Sunrise: Freenet blockiert Vorratsbeschluss für Kapitalerhöhung (Foto: Karlheinz Pichler)

Der deutsche Grossaktionär Freenet blockierte einen Vorratsbeschluss für eine Kapitalerhöhung beim Schweizer Telekom-Unternehmen Sunrise. Damit greift er einer geplanten Übernahme des Kabelnetzbetreiber UPC Schweiz vor – obwohl es auf der Aktionärsversammlung des Schweizer Mobilfunkbetreibers Sunrise noch gar nicht um die milliardenschwere Übernahme gehen sollte. Doch das Ringen um die Finanzierung für die 6,3-Milliarden-Franken-Transaktion überschattete das Eigentümertreffen am gestrigen Mittwoch. Zwar ging es dabei noch nicht um die geplante 4,1 Mrd. Franken schwere Kapitalspritze, mit der Sunrise den Zukauf finanzieren will – über sie stimmen die Aktionäre erst später ab.

Mit dem genehmigten Kapital hätte sich Sunrise jedoch bereits schon vor dieser grossen Kapitalerhöhung Geld von den Aktionären holen können – wenn auch in deutlich kleinerem Umfang. Das ist nun erst mal nicht mehr möglich. Und zugleich ist der Schritt ein Warnschuss, dass der Zukauf von UPC Schweiz noch nicht unter Dach und Fach ist. Auf der Generalversammlung stimmten lediglich knapp 59,3 Prozent der anwesenden Aktionäre für den genehmigten Kapitalrahmen – und damit nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Ob Freenet bei der späteren entscheidenden ausserordentlichen Generalversammlung für oder gegen die Kapitalerhöhung stimmen werde, sei noch nicht entschieden, sagte Prokurist Alexander Borgwardt am Rande des Aktionärstreffens. Das Unternehmen hält etwa ein Viertel der Sunrise-Aktien und müsste damit rund eine Milliarde Franken zur Kapitalerhöhung beisteuern, um seinen Anteil zu halten. Unternimmt Freenet nichts, sinkt die Beteiligung automatisch – zumal die geplante Kapitalerhöhung mit 4,1 Mrd. Franken den Börsenwert von Sunrise übersteigt.

Um von den Aktionären grünes Licht für den Deal zu bekommen, benötigt Sunrise auf der kommenden ausserordentlichen Generalversammlung eine einfache Mehrheit. Unter bestimmten Bedingungen kann dafür jedoch eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig sein, wie Sunrise-Verwaltungsratschef Peter Kurer ausführte: Sollte der Verkäufer von UPC Schweiz, Liberty Global, zuvor Sunrise-Aktien kaufen, wären diese formellen Anforderungen erfüllt. Und dann wäre es für Freenet mit einer Beteiligung von 24,5 Prozent vergleichsweise einfach, Beschlüsse zu blockieren. Denn auf den Aktionärsversammlungen sind meist nicht alle Eigentümer vertreten: Am Mittwoch lag die Präsenz bei knapp 62 Prozent. Allerdings gibt es laut Kurer keine Anhaltspunkte, dass Liberty einen solchen Schritt plant. Vielmehr sei Sunrise zuversichtlich, die Zustimmung der Aktionäre zu der geplanten Übernahme und der Kapitalerhöhung zu erhalten.