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Nun werden die Füllhörner ausgeschüttet. Die EU hat sich für zwei wissenschaftliche Flaggschiffprojekte entschieden, die sie in den nächsten Jahren in grossem Stil fördern wird: Das Gehirn als Simulation und Forschungen zum "Wunderstoff" Graphen. Ersteres steht unter der Leitung der ETH Lausanne.

"Future and Emerging Technologies Flagship" heisst das EU-Programm offiziell. Es wurde 2009 ins Leben gerufen, um ambitionierte und visionäre Forschungsinitiativen zu fördern, die zur Bewältigung derzeitiger gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen sollen. Sechs Finalisten wurden 2011 aus 21 Bewerbungen ausgewählt. Zur Konkretisierung ihrer Vorhaben hatten sie ein Jahr Zeit und rund 1,5 Mio. Euro zur Verfügung gestellt bekommen. Nun wurden die zwei ersten Flagship-Projekte ausgewählt.

Das "Human Brain Project" hat nicht mehr und nicht weniger vor als das menschliche Gehirn zu simulieren. Unter der Leitung von Henry Markram von der ETH Lausanne (Schweiz) wollen mehr als 80 Forschungsinstitute möglichst detaillierte Modelle neuronaler Aktivitäten entwickeln. Ohne gigantische Rechenressourcen wird das nicht gehen und das koste dementsprechend viel Geld.

Viele Hoffnungen werden in das als "Wundermaterial" geltende, 2004 erstmals hergestellte Graphen gesetzt, weist doch die nur eine Atomschicht dünne, wabenförmige Kohlenstoff-Struktur zahlreiche bemerkenswerte Eigenschaften auf. Seine Entdecker, Andre Geim und Kostya Novoselov von der University of Manchester (Grossbritannien), wurden für die erstmalige Herstellung von Graphen 2010 mit dem Physik-Nobelpreis geehrt. Mehr als 120 Forschungsgruppen sind an dem von Jari Kinaret von der Technischen Universität Göteburg (Schweden) geleiteten Projekt beteiligt. Ziel ist, das Material von der Grundlagenforschung in die Praxis zu bringen, etwa für Anwendungen in Computern, Batterien oder Sensoren.