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Ziemlich elitär nimmt sich das unabhängige Aufsichtsgremium von Facebook an, das künftig über strittige Inhalte in dem Onlinenetzwerk entscheiden soll. Mit Helle Thorning-Schmidt ist etwa die frühere dänische Regierungschefin und mit Tawakkol Karman die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin mit an Bord, wie Facebook wissen lässt. Sie sollen künftig darüber entscheiden, ob zweifelhafter Content auf Facebook bleiben kann oder entfernt werden soll.

Gerade in Krisenzeiten wie der Coronavirus-Pandemie seien soziale Netzwerke eine grosse Hilfe für Menschen, erklärte Facebook. Zugleich könnten über das Netz "hasserfüllte, schädliche und betrügerische" Äusserungen verbreitet werden. "In den vergangenen Jahren ist die Frage, welche Inhalte bleiben und welche entfernt werden sollten und wer darüber entscheiden sollte, für die Gesellschaft zunehmend dringlich geworden." Aktuelle Studien belegen, dass Hasspostings während des Lockdowns stark zugenommen haben, auch in der DACH-Region (Österreich, Deutschland, Schweiz).

Dem mit 130 Millionen Dollar (rund 120 Millionen Euro) ausgestatteten Gremium sollen künftig 40 Mitglieder angehören. Zusammengenommen hätten sie in mehr als 27 verschiedenen Ländern gelebt und würden mindestens 29 verschiedene Sprachen sprechen, erklärte Facebook. Sie würden damit eine "große Bandbreite von Ansichten und Erfahrungen" repräsentieren. "Zum ersten Mal wird ein unabhängiges Gremium endgültige und bindende Entscheidungen darüber treffen, was bleibt und was entfernt wird", erklärte Thorning-Schmidt, eine der vier Vorsitzenden des Gremiums. "Das ist eine grosse Sache. Wir errichten ein neues Modell für die Leitung von Plattformen."

Der Kovorsitzende und ehemalige US-Bundesrichter Michael McConnell betonte, das Gremium könne unmöglich alle strittigen Inhalte unter die Lupe nehmen. Es sollten deswegen besonders hervorstehende Fälle geprüft werden. Die Entscheidungen des Gremiums könnten Facebook dann als Leitlinie für ähnlich gelagerte Fälle dienen. "Wir sind nicht die Internetpolizei", konstatiert der Ex-Bundesrichter.



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