Grafik: zVg

300 Millionen Dollar Startgeld für ein Startup sind nicht gerade wenig. Vor allem, wenn sie schon in den Anfangsjahren eines jungen Unternehmens investiert worden sind. Fungible aus Santa Clara, Kalifornien, ist so ein Fall. 2015 gegründet, haben Investoren wie Battery, Celesta, Mayfield, Norwest, Redline, WRVI Capital und Softbank schon früh diese Summe aufgebracht, davon Softbank im Jahr 2019 in einer C-Funding-Runde alleine 200 Millionen Dollar. Die beiden Gründer Pradeep Sindhu und Bertrand Serlet zählen zu den Veteranen des Silicon Valley. Sindhu gründete Juniper Networks und hatte dort die Positionen eines CEO und CTO inne, während Serlet ein Startup gegrūndet und später als SVP of Software Engineering bei Apple gearbeitet hatte.

Fungible begnügt sich nicht mit einzelnen Innovationen oder Weiterentwicklungen bei isolierten Elementen von Computing, Storage oder Netzwerk, sondern setzt auf das grosse Ganze – eine komplette Rechenzentrumslösung. Im Zentrum der Technologie steht die Data Processing Unit (DPU), die verschiedene Funktionen wie Bare-Metal-Virtualisierung, Software-defined Networking oder lokalen Speicher aus der CPU herauslösen kann und so für eine gesteigerte Performance sorgt.

Das Startup versteht seine DPU als Konkurrenz zur DPU von Intel (inzwischen als IPU/Infrastructure Processing Unit umgetauft). Laut Fungible stellt sich die Situation in den Rechenzentren heute wie folgt dar: "Moderne Cloud-native Anwendungen zeichnen sich durch mehrere Hauptmerkmale aus: Erstens sind sie als Microservices aufgebaut, die auf einer verteilten Gruppe von Servern laufen, und zweitens müssen sie grosse Datensätze verwalten, die über die Kapazität und Leistung eines einzelnen Servers hinausgehen. Diese Eigenschaften führen zu einem Bedarf an hochleistungsfähigen, skalierbaren, hyperdisaggregierten Rechenzentren, in denen Server als einheitlicher Pool von disaggregierten Rechen- und Speicher-Servern interagieren, um die Anforderungen dieser Anwendungen zu erfüllen." (Fungible-Webseite, Product Brief Fungible F1 DPU)

Die DPU-Prozessorfamilie von Fungible wurde deshalb "von Grund auf entwickelt, um die beiden grössten Herausforderungen in disaggregierten Scale-Out-Rechenzentren zu bewältigen": die ineffiziente Ausführung von datenzentrierten Berechnungen innerhalb der Server-Knoten und den ineffizienten Datenaustausch zwischen den Knoten. Die Fungible DPU verstärkt demnach die Zuverlässigkeit, Sicherheit und Agilität dieser Rechenzentren.

Die Fungible F1 DPU wird als das Flaggschiff der DPU-Prozessorfamilie des Startups gesehen. Sie kümmert sich um den gesamten Speicher-, Netzwerk-, Sicherheits- und Virtualisierungs-Stack. Laut Hersteller erleichtert sie durch ihre Truefabric-Technologie auch den Datenaustausch zwischen den Server-Knoten: "Dies ermöglicht die Disaggregation und das Pooling aller Rechenzentrums-Ressourcen in grossem Massstab. Truefabric ist ein gross angelegtes IP-over-Ethernet-Fabric-Protokoll, das die volle Querschnittsbandbreite mit niedriger durchschnittlicher und nachlaufender Latenz, End-to-End Quality of Service und staufreier Konnektivität bietet. Das Truefabric-Protokoll ist vollständig standardkonform und interoperabel mit TCP/IP over Ethernet." (a.a.O.)

Der Hersteller hat auch den Fungible Storage Cluster entwickelt, eine scale-out und all-flash Speicherplattform auf der Basis von NVMe over Fabrics (NVMe oF). Der Storage Cluster liefert 15 Millionen IOPS in einem 2RU-Formfaktor und kann bis zu 300 Millionen in einem 40 RU-Rack skalieren. Es können sogar mehrere Racks miteinander verbunden werden.

Die allgemeine Zielsetzung von Fungible lässt sich auch so beschreiben: Man ist bei dem Startup der Ansicht, dass sich moderne Rechenzentren vor allem um die Scale-out-Architektur, also die beständige Erweiterung, kūmmern müssen, um die wachsenden Datenmengen in den Griff zu bekommen und die Installation von Anwendungen zu vereinfachen. Während dieser Ansatz viele Vorteile aufweist, führt er aber auch zu laufenden Unzulänglichkeiten bei Compute, Storage und Networking.

Die DPU von Fungible wurde erfunden, um die grössten Probleme beim Scale-out der Rechenzentren in den Griff zu bekommen: Laut Fungible bestehen diese bei der unzureichenden Durchfūhrung der Berechnungen innerhalb der Server-Knoten und dem unzureichenden Austausch von Daten zwischen den Server-Knoten. Dies gehe alles zu Lasten der Zuverlässigkeit und der Sicherheit. Mit den DPU-Funktionen sorgt Fungible für eine hoch performante, massiv skalierbare und besonders verteilte Infrastruktur. Diese neue Infrastruktur kann wahrhaftig in Anspruch nehmen, dem Daten-zentrischen Zeitalter gerecht zu werden, heisst es bei Fungible.

Siehe auch: "Fungible can solve the public cloud Hotel California problem"; in: https://blocksandfiles.com/2021/07/19/fungible-can-solve-the-public-clou.... Der Artikel beschäftigt sich eingehend mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Intels Infrastructure Processing Unit (IPU) und Fungibles Data Processing Unit (DPU) auf Basis eines Gesprächs mit Ex-CEO Pradeep Sindhu von Fungible.

Die Webseite www.fungible.com enthält weitere Hintergrundmaterialien, Videos, Audios, Konferenzdetails und Papers.

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Die Neukonstruktion des Rechenzentrums bei Fungible (Bild: zVg)
Die Neukonstruktion des Rechenzentrums bei Fungible (Bild: zVg)
Pradeep Sindhu, Co-Founder und Ex-CEO und Chairman von Fungible (Bild: zVg)
Pradeep Sindhu, Co-Founder und Ex-CEO und Chairman von Fungible (Bild: zVg)