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Vor kurzem fand an der FHNW in Olten der 4. Cloud Use Cases Day statt. Im Zentrum standen die CIOs und IT-Verantwortlichen, die mitten im digitalen Wandel daran arbeiten, ihr Unternehmen für die Industrie 4.0 möglichst optimal zu unterstützen.

Die über 200 Teilnehmenden erlebten ein dichtes Programm. Rund 30 Referenten beleuchteten in Vorträgen, Anwenderberichten oder Gesprächs- und Fragerunden unterschiedliche Aspekte der Cloud und der digitalen Transformation. Die Anwesenden beteiligten sich auch online aktiv an der Diskussion und machten #CloudUseCasesDay auf Twitter zu einem der Top-Hashtags des Tages.

Prof. Stella Gatziu Grivas (FHNW) präsentierte in der Eröffnung brandaktuelle Resultate der FHNW CxO Studie. Es handelt sich dabei um eine qualitative Studie, bei der CIOs und IT- Verantwortliche von schweizerischen Unternehmen befragt werden. Die Studie dauert bis Juni 2017.

Im ersten Block sprachen Harald Alferi (Head of öV Solutions, SBB), Rolf Kohler (CIO Ricola) und Hans-Ruedi Meyer (CIO B. Braun Medical) über den Weg der IT in ihren Firmen und über die Cloud als Enabler für die Digitalisierung. Aus den Vorträgen ging hervor, dass die Unternehmens-IT gut auf die verschiedenen Veränderungen vorbereitet sein muss, um eine Schatten-IT zu verhindern. Im anschliessenden Panel unterhielten sich Thomas Wettstein (Avectris), Martin Casaulta (HPE) und Rejhan Fazlic (PwC) über die bestmögliche Unterstützung von Kunden und deren Bedürfnisse. Moderiert wurde die Diskussion von Jean-Marc Hensch (Geschäftsführer des Anbieterverbands Swico). Im Zentrum der digitalen Transformation stehen die Menschen. Entsprechend gilt es, Begeisterung zu vermitteln und den Kunden zu erörtern, was Cloud in ihrer Vielfältigkeit genau ist. Oft haben die kleinen Unternehmen das grösste Potential in der digitalisierten Welt. Diese benötigen aber auch die grösste Unterstützung. Zudem gelte es, die Komplexität der Cloud in den Griff zu bekommen, agiler zu werden und Kosten reduzieren.

Zum Abschluss des Vormittags warf Prof. Mathias Binswanger von der FHNW einen Blick auf die Banken- und Finanzbranche, für die die Digitalisierung von Geld bereits zu weitreichenden Umwälzungen geführt hat. Den Zusammenhang zwischen Geld und digitaler Transformation veranschaulichte er eindrücklich an der Entmaterialisierung von Zahlungsmitteln, vom lebenden Tier über die Münze bis schliesslich zur lediglich digital existierenden Zahl. Binswanger erwähnte weiter die Vision einer App, welche unser Verhalten kennt und selbständig für uns "optimal“ einkauft und investiert. Eine Zukunftsvision, die gleichzeitig fasziniert und Sorgen weckt.

Praxisorientierte Tracks

Der Nachmittag stand im Zeichen von themen- und branchenspezifischen Tracks. In Fachreferaten und Paneldiskussionen wurden die Möglichkeiten der Cloud und der Transformation praxisnah besprochen:

Track 1: Energiebranche im Fokus – in Zusammenarbeit mit VSE
Michael Frank (VSE) eröffnete den Track mit einem Vortrag über die Energiewelt 2035 und die Rolle der Cloud. Peter Kaffenberger (Enpuls) erläuterte, wie die Stromendabrechnung bei Wohnungsumzügen durch die Cloud-Nutzung vereinfacht wird. Die EVUs können Kosten sparen und für die Endkunden ist die Stromendabrechnung bedeutend schneller geworden. Anschliessend berichtete Marc Ritter (AEW), wie die in der Schweiz noch anstehende Strommarktliberalisierung die Haushaltskunden weiter segmentieren wird und wie sich die EVUs mittels Webportals mit umfangreichen Servicepalletten neu profilieren können. In der Podiumsdiskussion waren sich die Vortragenden und Thomas Wettstein (Avectris) einig, dass die Digitalisierung und Verlagerung in die Cloud bei verschiedenen Energiedienstleistungen unterschiedlich weit fortgeschritten ist. Daher ist Handeln angesagt. Michael Frank unterstrich dies mit einem Zitat von Friedrich Schiller: "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit". Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Prof. Dino Schwaferts (FHNW).

Track 2: Cloud, Digitalisierung und Transformation von der Infrastruktur bis zu IoT
Den Auftakt bildete ein Gespräch zwischen Thomas Streit (Cisco) und Andy Fitze (SwissICT). Robert Bertschinger (Netstream) und Stefan Ruoss (Cisco) referierten über eine Next Gen-Hybrid Cloud, die vollständig in der Schweiz betrieben und verwaltet wird. Aus Kundensicht ist die wichtigste Innovation ein Multi-Cloud-Cockpit. Dieses ermöglicht die Bereitstellung der Anwendung auf der geeignetsten Cloud sowie den Wechsel von einer Cloud zur anderen auf Knopfdruck. Das Thema von Matthias Imsand (Amanox Solutions) und Rolf Schärer (Cisco) war AWS Cloud Broker. Dabei wurde aufgezeigt, dass Continuous Integration und Continuous Delivery Schlüsselprinzipien für ein erfolgreiches DevOps Modell sind. Um ein agiles Entwicklungs- und Betriebsmodel nachhaltig zu festigen und zu optimieren, ist der Einsatz einer Workflow-Pipeline unumgänglich.

Track 3: Customer Experience und Marketing: Neue und bewährte Ansätze
Customer Experience ist heute in aller Munde. Man weiss inzwischen, wie die ideale Ausprägung je Kundensegment aussehen sollte: personalisiert, automatisiert, gute und relevante Inhalte zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar und über die Touchpoints vermittelt, die der Kunde fallspezifisch bevorzugt. Aber wie genau die praktische Umsetzung im Unternehmen aussieht, ist noch oft unklar. Konkrete Umsetzungsbeispiele standen mit den Oracle Partner im Fokus von Track 3. Prof. Martina Dalla Vecchia (FHNW) fokussierte im Impulsreferat auf die Veränderung des Marketings über die Customer Journey hin zur Marketing Automation. Vincent Hänggi (Demodia) legte dar, wie sich mit rechtzeitiger, zielgerichteter Kundenkommunikation und relevantem Content eine erfolgreiche Digital Marketing Strategie entwickeln lässt. Raphael Rettenbacher (Riverland Reply) zeigte, wie Marketing Automation über verschiedene Kanäle einfach konfiguriert, umgesetzt und feinjustiert werden kann. Markus Steinbach (Silbury IT Solutions Switzerland) erklärte, wieso die erfolgreiche Umsetzung von digitalem Marketing stets auf dem perfekten Zusammenspiel von Frontend und Backend Prozessen beruht.

Track 4: Cloud Marketplaces im Fokus
In einem Impulsreferat sprach Marco Iten (Also) über die Funktion von Cloud Marketplaces im Wandel der Zeit. In einer anregenden Paneldiskussion unterhielten sich mit Marco Rast (Vision-Inside), Stephan Tanner (BrainConsult), Patrick Püntener (Colygon) Michel Steiner (Also), André Nyffeler (Pageup) und Ralph Blunschi (Consolvo Informatik) Vertreter unterschiedlicher Firmen über diese Thematik. Dabei wurden vor allem der schnelle Wandel und die Mortalitätsrate der Marketplaces als Herausforderungen gesehen. Es sei kaum abzusehen, welche Marketplaces überleben werden und welche nicht. Moderiert wurde das Gespräch von Marcel Gamma (Chefredaktor inside-it.ch).

Track 5: Government im Fokus
Im Government-Track referierte Matthias Stürmer (Universität Bern) über die Beschaffung von IT-Lösungen im öffentlichen Sektor und befasste sich mit Fragen des öffentlichen Rechts und der digitalen Nachhaltigkeit. Christoph Marti (CIO Axcelerate-Solutions) präsentierte die AXC-Studie als ein Instrument zur Ermittlung der Informatikkosten einer Gemeinde. Dabei betonte er die Schwierigkeit der Vergleichbarkeit der verschiedenen Angebote. Mit Hanspeter Frischknecht (Gemeinde Neuenhof) und Thomas Ford (Gemeinde Männedorf) boten Vertreter zweier Gemeinden Einblick in den Cloud-Einsatz und die digitale Transformation in der öffentlichen Verwaltung. Konkrete Projekte sind beispielsweise E-Umzug oder E-Baugesuch und der papierlose Sitzungsversand.

In der finalen Keynote gab Andy Fitze einen Ausblick auf Trends und die künftigen Entwicklungen in der Digitalisierung. Nach der IT und dem Internet of Things gehöre die Zukunft der ganzheitlichen und anhaltenden Operational Transformation.
Der nächste Cloud Use Cases Day findet am 15. März 2018 statt.

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Von der Raupe zum Schmetterling: Prof. Stella Gatziu-Grivas wählte ein prägnantes Bild, um die Vorbereitung der IT im Hinblick auf die digitale Transformation zu veranschaulichen (Fotos: Tanja Vogel)