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Durch die Generation Y sind die vielfach noch hierarchisch geprägten Organisationen einer Bewährungsprobe ausgesetzt. Herrschaftswissen, Kontrolle und zentrale Steuerung weichen zugunsten einer neuen Fehlerkultur, eines offeneren Wissensmanagements und einer ausgewogeneren Work-Life-Balance.

Gastkommentar von Frank Schabel, Head of Marketing/Corporate Communications bei der Hays AG

In Unternehmen treffen heute Babyboomer (Jahrgänge 1946 bis 1964), Generation X (1965 bis 1980) und Generation Y (ab 1983) aufeinander. Die von unterschiedlichen Werten und Normen geprägten Arbeitseinstellungen dieser jeweiligen Altersgruppen sorgen an einigen Stellen für Verständnisprobleme und verändern die Kultur in Unternehmen.

Die Vertreter der Generation Y sind mehrheitlich wohlbehütet in materieller Sicherheit aufgewachsen – und parallel im Internet. Sie sind sogenannte Digital Natives, hochgebildet, mit internationalem Horizont und stets auf der Suche nach Herausforderungen. Auf dem Arbeitsmarkt stehen ihnen zudem alle Türen offen: Aufgrund der Überalterung der Gesellschaft in vielen Ländern sind junge hochqualifizierte Fachkräfte ein kostbares Gut und bekommen die volle Aufmerksamkeit der Unternehmen.

Eine etwas andere Vorstellung von Karriere

Das heisst aber nicht, dass die Generation Y voll auf Karriere setzt. Vielmehr suchen die jungen Leute in erster Linie spannende und abwechslungsreiche Aufgaben. Dafür arbeiten sie wissbegierig, mit Engagement und offener Haltung. Dennoch haben sie weniger Interesse an einer linearen Karriere mit Führungspositionen als die Generationen vor ihnen. Die Generation Y definiert ihre Karriereziele anders: Wichtig ist für sie der Auf- und Ausbau von Kenntnissen und Expertise. Im Zentrum steht der Inhalt der Arbeit. Neben dem interessanten Jobprofil sind Jobsicherheit und persönlicher Wohlstand vorrangig. Dies soll natürlich ein gutes Einkommen beinhalten, was ihr Bedürfnis nach Sicherheit reflektiert. Schon fast im Widerspruch dazu steht ihr Wunsch nach einem gestaltbaren Umfeld mit flexiblen Arbeitszeiten und der Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Eine ausgewogene Work-Life-Balance betrachtet die Generation Y als Selbstverständlichkeit.

Eher projektorientiert

Dass die Arbeit in vielen Unternehmen zunehmend projektorientiert ausgerichtet ist, kommt den Vertretern der Generation Y sehr entgegen. Im Team zu arbeiten, sich in Netzwerken zu bewegen und diese aufzubauen, darin sind sie stark – natürlich in hohem Masse assoziiert mit der digitalen Welt der Social Media. Was sie dabei im weiteren Verlauf ihrer Berufslaufbahn noch stärker entwickeln können, ist die Fähigkeit, strategische Prozesse zu erarbeiten und grundlegende Entscheidungen zu treffen.

Der Chef wird Mentor

Aufgrund ihrer behüteten Erziehung ist es der Generation Y wichtig, von Kollegen und vor allem von ihrer direkten Führungskraft Aufmerksamkeit, Förderung und Feedback zu erhalten. Dabei erwarten die Mitarbeiter keine Lobhudelei, sondern bei Bedarf konstruktive Kritik, wenn sie klar und konkret formuliert wird. Deshalb ist es für Führungspersonen, die oft einer anderen Generation entstammen, wichtig zu verstehen, was die Akteure der Generation Y antreibt: Sie wünschen sich ihren Vorgesetzten eher als einen Mentor denn als einen Befehlsgeber.