Klassenzimmer: Kameras bleiben besser draußen (Foto: pixabay.com, Wokandapix)

Gesichtserkennungs-Technologie ist rassistisch, fördert staatliche Überwachung, bestraft Nichtkonformität, dient der Geschäftemacherei mit Anwender-Daten und hat in Schulen nichts verloren. Das ist das Ergebnis einer Studie der Gerald R. Ford School of Public Policy an der University of Michigan. Sie warnt Schulleiter, Lehrer und Eltern vor dem Einsatz in Bildungseinrichtungen, um etwa in Corona-Zeiten die Einhaltung von Abstandsregeln besser zu kontrollieren.

"Die Verwendung von Gesichtserkennungs-Technologie sollte in Schulen generell verboten werden. Sie hat keinen positiven Einfluss auf die Sicherheit, bringt aber eine ganze Reihe von gravierenden Problemen mit sich", fasst Studienleiterin Shobita Parthasarathy ihre Ergebnisse zusammen. Dazu gehöre vor allem eine Verschlimmerung rassistischer Diskriminierung und ein Zusammenbruch der Privatsphäre, aber auch eine Institutionalisierung staatlicher Überwachung sowie eine Verstärkung der Tendenz, andersdenkende und -aussehende Schüler auszuschliessen.

"Wir haben uns gerade jetzt sehr genau mit Gesichtserkennungs-Technologie auseinandergesetzt, weil sie im Moment noch nicht sehr weitverbreitet ist und insbesondere bei schutzlosen Bevölkerungsgruppen grossen Schaden anrichten kann", erklärt die Forscherin. Diejenigen Behörden und Lehrer, die angesichts der Corona-Pandemie ernsthaft überlegen würden, entsprechende Tools einzusetzen, sollten sich das noch einmal gründlich überlegen. "Wenn diese Technologie voreilig installiert wird, ohne ihre Auswirkungen richtig zu verstehen, ist das unethisch und sehr gefährlich", so Parthasarathy.

Gross angelegtes Forschungsprojekt

Ihre Studie "Kameras im Klassenzimmer" ist Teil eines grösser angelegten interdisziplinären Forschungsprojekts, das die Sinnhaftigkeit und den Nutzen verschiedener moderner Technologien genauer unter die Lupe nehmen soll. Neben der Gesichtserkennung mittels Überwachungskameras geht es dabei beispielsweise auch um Metalldetektoren oder biometrische Identifizierungsmethoden.

"Einige Leute sind der Meinung, dass man eine Technologie nicht regulieren sollte, bis man mit eigenen Augen gesehen hat, was sie leisten kann. Wenn man sich aber Technologien ansieht, die bereits implementiert sind, lassen sich ihre potenziellen sozialen, ökonomischen und politischen Auswirkungen sehr gut vorhersagen und ungewollte Konsequenzen aufzeigen", meint Molly Kleinman, Leiterin des Poblic Policy Programs an der Gerald R. Ford School.

Die Studie "Cameras in the Classroom" (PDF) ist online verfügbar unter: http://bit.ly/2FhSJtO
http://fordschool.umich.edu