direkt Kontakt zu Unternehmen aufnehmen, um beispielsweise Fragen zu stellen.

Neues Icon

Neu gestaltet wurde darüber hinaus das Icon für die App: Jener Pin, mit dem Orte markiert werden, übernimmt nun den Auftritt der App nach aussen, und zwar in einer mehrfarbigen Variante. Dies soll auch einen Wandel in der Ausrichtung von Google Maps versinnbildlichen: Ging es lange darum, den Nutzern einfach nur den Weg zu weisen, soll der Kartendienst zunehmend auch dazu dienen, neue Dinge zu entdecken.

Transit

Ausgebaut werden die Transit-Features: Schon seit dem Vorjahr informiert Google Maps darüber, ob ein Bus oder eine U-Bahn voll sein wird – oder nicht. Künftig sollen hier zahlreiche weitere Informationen geboten werden. So soll etwa ausgewiesen werden, ob ein Verkehrsmittel barrierefrei ist, oder ob es darin eher kalt oder doch sehr heiss ist – gerade im Sommer eine essentielle Information. Die Anwesenheit von Boardpersonal und Sicherheitskräften sowie die Verfügbarkeit von eigenen Frauenabteilen soll ebenfalls gelistet werden. All das basiert auf von anderen Nutzern freiwillig gelieferten Daten, insofern werden in den kommenden Wochen auch viele Google-Maps-User nach ihren Fahrten entsprechende Fragen bekommen. Wirklich verfügbar sollen die neuen Transit-Features dann im März sein, und auch das zunächst nur in ausgewählten Regionen.

Augmented Reality

Bereits seit dem Vorjahr gibt es ein Augmented-Reality-Feature namens "Live View", bei dem die Kamera genutzt wird, um Routenhinweise über dem realen Geschehen einzublenden. In Zukunft soll das Ganze noch weiter verbessert werden, etwa indem auch Hinweise zu Entfernungen bis zu den nächsten Wegpunkten angezeigt werden. Petra Ehmann, vom Google-Büro in Zürich aus für die Abteilung Globale Produktpartnerschaften für „Augmented Reality“ verantwortlich, demonstrierte in den Google-Räumlichkeiten in der Zürcher Europaallee, wie das funktioniert. Indem man Street View-Bilder mit aktuellen Bildern aus dem Hier und Jetzt, maschinellem Lernen und Smartphone Sensoren kombinieren, zeigt Live View innerhalb von Google Maps die echte Umgebung mit Routenangaben an, die direkt darübergelegt werden.

Zur Geschichte von Google Maps

Als die Google Maps vor 15 Jahren online gingen, wusste noch niemand, wie mächtig und allgegenwärtig der Kartendienst einmal werden sollte. Erst als zwei Jahre später das iPhone den Beginn der Smartphone-Ära einläutete, wurde das Potenzial digitaler Karten offensichtlich.

Digitale Karten gab es schon vor 2005. Es waren drei Zukäufe, mit denen sich Google die nötigen Bausteine für den Start des Projektes besorgte. Das Unternehmen Keyhole etwa war spezialisiert darauf, verschiedene Satellitenbilder nahtlos zusammenzufügen, und verkaufte den Dienst an Unternehmen. Gründer und Chef John Hanke hatte auch Angebote von Investoren, verkaufte die Firma aber an Google, weil ihn die Vision kostenloser Karten für alle ansprach.

Bei der Firma „Where 2 Technologies“ hatten die Brüder Lars und Jens Rasmussen die Idee, für Routenanweisungen Karten auf dem Computerbildschirm nachzubilden und bei Bedarf nötige Informationen aus dem Web nachzuladen. Und das Startup Zipdash besorgte sich Verkehrsdaten, um voraussichtliche Ankunftszeiten und Verzögerungen auf der Strecke anzuzeigen. Alles bekannte Funktionen heutiger Karten. Bei Google wurden sie in einem Dienst zusammengebracht. Google Maps wurden zunächst zu den meistbenutzten Karten auf dem Computerbildschirm. Als Apple 2007 das iPhone auf den Markt brachte, wurden sie vorinstalliert – und auf Smartphones des bei Google entwickelten Konkurrenz-Systems Android sowieso.

Den Wettbewerbern entging das nicht: Nokia, damals noch der weltweit führende Handyhersteller, kaufte 2007 den Kartenanbieter Navteq. Und der niederländische Navigationsgeräte-Spezialist Tomtom schnappte sich nach einem Bieterwettstreit mit dem US-Unternehmen Garmin den zweiten grossen Kartenlieferanten Tele-Atlas. Google ging indes dazu über, auch eigene Kartendaten mit Kamerafahrzeugen zu sammeln. Daraus ging auch der Dienst Street View mit Fotos von Strassenzügen hervor.

Apple löste sich unterdessen 2012 von den Google Maps mit einem eigenen Kartendienst. Die Premiere ging zunächst schief, weil der iPhone-Hersteller den Aufwand unterschätzt hatte, Geodaten und Satellitenbilder aus unterschiedlichen Quellen und in unterschiedlichen Qualitätsstufen zu einem homogenen Dienst zusammenzuführen. Inzwischen sind die Apple-Karten durchaus brauchbar – und der iPhone-Hersteller schickte vergangenes Jahr seine Kamerawagen los, um eigene Strassendaten unabhängig von Anbietern wie Tomtom zu sammeln. In den kommenden Jahren will Apple Milliarden für die Verbesserung der Karten ausgeben. Nokia verkaufte inzwischen seinen Kartendienst an Audi, BMW und Daimler – die Autobauer wollen den Service unter dem Namen Here zu einem führenden Lieferanten von präzisen Karten für Roboterautos ausbauen.

Für Google sind die Karten mittlerweile zu einer weiteren Werbeplattform geworden. Seit 2016 gibt es sogenannte Promoted Pins – Kartenmarker von Geschäften, die auf der Karte hervorgehoben werden, weil die Inhaber dafür bezahlt haben. 2021 könnten die Maps Google Erlöse von bis zu 3,6 Milliarden Dollar einbringen, schätzte Analyst Mark Mahaney von der Bank RBC. Morgan Stanley rechnet sogar für dieses Jahr schon mit knapp fünf Milliarden Dollar und einer Verdoppelung bis 2023.

Das neue Icon von Google Maps (Bild: zVg)
Das neue Icon von Google Maps (Bild: zVg)
Petra Ehmann erläutert bei Google in Zürich die AR-Funktionen von Google Maps (Foto: Jil-Nora Herrmann)
Petra Ehmann erläutert bei Google in Zürich die AR-Funktionen von Google Maps (Foto: Jil-Nora Herrmann)