Die weltweiten IT-Ausgaben werden laut den Marktforschern von Gartner dieses Jahr auf voraussichtlich 5,43 Billionen US-Dollar klettern. Dies entspricht einem Plus von 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zwar führe der Anstieg globaler Unsicherheiten zu einer vorübergehenden Investitionspause bei neuen Projekten, doch werde dieser Effekt durch die anhaltenden Digitalisierungsinitiativen im Bereich Künstliche Intelligenz und generative KI (GenAI) weitgehend aufgefangen", sagt John-David Lovelock, Distinguished VP Analyst bei Gartner.
"So wird zwar erwartet, dass das Ausgabenwachstum für Software und Services 2025 durch diese 'Unsicherheitspause‘ etwas nachlässt, doch die Investitionen in KI-nahe Infrastruktur wie Rechenzentren steigen weiterhin deutlich an," betont Lovelock. Und weiter: "Rechenzentren erleben derzeit einen Boom, ausgelöst durch generative KI. Die Ausgaben für KI-optimierte Server, die 2021 praktisch noch keine Rolle spielten, dürften bis 2027 das Dreifache der Investitionen in traditionelle Server erreichen."
Das decke sich mit einer Gartner-Umfrage unter 252 Führungskräften aus verschiedenen Branchen in Nordamerika und Westeuropa, deren Unternehmen einen Jahresumsatz von mindestens 500 Millionen US-Dollar erzielen. Die Befragung fand zwischen März und Mai 2025 statt. Dabei gaben 62 Prozent der Teilnehmer an, dass Künstliche Intelligenz die Wettbewerbslandschaft der nächsten zehn Jahre massgeblich prägen werde. Wettbewerbsfähigkeit ist in einem sich verschlechternden Umfeld der Hauptgrund, warum Organisationen in Technologie und geschäftlichen Wandel investieren werden – 64 Prozent gaben dies als Motiv an.
"Diese Pause ist nicht auf Budgetkürzungen zurückzuführen – die Mittel sind nach wie vor vollständig verplant“, so Lovelock. Vielmehr handle es sich um eine strategische Entscheidung, neue Ausgaben vorerst zu verschieben. Besonders betroffen seien die Bereiche IT-Hardware und Infrastruktur – aufgrund von Preisanstiegen und Störungen in den Lieferketten, betont Lovelock. Stabiler sollen dagegen laufende oder wiederkehrende Ausgaben bleiben, etwa für Cloud- und Managed Service. Wirtschaftliche (41 Prozent) und geopolitische (32 Prozent) Schocks gelten aus Sicht der Unternehmensführung als grösste Risiken. Den Druck durch Kunden, Wettbewerb und Regulierung hingegen halten die meisten Führungskräfte für beherrschbar.
Die Prognosemethodik von Gartner zur Entwicklung der IT-Ausgaben basiert auf einer fundierten Analyse der Verkaufszahlen von über tausend Anbietern aus dem gesamten Spektrum an IT-Produkten und -Dienstleistungen. Grundlage ist vor allem Primärforschung, ergänzt durch ausgewählte Sekundärquellen. Auf dieser Basis erstellt Gartner eine umfassende Datenbank zur Marktgrösse, die als Fundament für die Prognose dient.
"Da sich GenAI zunehmend dem ‚Tal der Enttäuschungen‘ nähert, richten Unternehmen mehr Zeit und Budget auf die konkrete Funktionalität etablierter Softwareanbieter", sagte Lovelock. "CIOs interessieren sich verstärkt für einfache Plug-and-Play-Anwendungen – sie lassen sich von GenAI-Funktionalitäten überzeugen, kaufen diese aber nicht zwangsläufig auch ein."
Seit Beginn des zweiten Quartals 2025 ist gemäss Gartner in vielen Branchen eine strategische Zurückhaltung bei neuen Investitionen zu beobachten, darunter auch der IT-Sektor. Diese sogenannte "Unsicherheitspause“ sei eine Reaktion auf zunehmende wirtschaftliche Unwägbarkeiten und geopolitische Risiken. Unternehmen weltweit agierten vorsichtiger und versuchten, potenziell negative Auswirkungen dieser komplexen Herausforderungen abzufedern.
In derselben Gartner-Umfrage gaben 61 Prozent der Unternehmen an, mit besseren Voraussetzungen ins Jahr 2025 gestartet zu sein als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Gleichzeitig erwarten jedoch nur 24 Prozent, ihre eigenen Jahresziele für 2025 tatsächlich zu übertreffen. Diese Einschätzung zeigte sich branchenübergreifend – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.
