Das Kunden- und Einsatzspektrum von Pavilion (Bild: zVg)

Manchmal scheint es so zu sein, als ob das ganze Feld der Unternehmens-IT nur dazu dient, mit immer neuen, irgendwie verbesserten oder nur neu aufgelegten Technologien möglichst schnell möglichst viel Geld zu verdienen. Nicht umsonst tummeln sich hier so viele Finanziers – Venture Capitalists, Banken und altgediente IT-Hersteller – und unterstūtzen viel versprechende Startups, bis sie ein Mehrfaches der investierten Gelder abwerfen. Oft in der Form eines gelungenen Verkaufs an einen der alten Hersteller der Branche wie zum Beispiel HPE, IBM, Intel oder Oracle. Andere Startups gehen sang- und klanglos unter. Sehr viel spielt sich in dieser Szene in den USA ab (zunehmend auch in China).

Diese Gemengelage aus Innovationen, Talenten, Geldgebern, Kunden und professionellen Beobachtern im Bereich der Analysten und mehr oder weniger gewieften journalistischen Textproduzenten führt nicht immer zu eindeutigen Einsichten und Urteilen. So haben auch wir im Rahmen einer IT Press Tour die Technologie des Startups Pavilion Data kennen gelernt und insgesamt positiv bewertet. Eine besondere Rolle spielte die durch NVMe weiter entwickelte Performance.

Der damalige CEO des 2014 gegrūndeten Unternehmens, Gurpreet Singh (es war bereits der vierte Mann in dieser Position), erläuterte uns Journalisten die Strategie von Pavilion: "Sie stūtzt sich auf eine Einschätzung des IT-Marktes, nach der sich in den letzten zwei Jahrzehnten zwar deutliche Veränderungen bei Servern und Netzwerken ergeben hätten, aber nicht auf der Storage-Seite: Bei Servern ging die Entwicklung von Single zu Dual und Quad Sockets, so dass sie immer leistungsfähiger wurden, und Netzwerke änderten ihre Struktur von einem Bus-basierten zu einem Switch-basierten Design, das wesentlich mehr Komponenten direkt miteinander verbinden kann." Doch die Storage-Strukturen hätten sich nur wenig erneuert: Festplatten seien zwar zu einem grossen Teil durch SSDs ersetzt worden, aber ihre Performance hätte sich – so Singh – kaum gesteigert. Erst mit der Technologie von NVMe werde das nun möglich. (https://ictk.ch/inhalt/pavilion-data-mit-nvme-over-fabric-die-dritte-wel...ösen)

Pavilion Data sah sich an der Spitze einer "dritten Welle" von Storage. Sie begann mit hyperparallelen All Flash Arrays (AFAs), die NVMe und NVMe over Fabric (OF) in einer netzwerk-zentrischen Architektur mit unkompliziertem Scale-up und Scale-out ermöglicht hat. Singh erklärte damals: "Wir liefern bisher nicht mögliche Speicherdichte und -Performance in Echtzeit, ohne die Komplexität und die Kosten bisheriger Lösungen." Schon damals fiel auf, dass Singh selbst auf Nachfrage nicht die genaue Anzahl der Kunden von Pavilion nennen wollte. Inzwischen hat das junge Unternehmen unter seinem neuen (fūnften) CEO Dario Zamarian eingeräumt, dass es lediglich “20 bis 25” seien. Gerūchteweise soll es sich vor allem um Kunden bei US-amerikanischen Regierungsorganisationen handeln. Und unter Zamarian hat man offenbar, wie er berichtet, neue Kunden in den Branchen Life Science, Media and Entertainment, Financial Services und bei High-Performance Computing (HPC) gewinnen können.

Auf jeden Fall sei nun ein strategischer Schwenk hin zu mehr Kundenorientierung, Marketing und Channel-Orientierung notwendig. Mit anderen Worten: Selbst die beste Technologie verkauft sich nicht von alleine. Offensichtlich sind die Investoren, zu denen Artiman, RPS, SK Telecom, Taiwana und Tyche Partners gehören und die bis zum Jahr 2019 insgesamt 58 Millionen Dollar vorgeschossen hatten, etwas unruhig geworden und haben mehr Anpassung an die üblichen Marktprozeduren verlangt. Ob das Startup nun auch in breitere, nicht so spezialisierte Marktbereiche vordringen kann, wie es Zamarian angekūndigt hat, bleibt abzuwarten. Das gleiche gilt für die Bemūhungen, mehr finanzielle Unterstūtzung durch externe Geldgeber zu bekommen. Hier den Vergleich mit anderen Startups wie zum Beispiel WekaIO oder Vast Data anzustellen, die mehr Geld als Pavilion auftreiben konnten, wie es mehrere Marktbeobachter getan haben, erscheint allerdings recht oberflächlich. Immerhin ist es ein beliebtes Verfahren in der Finanzierungsbranche, die Investitionen breit gefächert zu streuen, um dann ein durchschnittliches, sich ausgleichendes und somit letztlich erfolgreiches Ergebnis zu erzielen. Dabei werden einzelne Verluste durchaus in Kauf genommen.

Aus der Anwenderperspektive sollten mehr die tatsächlichen technologischen Vorteile und Erfolge bestimmter Produkte und Services eine Rolle spielen. Und da hat Pavilion durchaus einiges zu bieten. Auf der technischen Seite sind Verbesserungen bei den Arrays, Netzwerkverbindungen und bei der Software hinzugekommen. Bandbreite und Performance der Verbindungen wurden bis zu 120 GB/sec gesteigert. Die Software HyperOS verfūgt seit 2019 bereits über File- und Object-Fähigkeiten, und 2021 sind Global File und Object Namespace hinzugekommen. HyperOS gibt es seit 2021 in der dritten Version. Noch ist es also offen, wie es mit dem Startup Pavilion Data weitergehen wird.

IDC Technology Spotlight zu Pavilion Data:
"Im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten im Bereich der unstrukturierten (File- und Object-) Speicherung basiert das Design der Pavilion Hyper Parallel Platform nicht auf einer Speicher-Cluster-Architektur für seine Leistungs- und Verfügbarkeitseigenschaften. Abhängig von der verwendeten Scale-Out-Datei- und/oder Objectspeicher-Software können jedoch mehrere Pavilion-Gehäuse als "Super"-Knoten eingesetzt werden, um die Leistung weit über die Möglichkeiten eines einzelnen Gehäuses hinaus zu skalieren. Mit Pavilion "Super"-Knoten aufgebaute Speichercluster übertreffen viel grössere, teurere Speichercluster für Arbeitslasten, die mehr als 2,2 Petabyte Speicherkapazität benötigen (d. h. mehr als die Kapazität eines einzelnen Pavilion HyperParallel Platform-Gehäuses)."

Fazit: "Kunden, die extrem niedrige Latenzen und/oder einen extrem hohen Speicherdurchsatz in einem kompakten Formfaktor benötigen, der eine erhebliche Konfigurationsflexibilität unterstützt, sollten die Pavilion Hyperparallel Platform in Betracht ziehen. Mit bis zu 20 Controllern pro Gehäuse, die konfiguriert und zugewiesen werden können, um unterschiedliche Workload-Anforderungen zu erfüllen (z. B. Hochgeschwindigkeits-Schreibeingabe, Random I/O mit hohen IOPS, gemischte Lese-/Schreib-I/O-Profile und hohem sequentiellen Durchsatz). Indem verschiedene Zugriffsmethoden in einem einzigen System konfiguriert und zugewiesen werden, ermöglicht dieser Ansatz eine gemeinsame Datennutzung, Flexibilität und Dichte in einem Speicherarray der Unternehmensklasse. Es gibt zwar Alternativen, die mehrere Millionen IOPS und hunderte von Gigabyte an Durchsatz liefern können, aber solche Systeme benötigen viel mehr Hardware, mehr Strom, mehr Platz und sind viel komplexer in der Bereitstellung, Konfiguration und Verwaltung." (Eric Burgener, High-Density Storage Infrastructure Can Drive a Compelling Value Proposition, IDC Technology Spotlight, Oktober 2021)

Grafik: zVg
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Pavilion-CEO Dario Zamarian (Bild. zVg)
Pavilion-CEO Dario Zamarian (Bild. zVg)